BundesratStenographisches Protokoll772. Sitzung / Seite 64

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bildung möchte, nämlich: Bei der Bildung geht es um einen lebenslangen Prozess, der eine aktive Auseinandersetzung mit sich selbst, mit den Menschen und mit seinem Umfeld und seiner Umwelt fördern will. – Ich glaube, in diesem Sinne ist es genau der bildungspolitisch richtigste, wesentlichste und wichtigste Schritt, den wir unternehmen konnten, dass wir im Kindergartenbereich ansetzen.

Aber – und das möchte ich auch dazusagen: Da möchte ich gerade in Richtung unserer Staatssekretärin Marek ein herzliches und aufrichtiges Danke sagen, denn sie gehört meines Erachtens zu jenen Persönlichkeiten in diesen politischen Umfeldern, die, auch was Familienbild betrifft, einiges ins richtige Licht gerückt haben – machen wir uns doch nichts vor: Das Familienbild ist nicht nur eines, das sich so manche Gruppen in unseren unterschiedlichen gesellschaftlichen Ecken so vorstellen – denn jeder in seinem Eck glaubt, das, was er unter Familie versteht, ist es. Wissen Sie, das – wie ich immer so schön sage – „industrialisierte Familienbild“ von Vater, Mutter und Kind ist ja auch nicht ein Bild, das es seit Jahrhunderten, seit Jahrtausenden gibt.

Wenn wir uns die Veränderung der Familienbilder heute so anschauen, dann müssen wir sagen: Die Haushaltsformen im 19. Jahrhundert waren, dass überwiegend die Großfamilie, mit fünf Mitgliedern plus, gezählt hat. Schauen wir in das Jahr 1960: Da waren es Familien mit einem Kind. Schauen wir andererseits heute die Haushalts­formen um das Jahr 2010 an! – Nur an all diesen Punkten können Sie schon sehen, welche hier dominieren, nämlich die verschiedensten: kinderlose Paare, homosexuelle Paare, Restfamilien – wie das eben im soziologischen Sinn heißt –, Alleinerziehende mit Kindern, Paare mit einem Kind, Paare mit zwei Kindern, Patchwork-Familien, neue Drei-Generationen-Familien, Alleinerziehende mit zwei Kindern.

Und jetzt sage ich Ihnen: Gott sei Dank! Wir haben ein wunderbares plurales gesell­schaftliches Bild! Aber wenn wir bildungspolitisch etwas verändern wollen und wirklich in dieser Gesellschaft, in dieser österreichischen Gesellschaft etwas prägen wollen, dann können wir uns vor solchen soziologischen Befunden und letztlich empirischen Daten – nicht irgendwelchen Zukunftsdaten, sondern jetzt seienden! – nicht ver­schließen.

Dann gehört natürlich auch dazu, sich zu überlegen: Wie sehen die Betreuungsplätze aus? Ich sage hier schon voll überzeugt, so einfach können wir es uns nicht machen, zu sagen: So, das war jetzt der Kindergarten, jetzt sind wir fertig, jetzt sind wir am Ende mit all unseren Überlegungen! – Denn so ist es nicht! Ich habe mir eine sehr inter­essante Prozentzahl aus dem neu erschienenen Nationalen Bildungsbericht, den ich für sehr lesenswert halte, herausgeschrieben, nur bin ich nicht sicher, ob da alle Prozent­zahlen genau übereinstimmen mit denen, die hier in unterschiedlichen Frak­tionen teilweise zitiert werden.

Erstmals wird hier nämlich klar festgehalten, dass wir – das hat Frau Staatssekretärin Marek schon angesprochen –, was die Quoten betrifft, was Kindergarten betrifft, der Drei- bis Fünfjährigen und so weiter, sehr gut unterwegs sind und dass diese paar Prozentchen, die da oder dort in einem Bundesland noch fehlen, wie wir es ja gehört haben, in den nächsten Monaten und im nächsten Jahr aufgeholt werden. Darin sehe ich überhaupt kein Thema.

Aber das Thema liegt schon ein bisschen auch davor, und da sollten wir uns als Päda­gogen und Pädagoginnen auch von einer ideologischen Diskussion ein bisschen entfernen. Es ist vielleicht merkwürdig, das von einem katholischen Theologen, aus dem Munde eines Religionspädagogen zu hören, aber: Von vornherein zu sagen, wenn jemand sein Kind auch vor dem dritten Lebensjahr einer fremden Betreuung anvertraut, wenn ich das so sagen darf, dass dieses Kind schlecht betreut wird, dass sein Vater ein Rabenvater oder seine Mutter eine Rabenmutter ist – bitte schön,


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