BundesratStenographisches Protokoll774. Sitzung / Seite 158

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zahlen, ihn auch lieber zahlen, wenn sie eine leichte Gestaltungsmöglichkeit bei der Leistung des Kirchenbeitrages haben. (Zwischenruf des Bundesrates Dr. Schnider.)

Kollege Schnider, es wird gerade zurückgerudert in dieser Frage, wie du vielleicht auch den Medien entnommen hast, dass das eben seit einigen Monaten nicht mehr in jeder Diözese geht und dass das, was man vor allem in den achtziger Jahren erarbeitet hat – da ging es vor allem um die entwicklungspolitische Dimension, um die Selbst­besteu­erung und so weiter –, derzeit zurückgenommen wird.

Eine Bemerkung möchte ich aber, Frau Präsidentin, über diesen Tagesordnungspunkt hinaus, aber trotzdem haarscharf am Thema dran, noch machen. Derzeit liegt ein Verfahren vor, eine bestimmte Religionsgemeinschaft in Österreich als offizielle Reli­gionsgemeinschaft anzuerkennen, das ist die Religionsgemeinschaft der Aleviten.

Es ist eine relativ große Gruppe, die in Österreich lebt, die aus dem Bereich der Levante – Türkei, Syrien, Libanon – kommt. Die Wurzeln dieser Religionsgemeinschaft liegen beim Propheten Ali, der in einer Moschee ermordet wurde, weshalb die Moschee für die Aleviten auch eine sogenannte feindliche Institution ist. (Präsident Preiner übernimmt wieder den Vorsitz.)

Die Aleviten kennen wir heute als eine Religionsgemeinschaft, die im Islam verwurzelt ist, aber von allen Religionen gespeist wird, sowohl vom Christentum als auch vom Hinduismus als auch von allen großen Religionen. Ich bezeichne sie immer als jene Religionsgemeinschaft, die im Islam wurzelt und am stärksten bereits die Aufklärung vollzogen hat. Das bedeutet, wenn uns der Dialog zwischen Christentum und isla­mischer Welt gelingen will, dann sind die Aleviten mit Sicherheit das größte und das wichtigste Scharnier.

Sehr viele leben in Österreich, es ist eine relativ große Gruppe – zum Beispiel gehört der Großteil der Kurden dazu –, und sie praktizieren ihre Religion in sogenannten Kulturhäusern, da sie ja die Moschee als feindlich betrachten und diese nicht betreten.

In der Türkei gehören sie nicht zur geförderten Religionsgemeinschaft und haben auch erhebliche Probleme, ihrem Glauben nachzugehen, aber sie machen ungefähr 45 Prozent der Bevölkerung der Türkei aus.

Ich halte es wirklich für wichtig, diese Religionsgemeinschaft in Österreich anzuer­kennen und die Chance zu sehen, mit einer doch dem Islam sehr nahen und aufgeklärten Religionsgemeinschaft in diesen Dialog einzutreten und ihre Kulturein­richtungen ebenfalls als religiöse Kultureinrichtungen zu begreifen. – Danke. (Allge­meiner Beifall.)

18.04

18.04.20

 


Präsident Erwin Preiner: Weitere Wortmeldungen hiezu liegen nicht vor.

Wünscht noch jemand das Wort? – Das ist nicht der Fall.

Die Debatte ist daher geschlossen.

Wird von der Berichterstattung ein Schlusswort gewünscht? – Das ist auch nicht der Fall.

Wir kommen nun zur Abstimmung.

Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem Antrag zustimmen, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben, um ein Handzeichen. – Das ist Stimmeneinhelligkeit. Der Antrag ist somit angenommen.

 


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