BundesratStenographisches Protokoll779. Sitzung / Seite 49

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Griff zu bekommen. Wir wissen, wo wir derzeit stehen. Ohne ÖBB würden wir wahr­scheinlich noch weitaus schlechter dastehen.

Aber was mir an der Diskussion einfach nie gefällt, Frau Bundesministerin, ist, dass man eine Kritik an den ÖBB immer gleichsam wie mit dem Knüppel zurückbekommt. Man darf die ÖBB nicht kritisieren, denn die ÖBB sind ein Unternehmen, auf das wir stolz sein müssen. – Das ist richtig, wir sind ja auch alle stolz auf die ÖBB. Wir möch­ten auch gar nicht, dass sie in irgendeiner Weise den Weg der AUA gehen.

Sie sagen, viele unserer Schienennetze sind aus der Monarchie. Richtig, und Tatsache ist auch, dass das Managementdenken innerhalb der ÖBB so flexibel ist, wie es viel­leicht vor hundert Jahren war. (Demonstrativer Beifall bei der ÖVP.)

Ich stelle Ihnen das jetzt auf zwei Ebenen dar. Zunächst zur Ebene des kleinen Wiener Kommunalpolitikers. Da versuchen wir seit zwölf Jahren jährlich eine Kommissionie­rung mit den ÖBB in Heiligenstadt einzuberufen, und jedes Jahr kommt ein Vertreter der ÖBB, der sagt, er kenne sich in der Sache nicht aus, er sei geschickt worden. Seit zwölf Jahren geht nichts weiter!

Ich habe schon einmal gesagt, derjenige, der bei den ÖBB die Verbauung der Althan­gründe unterschrieben hat, gehört nicht nur für das Goldene Verdienstkreuz des Lan­des nominiert, sondern vielleicht sogar für den Nobelpreis, denn der muss ja über alle Schatten des ÖBB-Managements gesprungen sein.

Zweitens: Es ist ja so, dass gerade wir, die wir die ÖBB viel benützen, immer wieder mit verzweifelten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen konfrontiert werden, vor allem auch dann, wenn man zum Beispiel irgendeinen Beleg der ÖBB braucht, wenn man etwas umbucht oder Ähnliches. Die sind ja schon so kreativ und sagen, das Unternehmen stellt uns das nicht zur Verfügung, aber ich gehe immer zur Blumenverkäuferin, die gibt mir Paragons und mit diesen Paragons kann ich wenigstens jene Fahrgäste befriedi­gen, die einen Beleg brauchen. – Das darf ja alles nicht wahr sein!

Aber genau diese Eigeninitiative einzelner Leute innerhalb der ÖBB muss man echt su­chen, und die wenigen sind dann ziemlich rasch enttäuscht.

Sehr geehrte Frau Bundesministerin, ich weiß schon, der Weg von einem Staatsbe­trieb, wenn man das so will, mit monarchistischen Wurzeln hin zu einem modernen Dienstleistungsunternehmen ist halt ein langer und ein schwieriger.

Ich gebe zu, ich habe vorher mit dem Kollegen Kneifel gesprochen, ich war immer auch ein Bewunderer des früheren ÖBB-Generaldirektors Draxler, der ja vieles versucht hat und meiner Meinung nach auf einem wirklich guten Weg war. (Bundesrat Gruber: Wer hat den in die Wüste geschickt? – Die Frau Forstinger!)

Den Zwischenruf, den ich während der Ausführungen meiner Frau Kollegin Kersch­baum gemacht habe, meine ich schon ernst. Ich habe nicht das Gefühl, dass der Kun­de oder die Kundin – jetzt gendere ich das – von den ÖBB so ernst genommen wird. Und die Atmosphäre, auf die wir bei den ÖBB vielfach treffen, ist, dass es sich um eine Person handelt, die transportiert werden will. Das ist so wie bei den Universitäten: Wenn die Studierenden nicht als Kunden betrachtet werden, dann schauen die Univer­sitäten eben so aus, wie sie sind.

Der Gedanke, dass es sich um Kunden und Kundinnen handelt, muss meiner Meinung nach noch stärker in den Köpfen verankert werden.

Ich spreche Ihnen, Frau Bundesministerin, Ihre Tätigkeit in keiner Weise ab, ich schmä­lere Ihre Leistungen auch nicht. Aber ich möchte nur irgendwie einen freieren Zugang haben, auch wenn ich die Leistungen eines Unternehmens anerkenne. Wenn es die ÖBB nicht gäbe, müssten wir sie erfinden, denn sie sind wirklich hervorragend. Wenn


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