BundesratStenographisches Protokoll781. Sitzung / Seite 70

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Wir haben aber auch die nationale Ebene, und auf der nationalen Ebene hat leider die Umsetzung dieses Bologna-Prozesses nicht an allen Standorten so funktioniert, wie wir es uns gewünscht hätten. Teilweise ist an den Universitäten dieses Bologna-Modell sehr gut umgesetzt worden. Es wurden kreative, neue, gute Studienpläne an den Uni­versitäten entwickelt. Teilweise waren die Universitäten da aber leider phantasielos und wenig kreativ und haben auch schlechte Studienpläne entwickelt, indem sie etwa die Studienpläne sehr überfrachtet, inhaltlich überfrachtet haben, und zwar dadurch, dass sie sehr viel hineingepresst haben, das System sehr verschult haben oder auch Wahlfächer beseitigt haben.

All das halte ich nicht für zielführend und wünschenswert, und ich sehe es daher auch als meine Aufgabe, mit den Verantwortlichen für die Studienpläne – die Verantwortung für die Erstellung der Studienpläne liegt ja bei den Universitäten – Gespräche zu füh­ren, nämlich darüber, wo die Probleme liegen und wie wir diese Probleme lösen können.

Es gab bereits ein erstes Gespräch mit den Vertretern der Österreichischen Hochschü­lerschaft, wo wir auch über diese Frage gesprochen haben, wo mir von den Studieren­den mitgeteilt wurde, dass sie es nicht zielführend finden, dass die Wahlfächer in vielen Bereichen eingeschränkt beziehungsweise abgeschafft wurden. Dafür habe ich vollstes Verständnis. Die Wahlfächer gehören wieder hier her; da bin ich wieder beim Thema Bildung, die an den Universitäten auch stattfinden muss.

Ich habe gestern auch ein Gespräch gehabt mit den Sprechern der Senatsvorsitzen­den – die Senate sind ja verantwortlich für die Erstellung der Studienpläne –, und da habe ich auch angesprochen, dass ich über die Erstellung mancher Studienpläne nicht sehr glücklich bin. Wir bleiben im Gespräch und werden die Probleme aufarbeiten.

Ein weiterer wichtiger Punkt, den ich hier noch ansprechen möchte, ist der Fachhoch­schulsektor. Ich habe ja die Bedeutung der Fachhochschulen schon angesprochen. Der Fachhochschulsektor hat sich in den letzten 15 Jahren großartig entwickelt. Es gibt die Fachhochschulen eben erst seit 1994/95. Sie haben noch eine junge, aber eine sehr erfolgreiche Geschichte, sie haben sich sehr erfolgreich entwickelt. Vor allem auch aus Sicht der Regionen haben die Fachhochschulen eine wichtige Funktion. Da­durch, dass man die Fachhochschulen nicht nur an Universitätsstandorten konzentriert, sondern auch quasi disloziert, sind sie natürlich für die Regionen von großer Bedeu­tung. Die große Bedeutung der Fachhochschulen liegt aber auch in der praxisnahen Ausbildung und der kurzen Ausbildungszeit. Also Fachhochschulen haben viele Vor­teile, und es ist natürlich mein Interesse, an der Weiterentwicklung des Fachhochschul­sektors zu arbeiten.

Wir müssen aber auch – und das wird ein heikler Problempunkt werden – über den Hochschulzugang diskutieren. Wir sehen klar und deutlich, dass es in den Massenstu­dien große Probleme gibt. Ich weiß, dass Regelungen des Hochschulzugangs natürlich keine sehr elegante und charmante Lösung sind, aber sie sind in manchen Bereichen eine notwendige Lösung, weil die Kapazitätsprobleme in den Massenstudien anders nur schwer in den Griff zu bekommen sind.

Im Moment behelfen sich die Massenstudien mit intransparenten Knock-out-Prüfungen. Und das ist in Wahrheit den Studierenden ebenso wenig zumutbar wie überfüllte Hör­säle, wo die Studierenden gar nicht hineinkommen oder am Gang sitzen müssen. Hier besteht Handlungsbedarf, und wir werden darüber diskutieren müssen, was man hier tun kann, wobei wir da auch einen Schritt zurückgehen und nicht nur an der Universität selbst ansetzen müssen, sondern auch schon bei der Studienwahlentscheidung, also auch schon in der Schule.

Wir wissen, 60 Prozent der Studierenden gehen in bloß 10 Prozent der Fächer. Da kann etwas nicht stimmen. Das heißt, diese 10 Prozent der Fächer sind dann natürlich


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