BundesratStenographisches Protokoll783. Sitzung / Seite 14

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testen, weswegen Rudolf Mallinger, seines Zeichens Vizerektor der Medizin-Uni Wien, sagt: Dieser Sozialtest hat „,schwerwiegende konzeptionelle und methodische Mängel, die keine ausreichende Prognosekraft zulassen.‘ Für ihn ist der Sozialtest ,eher ein Ge­sinnungs- als ein Eignungstest‘.“

Man sieht also, auch die Experten sind sich da überhaupt nicht einig, ob diese Art von Aufnahmetest wirklich gut und vor allem sinnvoll ist. (Bundesrat Mag. Himmer: Also was ist der Vorschlag?)

Erster Vorschlag: Frau Minister, Sie sollten vielleicht auch einmal mit Ihrer Kollegin Schmied aus dem Unterrichtsressort reden, was die Situation der AHS betrifft. Wir wis­sen bezüglich der AHS: Es gibt sehr gute und es gibt weniger gute.

Die Tatsache, dass gesichert ist, dass eine Matura auch tatsächlich reif macht für ein Hochschulstudium, ist vor allem in den Ballungsräumen, und da im Speziellen in Wien, überhaupt nicht gegeben. (Zwischenruf des Bundesrates Dr. Schnider.) Wir meinen, da müsste einmal angesetzt werden.

Zweiter Punkt: Wir reden immer von der Matura und dass sie das Nonplusultra sei. – Ja, das soll ja auch so sein! Und da, Kollege Schnider, gebe ich dir völlig recht: Es sollte jeder das machen können, wozu er fähig ist und wofür er geeignet ist. Das trifft für mich auch auf die Gymnasien zu.

Wie das Kaninchen vor der Schlange stehen wir vor der AHS und sagen, da muss je­der hin. – In den letzten Jahrzehnten haben wir gesehen: sinkendes Niveau. Lehrer sa­gen uns heute: Das, was wir vor 20 Jahren in – ich weiß nicht – englischer Grammatik tun konnten, können wir heute nicht mehr tun, weil schon die Grundvoraussetzungen fehlen.

Wir haben aber auf der anderen Seite einen enormen Facharbeitermangel, der unserer Meinung nach behoben werden könnte, wenn man die Hauptschulen wieder zu dem machte, was sie einmal waren: Das waren durchaus gute Schulen, die eine gute Allge­meinbildung vermittelt haben und wo wir auch heute gute Facharbeiter herausbekä­men. (Bundesrat Perhab: Außer in Wien!) Aber die Hauptschule in Wien ist tot, und in vielen anderen Landeshauptstädten ist es ganz genauso.

Die Zugangsbeschränkungen werden das Problem nicht lösen. Und da verweise ich jetzt auf die Schweiz, die Zugangsbeschränkungen hat. In der Schweiz spricht man mittlerweile davon, dass es einen Ärztemangel geben wird. In Österreich hat die Ärz­tekammer auch schon davor gewarnt, dass es zwischen 2015 und 2020 einen Ärzte­mangel geben könnte. Und wenn wir uns die Überalterung unserer Bevölkerung an­schauen, werden wir feststellen, dass auch wir in Zukunft mehr Ärzte brauchen wer­den. (Zwischenruf des Bundesrates Dr. Schnider.) Also ist es wenig sinnvoll, hier zu sagen, wir beschränken den Zugang.

Bei den Lehrern war es ähnlich, da haben wir ja ein ähnliches Problem. Die Unter­richtsministerin hat vor Jahren noch gesagt: Bitte, bitte, werdet nicht Lehrer! Und jetzt wissen wir, dass wir in den nächsten Jahren vor einem eklatanten Lehrermangel ste­hen werden. (Bundesrat Dr. Schnider: ... Beschränkungen!) Das sind also immer nur Momentaufnahmen, die aber nicht zukunftsweisend sind.

Die Uni Linz will eine Medizin-Uni, beschlossen mit allen Stimmen, auch die Ihrer Par­tei. Kommt sie? – Nein, sie kommt nicht! Warum eigentlich nicht?!

Die Universitäten haben ja schon seit Jahren ein zum Teil auch hausgemachtes Prob­lem. Also ich sage, die Universitäten sind schon ein bisschen selber schuld. Aber wir fragen uns: Wo sind jetzt die Mittel und wo beginnen wir damit, den Universitäten die 2 Prozent des BIP zu geben?

 


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