BundesratStenographisches Protokoll777. Sitzung / Seite 93

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

den dann am Schulstandort vom Lehrer nach einem einheitlichen Korrekturschlüssel benotet. Diese Ergebnisse sind somit erstmals, und das ist der Paradigmenwechsel, österreichweit vergleichbar, was wirklich einem Paradigmenwechsel gleichkommt und als Qualitätssicherungsinstrument zu verstehen ist. Das hat es bisher nicht gegeben: eine zumindest im schriftlichen Teil vergleichbare Reifeprüfung, vergleichbar – wie die Frau Ministerin immer sagt – vom Neusiedler See bis zum Bodensee. Bisher war sie nicht einmal innerhalb eines Hauses vergleichbar. Ich rede gar nicht von innerhalb eines Bundeslandes, innerhalb eines Hauses waren die Arbeiten schon verschieden, weil die Schüler der Klasse 8a ganz andere Beispiele gehabt haben als die Schüler der 8b, obwohl sie in der gleichen Schule waren. Die Vergleichbarkeit und die Objektivität sind damit, meiner Ansicht nach, wirklich sichergestellt, und auch die Qualität ist gesi­chert.

Drittens die mündliche Reifeprüfung: Ich gebe Ihnen schon recht (Abg. Mühlwerth: Echt?) – ja, durchaus, wir stimmen überein –; wenn ich bei den Standardisierungen einhake: das ist ja quasi eine Fortsetzung der Standardisierungen – vierte Schulstufe, achte Schulstufe, und es mündet jetzt quasi in die standardisierte Reifeprüfung. Das ist wichtig für die Vergleichbarkeit. Um PISA, PEARLS und TIMSS, und wie all diese Stu­dien heißen, Rechnung zu tragen, brauchen wir auch Qualitätssicherungsinstrumente.

Man muss aufpassen, dass man nicht einem falsch verstandenen Utilitarismus in die Falle geht, indem nur das unterrichtet wird, was nützlich ist – und nützlich ist das, wo der Nutzen augenscheinlich, evident ist –, also mit einem Wort: was messbar ist. Das darf es nicht sein, denn das wäre eine Verarmung des Bildungsbegriffes, eine Reduzie­rung auf rein kognitive oder intellektuelle Leistungen.

Bildung ist mehr. Bildung ist nicht nur die Vermittlung der Kulturtechniken Lesen, Rech­nen, Schreiben, so wichtig das auch ist. Wir wissen, dass heute 27 Prozent der 15-, 16-jährigen Schüler – der Buben – nicht mehr lesen können, nicht mehr verstehen, was sie lesen. Natürlich ist das wichtig. Aber der Begriff Bildung ist etwas Umfassendes. Es liegt aber in der Autonomie der Schule, den Bildungsbegriff zu definieren und ent­sprechende Angebote zu bieten. Ich denke etwa an die Steiermark, wo wir einen päda­gogischen Schwerpunkt „Kunst und Schule“ haben, wo wir versuchen, die Kunst mit hereinzunehmen unter dem Gesichtspunkt der Bereicherung des Lebens.

Im dritten, mündlichen Teil der Reifeprüfung werden, wie bereits angeführt, neben der fachlichen Seriosität auch die oft zitierten Schlüsselqualifikationen wie Argumentations­fähigkeit „abgeklopft“, wobei durchaus auch Haltungen und Einstellungen überprüft werden können.

Resümierend darf festgehalten werden, dass dieses vorliegende Gesetzeswerk zur neuen Reifeprüfung sicher einen zukunftweisenden Schritt bedeutet und von hoher po­litischer Verantwortung gegenüber unseren Jugendlichen geprägt ist.

Ich bin davon überzeugt – darüber haben wir schon einmal diskutiert –, dass diese standardisierte Reifeprüfung auch einen beträchtlichen Schub in der Unterrichtsent­wicklung der Schulen bewirken wird. In der Stellungnahme des Landesschulrates für Steiermark zum seinerzeitigen ursprünglichen Entwurf zur Vorlage dieses Gesetzes ist zu lesen, dass es sich um einen Reifeprüfungsentwurf handelt, der innerhalb der Struk­turen Sicherheit vermittelt, aber doch Leidenschaft zulässt. Ich glaube, damit ist dieses Werk sehr gut charakterisiert.

Ergänzend darf ich noch darauf hinweisen, dass, wenn die standardisierte AHS-Reife­prüfung schon nicht im Gleichschritt mit der Reifeprüfung der BHS, der Berufsbilden­den Höheren Schulen, erfolgt, wenigstens darauf geachtet werden muss, dass der an­gepeilte Termin für die Realisierung der neuen Reifeprüfung an Berufsbildenden Höhe­ren Schulen im Schuljahr 2014/15 auch tatsächlich eingehalten wird. Darauf muss Wert gelegt werden.

 


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite