BundesratStenographisches Protokoll778. Sitzung / Seite 39

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Jetzt komme ich zu dem, was ich auch bei der Schulbildung immer wieder sage: Wir denken zu wenig über Bildung im Allgemeinen nach. Auch bei den Universitäten geht es ja vor allem um Ausbildung, aber nicht um Bildung als Gesamtes, wofür aber die Universität geradezu prädestiniert ist und was wesentlich ist. Daher muss auch über den Zweck der Universitäten und ihren Auftrag nachgedacht werden.

Wenn wir von Ausbildung sprechen, kann man, finde ich, auch darüber nachdenken, welche an den Universitäten stattfinden soll und was man weiter ausbauend den Fach­hochschulen übergeben kann.

Ein weiteres Thema ist auch jenes der Studienabbrecher. Ja, wir haben nach meinem Dafürhalten zu viele Studienabbrecher. In der „Presse“ war vor zwei Wochen nach einer Befragung der Studenten aufgelistet, welche Gründe es für einen Studienabbruch gibt. 19 Prozent – und das halte ich für einen wirklich hohen Prozentsatz – gaben an, dass institutionelle Gründe dafür verantwortlich sind, also das, was ich eingangs schon erwähnt habe: überfüllte Lehrveranstaltungen, falscher Aufbau des Studiums. Bei mangelnder Vereinbarkeit von Beruf und Studium war der Prozentsatz nicht so hoch. Wir sagen ja immer wieder, wenn man berufstätig ist, dann ist es so schwierig, zu studieren. Aber es waren trotzdem noch 11 Prozent, was zwar nicht so viel wie 19 ist, aber dieser Prozentsatz erscheint mir doch auch ein wenig hoch.

Tatsächlich bereitet mir Sorge – und das sollte uns allen Sorge bereiten –, dass 18 Prozent angegeben haben, das sie gar nicht vorhaben, das Studium zu beenden. Jetzt werden Sie sagen: Na ja, dann machen wir eben Studienbeschränkungen, dann sind die 18 gleich von vornherein weg! Ich glaube allerdings nicht, dass das der richtige Weg ist, sondern ich meine, es wäre wichtiger, die künftigen Studenten an den Schulen besser zu beraten und zu informieren, was letzten Endes bei einem Studium auf sie zukommt. Wir haben die Forderung nach Beratung und Information übrigens in unserem Bildungsprogramm, das hat sogar die ÖVP teilweise aufgegriffen, das ist dann allerdings wieder im Sande verlaufen. Wir haben gemeint, man könnte es in der Oberstufe zur Bedingung machen, dass die Wahlpflichtfächer schon in Richtung eines Studiums gehen. Wenn jemand beispielsweise Medizin studieren will, dann muss er Biologie nehmen und kann nicht sagen, das interessiert ihn nicht oder Physik interessiert ihn überhaupt nicht. Also darüber könnte man auch nachdenken, ob man nicht schon in der Oberstufe eine Schiene in Richtung Universität legen könnte.

Dazu haben wir aber von Ihnen, Herr Minister, bis jetzt leider überhaupt nichts gehört. Ich behaupte jetzt, Sie sind mit dem Kopf und mit einem Fuß schon in Brüssel und es interessiert Sie nur mehr mäßig – ich will nicht sagen: gar nicht –, denn Sie haben sehr lange nachgedacht, bis Sie sich dazu entschlossen haben, diese Woche vielleicht doch mit den Studenten zu sprechen. Das scheint mir für einen Wissenschaftsminister schon sehr lange zu sein.

Was dabei herauskommen mag, das werden wir sehen und das darf man sich fragen. Ich fürchte, es wird nicht wirklich etwas herauskommen.

In der Zwischenzeit haben aber natürlich all jene Studenten, die eigentlich zügig ihr Studium beenden wollen, größte Probleme, zu ihren Lehrveranstaltungen zu kommen. Die Republik Österreich gibt viel Geld dafür aus, um Hörsäle woanders anzumieten, damit die Studenten zu einer Lehrveranstaltung kommen, und das unter dem Gesichts­punkt, den wir ja immer wieder hören, dass wir kein Geld haben. Also ich denke, Herr Minister, hier sind Sie schon aufgefordert, in den letzten Tagen, die Ihnen noch bleiben, in Ihrem Ressort für Ordnung zu sorgen.

Ich darf Sie alle daran erinnern, vor allem die Regierungsparteien, dass wir am 24. September 2008 beschlossen haben, dass ab 2009 – in diesem Fall war es bis 2020; wir sind mittlerweile zurückgegangen und haben gesagt, 2015 sollte es sein –


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