BundesratStenographisches Protokoll772. Sitzung / Seite 63

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in der Vollziehung zu 100 Prozent Länderkompetenz ist. Aber wir bekennen uns zu die­ser gemeinsamen Aufgabe. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Bundesräten der SPÖ.)

12.05


Vizepräsidentin Mag. Susanne Neuwirth: Als Nächster gelangt Herr Bundesrat Dr. Schnider zu Wort. – Bitte.

 


12.05.38

Bundesrat Dr. Andreas Schnider (ÖVP, Steiermark): Geschätzte Frau Präsidentin! Liebe Frau Staatssekretärin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Bildungspolitisch ist das, denke ich, ein wahrer Meilenstein. Jetzt haben wir schon sehr viel über die Kosten gehört, und ich denke mir: Dass es kostenfrei für die Eltern, für die Erziehenden ist, ist im Grunde eine wesentliche Rahmenbedingung, damit das, was wir bildungspolitisch wollen, überhaupt funktionieren kann. Das heißt, das eine ist die Rahmenbedingung für das andere.

Es wird immer wieder diskutiert, und daher erlauben Sie mir, hier ein paar kleine Anmer­kungen zu Bildungsfragen zu machen, ein paar Dinge zu erläutern.

Was die Geschichte mit Vorschule und Kindergarten betrifft, so ist das eine Diskussion, in der ich immer wieder vonseiten auch der FPÖ höre, dass sie da sehr stark für die Vorschule wäre.

Hier gibt es wirklich einen Unterschied, denn: Der Kindergarten ist der Bereich des nonformalen Bildungssystems – ich werde dann auch kurz erklären, was das ist –, und die Schule, somit auch die Vorschule, des formalen Bildungssystems.

Was heißt das? – Das Nonformale heißt, dass der Strukturierungsgrad geringer ist, dass es aber trotzdem zielorientierte Lernprozesse gibt, dass es keine Zertifikate und keine Zertifizierungen gibt, dass es in diesem Zusammenhang natürlich auch – so wie das auch in der Pädagogensprache heißt – keine Sanktionen bei Misserfolg gibt. Und es ist wichtig, dass, gerade wenn wir von einem wichtigen bildungspolitischen Meilen­stein reden, die Verantwortung, aus der öffentlichen Hand hier etwas zu geben und hier wesentlich etwas zu investieren, schon im nonformalen Bereich beginnen muss.

Aber warum? – Weil der Kindergarten letztlich das Eingangstor hin zur Schule ist – und der Vorschulbereich lediglich ein Bereich ist, der die Möglichkeit schafft, sich in der Schule noch ein Stück besser und leichter zurechtzufinden. Das war immer die Grundidee dieses Ansatzes. Der Kindergarten ist aber von seinem Bildungsansatz her etwas ganz, ganz anderes.

Zweiter Punkt: Bildung. – Das wurde auch immer diskutiert. Ich freue mich wirklich, dass es diesen österreichweiten Bildungsrahmenplan gibt, der jetzt im Herbst als Pilot anläuft. Herzliche Gratulation an alle, die das ermöglicht haben!

Es wurde ja schon früher von meinen VorrednerInnen, nämlich aus allen Fraktionen, angesprochen, dass es, was Bildung betrifft, im Kindergarten nicht nur um die Sprachförderung geht. Das ist nur ein kleiner, eingeschränkter Bereich. Ich bin aber über diesen Bereich sehr, sehr froh, weil er sichtlich die Gesamtpolitik plötzlich sehr stark mobilisiert hat, über alle Fraktionsgrenzen hinweg zu sagen: Da tun wir etwas! Aber unser Anliegen, gerade innerhalb der Volkspartei, war in den bildungspolitischen Diskussionen immer dahin gehend – ich denke da gerade auch an die Steirische Volkspartei, schon vor Jahrzehnten, an unsere bildungspolitischen Büchlein und Denk­werkstätten et cetera –, dass es mehrere Bereiche gibt und dass wir im Kindergarten vom Wort „Bildung“ sprechen.

Aber: Was ist Bildung? – Keine Angst, es kommen keine tausend Definitionen, es kommt nur eine einzige, und die, glaube ich, trifft am ehesten das, was Kindergarten-


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