BundesratStenographisches Protokoll777. Sitzung / Seite 79

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der Geburt ein Parallelbezug von Wochengeld und Kinderbetreuungsgeld bisher schon nicht möglich war. Aber dort, wo eben dann während des Bezuges von Kinderbetreu­ungsgeld ein weiteres Kind zur Welt gekommen ist, hat es das sehr wohl gegeben.

Das haben wir bereinigt. Aber wir haben genau das, von dem Sie gesagt haben, dass es Tatsache ist, eben jetzt möglich gemacht. Wenn ein Vater – wir kennen da einzelne Fälle – im Kinderbetreuungsgeldbezug ist, die Frau wieder ein Kind bekommt, dann ha­ben wir gerade hier die Möglichkeit geschaffen – im Gegensatz zur bisherigen Rege­lung –, dass der Vater Kinderbetreuungsgeld beziehen kann, auch wenn die Mutter gleichzeitig Wochengeld bezieht.

Ich glaube, das war eine ganz, ganz wichtige Regelung und Änderung, gerade um hier auch einen Anreiz für die Väter zu bieten, und es überrascht mich, dass Sie sagen, dass wir durch die Karenzverkürzung beziehungsweise durch die Verkürzung von drei auf zwei Monate die Väter schlechter stellen. Es wird, ganz im Gegenteil, einen größe­ren Anreiz geben, weil ich in einem Unternehmen zwei Monate der Karenz einfach leichter organisieren kann als drei Monate. Und ich muss ganz ehrlich sagen, ein Va­ter, der zwei Monate in Karenz geht und Kinderbetreuungsgeld bezieht, ist mir lieber als einer, der gar nicht geht. Und wenn das der Preis dafür ist, soll es mir recht sein. Diese Monate sind ja zwischen den Eltern ganz flexibel aufteilbar. Die zwölf plus zwei Monate können genauso bedeuten, sieben Monate für jeden Elternteil. Also hier ist die Flexibilität, wie es bisher schon der Fall war, ganz stark gegeben.

Das Argument, das mehrfach von BZÖ und FPÖ gekommen ist, das einkommensab­hängige Kinderbetreuungsgeld wäre ungerecht, kann ich überhaupt nicht nachvollzie­hen. Jedes Kind ist gleich viel wert – das sagen Sie auch in Ihren Statements –, und bei den Familienleistungen ist es in der Regel tatsächlich so. Aber Tatsache ist, dass gerade besser qualifizierte Frauen und auch Männer den Kinderwunsch nicht mehr realisieren, weil sie die Perspektive, Einkommensverluste hinnehmen zu müssen, aber auch in der Vereinbarkeit von Familie und Beruf Einbußen zu haben, so nicht akzeptie­ren und deswegen den Kinderwunsch verschieben oder ganz aufgeben.

Deswegen, so glaube ich, ist es eine zutiefst sozial- und familienpolitische Maßnahme, wenn wir sagen: Ja zum Kind heißt auch, dass wir Einkommensverluste aufgrund die­ser Entscheidung zu einem gewissen Teil für eine gewisse Zeit kompensieren. Wenn wir damit auch mehr Kinder in Österreich bekommen werden – und ich gehe davon aus, das wird der Fall sein –, dann soll mir das recht sein und dann freuen wir uns darauf.

Es ist, glaube ich, auch sehr wichtig, Frauen auf allen Ebenen der Wirtschaft entspre­chend zu fördern und zu forcieren. Wenn wir wollen, dass die Einkommensschere ge­schlossen wird, wenn wir wollen, dass Männer wie Frauen auf allen Ebenen erfolgreich sind und auch Väter stärker sichtbar werden, wenn ein Blick wiederum nach Schweden zeigt, dass es ein ganz normales Bild ist, dass Väter mit Kinderwagen unterwegs sind, dass Besprechungen nach 17 Uhr eigentlich unüblich sind, weil da auch die Väter die Kinder vom Kindergarten abholen gehen, dann ist das ein sehr schönes Bild, und ich glaube, dann ist es das wert, hier auch mit politischen Rahmenbedingungen etwas zu machen.

Abschließend zur Kritik, dass Alleinerziehende nicht berücksichtigt wurden, auf der Strecke geblieben sind – auch von den Grünen kam dieser Vorwurf –: Ich gebe zu, es ist ein Kompromiss, aber ich glaube, es ist ein gelungener Kompromiss. Es kann nicht sein, dass wir Anreize setzen, Kinder nicht mehr offiziell miteinander zu erziehen, dass wir Anreize setzen, dass es einfach lukrativer ist, alleinerziehend zu sein, als sich ge­meinsam zu einem Kind zu bekennen. Ich sage das ganz bewusst als selbst Alleiner­ziehende und glaube schon zu wissen, wovon ich hier spreche.

Wir hatten in den neunziger Jahren das erhöhte Karenzurlaubsgeld, wonach Alleiner­ziehende eben aufgrund dieser Tatsache einen doppelt so hohen Betrag erhalten ha-


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