BundesratStenographisches Protokoll781. Sitzung / Seite 108

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Dieser Grüne Bericht, der hier vorliegt, basiert auf den Zahlen von 2008. – Ich bedanke mich sehr herzlich für dieses wieder sehr umfassende Kompendium, das quer durch die Bank alles darstellt. Wir alle wissen, dass 2008 ein Jahr war, das an sich als gutes Jahr in die Agrargeschichte eingehen wird. Im Jahr 2009 haben wir allerdings einen dramatischen Preis- und Einkommensverfall in der Landwirtschaft hinnehmen müssen. Die ersten Zahlen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung pendeln sich irgendwo quer durch bei minus 20 Prozent ein. Das ist ein Minus, das auf vielen Höfen eine dra­matische Situation auslöst. Ich möchte das vorab in die Diskussion einbringen, damit jeder weiß, wie ernst die Situation, wie ernst die Lage ist.

Die Debatte über den Grünen Bericht bietet uns ja alljährlich Anlass, die Ziele der Agrarpolitik als Ganzes zu überprüfen. Ich meine, auch wenn wir uns gelegentlich hefti­ge Kontroversen und Dispute liefern – das ist ja spannend, das muss ja sein –, herrscht im Großen und Ganzen bei den Grundzielen der Agrarpolitik in Österreich weitgehend Konsens, nämlich dass wir eine leistungsfähige und gleichzeitig mit hohen Gesundheits-, Umwelt-, und Tierschutzstandards produzierende Landwirtschaft wollen, und auch eine Landwirtschaft, die – wie vorher angeklungen – flächendeckend auch den Klein- und Mittelbetrieben eine Chance gibt. – Das sind Grundziele, die weitge­hend außer Streit stehen, und dafür sind wir auch sehr dankbar.

Ich glaube, dass Österreich bei der Erreichung dieser Ziele zumindest in Europa kei­nen Vergleich zu scheuen braucht – das ist sehr zurückhaltend formuliert. Ich darf Ih­nen dazu kurz drei Tabellen zeigen. (Der Redner hält ein Exemplar des Grünen Be­richts in die Höhe.) Wenn Sie einmal Zeit haben, sich das in Ruhe anzuschauen: Auf Seite 78 gibt es eine Tabelle über die Altersverteilung der Betriebsleiter. Daraus geht hervor, dass 72 Prozent der österreichischen Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter bis 54 Jahre alt sind. Wenn Sie genau hinschauen, sehen Sie, dass Österreich die jüngste Landwirtschaft in ganz Europa hat. Wir haben von der Jugend bis zu den mittleren Al­tersschichten bis 54 Jahre den höchsten Anteil in der Landwirtschaft.

Gleichzeitig – und das ist das Spannende – geht es, wenn Sie dann umblättern, auf Seite 81 um die Agrarstrukturen. Da bin ich wieder ein bisschen bei Ihnen, bei den Rin­derbeständen und so weiter. Da gibt es in der EU-alt – ich beziehe mich auf die Tabelle „Agrarstruktur der EU-27“ – nur mehr Portugal, das pro Tierhalter eine geringere Zahl von Tieren aufweist. Und wenn Sie die Tabelle darunter anschauen, die die Zahl der Milchkühe zeigt, dann ist Österreich da mit Abstand das Schlusslicht in der EU-alt. Aber auch in der gesamten EU, wenn man von Bulgarien und Rumänien absieht, die eine ganz andere historische Agrarstruktur haben, die man eigentlich nicht mit unseren Standards vergleichen kann, sind wir an sechster Stelle.

Ich will damit nur sagen: Was ist der Schluss daraus? – Wir haben die jüngste Land­wirtschaft, und wir haben gleichzeitig die kleinststrukturierte in Europa, mehr oder weni­ger; in Europa-alt sowieso, aber auch wenn man das Europa der 27 insgesamt an­schaut.

Das heißt, dass die Agrarpolitik greift, genau so, wie sie gemacht wird, und dass die bäuerliche Bevölkerung Perspektiven hat, dass die Bäuerinnen und Bauern engagiert und mit Freude in ihrem Beruf tätig sind und auch, immer eingeschlossen die Tatsa­che, dass die wirtschaftliche Situation keine ganz einfache ist. Dieser Mix von Maßnah­men besteht aus der Bearbeitung der Marktchancen, der Unterstützung der Investitio­nen, dem Ausbau der Infrastrukturen, der Förderung von Bildung, Beratung und Inno­vation und – das ist sicher jetzt nicht vollständig – vor allem auch in der Diversifizierung der Produktion, in der Wahrnehmung neuer Einkommenschancen, also auch in der Frage des Nebenerwerbs, der Kombination von Haupterwerb und Nebenerwerb und so weiter.

 


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