BundesratStenographisches Protokoll777. Sitzung / Seite 100

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Hier sind schon unterschiedlichere Ausbildungsformen gegeben, allein wenn man sich die Stundenanzahl zum Beispiel des Fremdsprachenunterrichts anschaut. (Bundesrat Mag. Erlitz: Das ist auch nie gemeint gewesen!) – Oh ja, der Herr Sektionschef hat das so argumentiert. (Bundesrat Mag. Erlitz: Was der Sektionschef argumentiert!) – Der Sektionschef ist an sich eine bedeutende Persönlichkeit. (Heiterkeit.) Aber wenn der Herr Landesschulratspräsident sagt, das war vielleicht irrtümlich, dann hoffe ich das. (Neuerlicher Zwischenruf des Bundesrates Mag. Erlitz.)

Frau Kollegin Mühlwerth ist zwar jetzt draußen, aber natürlich hat sie recht beim The­ma Hauptschule. Es stellt sich generell die Frage: Warum ist gerade in den städtischen Ballungszentren diese Flucht passiert? – Die Hauptschule an sich – die alte Haupt­schule, die ländliche Hauptschule – war durchaus gymnasialreif und hat auch auf einem ordentlichen Niveau ausgebildet.

Nun erfolgt in den Städten die Flucht aus der Hauptschule. Ganz egal, von woher die Menschen kommen, ob es jetzt eine soziale Flucht ist oder nicht, was übrig bleibt, was wir derzeit in den städtischen Hauptschulen haben, ist eine Katastrophe, ist eine un­fassbare Bildungskatastrophe, die wir nicht nur zur Kenntnis nehmen können.

Ich bin sehr oft in der Demokratiewerkstatt des Hauses, und da merkt man, wenn Hauptschüler vom Land sind oder Hauptschüler aus der Stadt sind, dass manche Hauptschüler aus der Stadt nicht einmal in eine Deutschkommunikation mit einem Poli­tiker wie zum Beispiel mit mir eintreten können, weil sie ein sprachliches (Zwi­schenruf des Bundesrates Mayer. – Heiterkeit bei der ÖVP.) – Kollege Edgar Mayer, ich habe ja nicht gesagt, dass dort ein Vorarlberger ist, das wäre ja verständlich. Ich habe gesagt, jemand, der ganz normal versucht, Deutsch zu reden, auch wenn er aus Tirol kommt. – Ich meine dieses Unvermögen, selbst kleine Fragestellungen zu formu­lieren. Natürlich gibt es soziale, aber auch sprachliche Barrieren. Das ist die ganz gro­ße Herausforderung, der wir uns zu stellen haben, wie wir mit der Muttersprache um­gehen.

Der Schritt mit dem Kindergarten war der erste Schritt, deshalb: ja. Beim Kindergarten haben wir – die über Bildungspolitik diskutiert haben – immer gesagt: Beim Kindergar­ten müssen wir ansetzen, aber wir müssen auch muttersprachlich beim Kindergarten ansetzen, denn nur so kann ich jemanden befähigen, das zu lernen, was alle anderen können und vielleicht eine Gesamthebung des Niveaus zustande bringen.

Es ist ein weiteres Puzzle in einem bildungspolitischen Bild, das wahrscheinlich noch viele, viele Puzzles benötigt. Aber in dem Sinne, wie Andreas Schnider einmal gesagt hat – der Bundesrat ist eine Bildungskammer –, werden wir wieder einmal einen weite­ren Schritt, vielleicht auch in einer Parlamentarischen Enquete setzen müssen. – Dan­ke schön. (Allgemeiner Beifall.)

14.58


Präsident Erwin Preiner: Zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Blatnik. Ich erteile es ihr.

 


14.58.19

Bundesrätin Ana Blatnik (SPÖ, Kärnten): Herr Präsident! Gospod president! Herr Bundesminister! Gospod minister! Sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich bin Lehrerin – und das seit 30 Jahren –, eine Lehrerin mit Begeisterung, eine Lehrerin, die Schüler unterrichtet, eine Lehrerin, die aber auch sehr viel von Schülern lernt.

Meine Aufgabe als Lehrerin sehe ich einerseits darin, Wissen zu vermitteln, weil das Leben verlangt Wissen, andererseits aber auch darin, Schülerinnen und Schüler für die Zukunft fit zu machen. Was meine ich damit, Schüler und Schülerinnen für die Zukunft fit machen? – Das heißt für mich, sie zu motivieren, sie zu unterstützen, dass sie zu


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