BundesratStenographisches Protokoll778. Sitzung / Seite 62

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ganz ehrlich: Der morgige beziehungsweise übermorgige Tag kann nur der Beginn eines Dialoges sein. Wahrscheinlich werden wir auch da und dort in Subgruppen arbeiten müssen, wenn wir wirklich Interesse daran haben, lösungsorientiert vorzu­gehen. Es sollte unser gemeinsames Ziel sein – oder zumindest das von möglichst vielen –, zu einem Ergebnis zu kommen, damit wir dann in der Tat jenen möglichst breiten gesellschaftlichen Konsens finden, auf dem aufbauend dann Lösungen erar­beitet werden können.

Frau Kollegin Kerschbaum, ich kann Ihnen sagen, dass es fast zu jedem Thema Lösungen gibt. Diese sind nur unterschiedlich, und man muss sich einmal darauf verständigen, was ein mehrheitlicher Zugang ist. Das ist wie eine Gleichung mit zwei Unbekannten: Wenn ich die eine Unbekannte im Sinne der mehrheitlichen gesell­schaftlichen Konsenslösung definiere, ergibt sich sozusagen das Ergebnis für die zweite Unbekannte von selbst. Das ist die eigentliche Aufgabe der nächsten Wochen und Monate.

Um betreffend die Studierendenzahlen auch noch einmal klarzustellen, warum wir erst jetzt wieder jene Zahlen von 2 000 haben: Durch die Einführung der Studienbeiträge 2001 haben sich 40 000 Studierende von der Uni verabschiedet und exmatrikuliert. Wir haben also einen Knick gehabt, und in den letzten Jahren haben sukzessive jährlich mehr Studierende inskribiert, daher sind wir jetzt wieder bei jenem Wert von 2 000; allerdings um den – wie ich meine guten – Preis, dass wir die Zahl derer, die tatsächlich studieren, zum Vergleichszeitraum rund um 2000 deutlich angehoben haben.

Zu den Rankings auch ein offenes Wort: All jene Universitäten, die in den Rankings vorne sind, haben Zugangsregelungen und nicht gerade „schlampige“ Studien­bei­träge – das muss man auch sehen. Dass die Uni Wien noch dort ist, wo sie steht, hängt ursächlich mit ihrem Standing bei den Forschungsleistungen zusammen. Das Problem, das wir vielfach haben, sind die Defizite im Bereich der Lehre. Das hängt aber auch mit definitorischen Problemstellungen zusammen. In internationalen Ver­gleichen etwa werden Lektoren nicht dem Lehrpersonal zugerechnet. Dies ist aber, wie wir wissen, in österreichischen Universitäten ganz wesentlich, da Lektoren sehr maßgeblich für die Leistungen bei der Lehre sind.

Etwas, das ganz wichtig ist – und ich glaube, das sollten Sie wissen –, ist, dass Österreich, wenn wir den gesamten postsekundären Bereich betrachten, nach Irland den höchsten Anteil an Menschen hat, die einen postsekundären Abschluss vorweisen können. Weltweit sind wir an vierter Stelle, da sind noch die Japaner und die Australier vor uns.

Man muss also das Gesamtbouquet dessen betrachten, was wir im postsekundären Bereich anbieten. Wenn man das alles zusammenfasst, dann können wir Gott sei Dank feststellen, dass die Ausbildungsqualität der Österreicherinnen und Österreicher gar nicht so schlecht ist, und das schlägt sich letztlich auch – Gott sei Dank – trotz aller Schwierigkeiten in den Arbeitslosenzahlen nieder. Auch da muss man sehen, dass Menschen mit einer akademischen Berufsausbildung ungleich bessere Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt haben als jene, die keinen Abschluss haben.

Der Anteil derer, die keinen Pflichtschulabschluss haben, macht, gemessen an den Arbeitslosenziffern, fast 50 Prozent aus, und der Anteil der Akademiker, glaube ich, 2,5 oder 2,6 Prozent.

Das heißt, Wissen schafft Arbeit; Wissen schafft auch eine bessere Lebensper­spek­tive; es gibt auch Untersuchungen, dass das durchschnittliche Lebenseinkommen von Akademikern 150 000 €, glaube ich, oder 180 000 € höher ist als jenes von Pflicht­schulabsolventen. Daher ist es, so meine ich, legitim, von denen, die diese Ausbildung


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