BundesratStenographisches Protokoll780. Sitzung / Seite 91

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Ich sage Folgendes dazu: Punkt 1: Es wird für manche verwunderlich sein, dass ich als römisch-katholischer Theologe zustimme. Denn diesbezüglich habe ich damit in den letzten zwei Wochen meine ganz persönlichen Erfahrungen im Internet gemacht, nur um das auch klarzustellen. Ich musste mich in den letzten zwei Wochen schon etwas wundern – aber nicht darüber, dass Christinnen und Christen sich in einen politischen Dialog einbringen, denn das halte ich für großartig. Denn ich halte es auch für ganz wichtig, dass sich die Glaubensgemeinschaften und Kirchen in diesen demokratischen Dialog einbringen, was im Übrigen im Lissabon-Vertrag Artikel 17 Abs. 3 eindringlich steht.

Aber wenn manche meinen, sie würden die kirchliche Position vertreten, dann muss ich mich einfach hierherstellen und sagen: Moment, das mag ein Teil davon sein – so, wie hier im Parlament auch unterschiedliche Teile sind –, aber es gibt auch andere!

Es ist heute bereits angesprochen worden, dass Texte verschickt wurden, was das Re­ligiöse der Thematik betrifft, und ich habe außerdem in den letzten Tagen 1 550 E-Mails erhalten. Schließlich gab es x Anrufe, und Infos wurden via Homepage-Auftritte ver­schickt. Doch was ich oder wer auch immer zu dieser Thematik sagte beziehungsweise dachte, wurde leider nur als Fragmente der ursprünglichen Gesamttexte verschickt. Deshalb werde ich später auch noch eine kurze Anmerkung zu einem anderen Text machen, der mir in diesem Zusammenhang bedeutsam erscheint.

Doch zuerst zum ersten Punkt: Es ist natürlich keine Frage – und dazu bekennen wir uns, um das auch von Anfang an klarzustellen –, dass die Familie für uns ganz wichtig ist. Überhaupt keine Frage! Wenn mir heute einer der Kirche sagt, dass das für sie ganz wesentlich ist, dann ist das auch keine Frage. Das ist ja klar. Wenn eine Kirche, eine Glaubensgemeinschaft – ich sage das jetzt bewusst so theologisch – ihr Gottes- und Menschenbild so versteht, dass die gewünschte Gemeinschaftsform jene ist, in der Mann und Frau miteinander in Ausrichtung auf Kinder leben, dann ist das auch in Ord­nung so. Aber das ist nur das eine. Ich halte es auch für wichtig, dass das gesagt wird. Wir lassen uns das hier auch nicht streitig machen, und wir lassen uns nicht als die so­genannte Unchristen-Partei hinstellen, weil ein paar christliche Allianzen denken, sie seien die Oberpartei und wüssten genau, wie die anderen zu denken haben. (Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie der Bundesräte Kerschbaum und Schennach.)

Ein Wort ist heute schon erwähnt worden, und ich möchte noch etwas dazu sagen. Ich bin ein praktischer Theologe, der genau in die Kategorie gehört, die heute schon ange­sprochen wurde: Pastoraltheologen. Die haben mit Seelsorge zu tun, das heißt, sie ha­ben mit den Menschen zu tun. Und ich muss mich schon etwas darüber wundern, dass jetzt hier und auch in anderen Diskussionen der Mensch gar nicht so im Blickfeld ist.

Dazu möchte ich als katholischer Theologe etwas sagen, möchte dabei aber auch die evangelischen Theologen und alle anderen aus dem christlichen Umfeld einschließen: Der erste und wichtigste Wert ist, dass es uns um den Menschen geht. Und das wird auch eindeutig gesagt, meine Damen und Herren! (Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie der Bundesräte Kerschbaum und Schennach. – Ruf bei der SPÖ: Genau!)

Das wird ganz eindeutig gesagt. Es heißt zum Beispiel, dass die Gesetze um der Men­schen willen und nicht die Menschen um der Gesetze willen da sind. Ich möchte einmal klar und deutlich sagen, dass wir die Aufgabe haben – das alles können Sie nachlesen, Sie können sich gerne bei mir die Quellen holen oder eine Vorlesung besuchen –, dass wir (Zwischenruf der Bundesrätin Michalke.) – Nein, schauen Sie, ich möchte versu­chen, ein paar Dinge von meiner Seite klarzustellen, denn sonst heißt es, wir würden uns nicht aus der Ecke heraus trauen.

Für mich gibt es einen obersten Wert. Es muss eine Orientierung am Menschen und auch – Stefan hat das, glaube ich, richtig gesagt – an seinen Emotionen geben. Des-


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