BundesratStenographisches Protokoll777. Sitzung / Seite 95

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Präsident Erwin Preiner: Als Nächster gelangt Herr Bundesrat Dr. Schnider zu Wort. – Bitte.

 


14.30.45

Bundesrat Dr. Andreas Schnider (ÖVP, Steiermark): Herr Präsident! Herr Bundes­minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr verehrte Damen und Herren! Ich freue mich, dass heute der Gesundheitsminister da ist, weil ich mir denke, Bildung hat sehr viel mit Gesundheit zu tun. Ich möchte mich heute aber nicht weiter darüber ausbreiten.

Ich möchte gerne die Anfrage von Frau Kollegin Mühlwerth aufgreifen, denn ich finde, sie fragt zu Recht: Was wollen wir eigentlich, was will die Bildung, in welche Richtung läuft es? – Ich möchte versuchen, das kurz in drei Punkten – die meiner Meinung nach sehr gut in dieses Konzept passen – im Rahmen dieses Gesetzestextes zu beant­worten.

Erster Punkt: Ich glaube, dass Bildung ein lebenslanger Prozess ist, und dass wir da­von abgehen müssen, zu sagen, es gibt eine Ausbildung, dafür sind wir verantwortlich, aber was dann jeder in seinem Erwachsenendasein bis zu seinem Lebensende tut, ist uns als Bildungspolitikerin und -politiker völlig wurscht.

Zweiter Punkt: In diesem lebenslangen Prozess hat jeder seine eigene individuelle Lern- und Bildungsbiographie; auf die gilt es achtzugeben und draufzuschauen.

Dritter Punkt: Daraus ergibt sich für mich aber auch eine Dualität: auf der einen Seite eine hohe Wertschätzung der Autonomie, eines autonomen Wesens und ganz konkre­ter autonomer Entscheidungen, die an ganz bestimmten Standorten passieren, aber auf der anderen Seite auch Vergleichbarkeit. Die Dualität bedeutet demzufolge: Auto­nomie, aber sehr wohl auch Standardisierung.

Wie kriegt man diese beiden Pole zusammen? – Das ist eine wesentliche Frage, die in Zusammenhang mit dem Ziel dieser Bildungsdiskussion steht.

Weiters stellt sich für mich immer die Frage, wo die persönliche Eignung liegt. Das heißt: Wo liegen meine Talente und wo liegen meine Fähigkeiten? – Ich gebe Ihnen völlig recht, wir müssen viel stärker darauf achten, dass wir unser Bildungssystem nicht mehr verschulen, sondern entschulen, das heißt, viel mehr Bedacht auf selbständige Arbeit legen. In dieser Hinsicht befürchte ich, dass im tertiären Bereich, gerade auf Hochschulebene, vieles verschult wird und weniger das Selbstständige im Vordergrund steht.

Was haben wir jetzt politisch vor und was tun wir in der Politik? – Dazu stellte ich in den letzten Jahren Folgendes fest und finde, dass die Bundesministerin einen sehr gu­ten und vernünftigen Weg geht. Es gibt für mich nämlich drei Schritte:

Der erste Schritt ist immer eine Standortbestimmung: Wo stehe ich? – Der zweite Schritt beinhaltet die Frage: Wie werde ich auf diesem Weg begleitet? – Drittens: Wo sind dann meine Kompetenzen? – Diese drei Schritte gilt es zu begleiten.

Wolfgang Erlitz hat es im Prinzip ohnehin schon sehr ausführlich gesagt: Wir haben uns immer dafür entschieden – gerade in den letzten Jahren –, uns messen zu lassen, das heißt, uns bestimmten Standardisierungen auszusetzen. Ich kann nicht sagen, dass ich vergleichbar bin, wenn ich mich nicht gewissen Standards aussetze. Diese Standards sind die unterschiedlichen Studien, die gemacht werden, ob in der Volks­schule, ob am Ende der Volksschule – es beginnt eigentlich bereits bei den Lesescree­nings –, ob nach dem 8. Schuljahr dann die PISA-Studie oder eben jetzt die standardi­sierte Matura.

Das ist meiner Ansicht nach ein Weg, der begleitet werden muss. Es ist zu wenig zu sagen: Du stehst da, also steh da!, sondern ich glaube, wir müssen früher ansetzen.


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite