BundesratStenographisches Protokoll777. Sitzung / Seite 104

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15.12.10

Bundesrätin Mag. Bettina Rausch (ÖVP, Niederösterreich): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Viel ist in den letzten Minuten über Bildung gesprochen worden. Ich sage da etwas, was ich schon einmal an dieser Stelle gesagt habe und immer wieder sagen werde: Es gibt für mich einen Maßstab, an dem man gute Bildung und vor allem auch gute Bildungspolitik messen kann, und der ergibt sich aus meinen persönlichen Erfahrungen, aber viel mehr noch aus Erlebnissen und Kontakten mit den zentralen Personen in der Bildung, nämlich mit den Schülerinnen und Schülern. Dieser Maßstab ist: Schule muss aufs Leben vorbereiten! Das gilt für alle Schultypen und Schulstufen, für alle Bildungsbiographien, somit auch für die höhe­ren Schulen, um die es mit der neuen Matura vor allem geht.

Aufs Leben vorbereiten, das heißt für mich, auf das Leben in all seinen Bereichen und Facetten, privat wie beruflich; ganz besonders auch beruflich, weil es darum geht, selbstbestimmte Entscheidungen darüber treffen zu können, wie man seinen Lebens­unterhalt später bestreiten will. Denn je weniger man die jungen Menschen auf mo­derne Arbeitsumfelder vorbereitet, desto weniger flexibel, kreativ und unternehmerisch werden sie werden und desto weniger werden sie auch ihren Platz im Arbeitsmarkt und somit auch im Leben finden können.

Was hat das jetzt mit der neuen Matura zu tun? – Die neue Matura kann einen Beitrag dazu leisten, dass junge Menschen besser aufs Leben vorbereitet werden, auf all das, was eben nach der Schule kommt.

Mit den zentralen Elementen wird dem, glaube ich, durchaus verständlichen und sinn­vollen Wunsch Rechnung getragen, dass Bildungsabschlüsse vergleichbar werden. Es wollen nicht nur die zukünftigen Arbeitgeber wissen, ob der eine der bessere Bewerber oder die eine die bessere Bewerberin ist, sondern das wollen ganz besonders auch Schülerinnen und Schüler wissen. Ich finde, Schülerinnen und Schüler haben es sich auch verdient, zu wissen, wie gut ihre Schule im Vergleich mit anderen ist, wie gut auch die Ausbildung ist, die sie genossen haben oder haben genießen müssen.

Wenn das in manchen Schulen zu Nachbesserungen führt, diese sich vielleicht ein bisschen mehr anstrengen müssen, dort vielleicht auch die Lehrerinnen und Lehrer noch die „extra mile“ gehen müssen und das eine oder andere organisatorisch geän­dert werden muss, dann kann das nur im Sinne aller Beteiligten sein. – Zu den zentra­len Elementen das eine.

Zum Nächsten: Mit den individuellen und mündlichen Elementen können weiterhin schulische und persönliche Bildungsschwerpunkte gesetzt werden. Ich halte auch das für ganz wichtig, denn wir werden in Zukunft nicht die konformistischen Menschen brauchen, sondern Menschen, die ihre persönlichen Talente kennen und persönliche Talente auch gefördert bekommen. Dass man dann sein Wissen, seine Erkenntnisse, auch seine Persönlichkeit präsentieren kann, ist wohl eine der besten Vorbereitungen auf all das, was im Leben kommt. Sowohl privat als auch beruflich wird man immer wieder Eigenmarketing betreiben müssen.

Dass es mit der neuen Matura jetzt endlich eine vorwissenschaftliche Arbeit in der AHS gibt, ist nur logisch. Worauf sonst als auf ein weiterführendes Studium – auf einer Uni, einer FH oder wo auch immer – soll denn die AHS vorbereiten? – Insofern tut, glaube ich, so eine Beschäftigung mit wissenschaftlichem Arbeiten vor der Uni und der FH auch sehr gut. Ich weiß da, wovon ich rede: Bei uns gab es das nicht, und ich hätte es gerne gehabt.

Die neue Matura kann somit meiner Ansicht nach eine echte Chance für die Schulen, aber vor allem auch für die Schülerinnen und Schüler sein. Ich sage ganz bewusst „kann“, weil es, glaube ich, darum geht, wie wir sie jetzt mit Leben erfüllen. Ich kann da


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