BundesratStenographisches Protokoll783. Sitzung / Seite 16

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Interessanterweise haben wir aber an den Fachhochschulen eine bessere soziale Durchmischung als an den Universitäten. An den Fachhochschulen haben wir eine gu­te soziale Durchmischung, vor allem eine viel bessere soziale Durchmischung als an den Universitäten. Interessanterweise haben wir an den Fachhochschulen Aufnahme­prüfungen, also Zugangsregelungen, und teilweise auch Studiengebühren. (Bundesrat Mag. Himmer: Die Fakten interessieren nicht alle!) Also da frage ich mich schon, wie­so hier immer so getan wird, als würde es des freien Hochschulzugangs bedürfen, um eine bessere soziale Durchmischung zu erzielen. Bis jetzt hat er zu diesen Effekten noch nicht geführt.

Außerdem wurde von Frau Bundesrätin Duzdar auch angesprochen, dass gerade die Kinder aus bildungsfernen und sozial schwachen Schichten zu den Studienabbrechern zählen. – Ja, das stimmt, und wir sehen dieses Phänomen insbesondere in den Mas­senstudien. Was können wir dort beobachten? – Es sind gerade die Studierenden aus den sozial schwachen Schichten, die einen kürzeren Atem haben, die es sich oft nicht leisten können, lange Wartezeiten zu überbrücken. Es ist in den Massenstudien leider so, dass die Studiendauer eine längere ist, weil man warten muss, dass man in ein La­bor kommt, weil man warten muss, dass man in ein Seminar kommt, et cetera et cete­ra. – Die Studiendauer verlängert sich.

Die Studiendauer in den Massenstudien ist leider eine sehr lange, und diesen langen Atem haben gerade die Kinder aus sozial schwachen Schichten oft nicht. Die Studie­renden aus sozial schwachen Schichten können es sich oft nicht leisten, ein Massen­studium tatsächlich vom Anfang bis zum Ende durchzuziehen.

Der zweite Punkt, den ich unter der Überschrift „Merkwürdige Widersprüche im Zusam­menhang mit dem offenen Hochschulzugang“ ansprechen möchte, betrifft den Aspekt, dass wir in Wahrheit für den offenen Hochschulzugang einen sehr hohen Preis zahlen, und dieser sehr hohe Preis ist das Massenstudium.

Wir haben Gott sei Dank nicht in allen Bereichen Massenstudien, das möchte ich auch erwähnen, weil in der Öffentlichkeit häufig das Bild entsteht, als ob wir an den Univer­sitäten nur chaotische Zustände, nur volle Hörsäle hätten. Das stimmt Gott sei Dank so nicht; es gibt viele Studien, bei denen die Hörsäle nicht so überlaufen sind. Aber wir haben auch das Problem der Massenstudien, und wir dürfen meines Erachtens die Augen vor diesen Problemen nicht verschließen, weil sie da sind. Sie sind der Preis für den offenen Hochschulzugang. Und hier sehe ich die Notwendigkeit, etwas dagegen zu tun.

Was ist die Realität? – Die Realität ist, dass wir in diesen Massenfächern keine gute Ausbildung mehr bieten können. Die Ausbildung bietet nicht die Qualität, die ich gerne in diesen Studien haben möchte, denn es leiden dort die Qualität des Studiums, die Qualität der Lehre und die Qualität der Forschung.

Drittens ist für mich der freie Hochschulzugang das völlig falsche Rezept, um mehr Akademiker zu bekommen – auch das wurde von Frau Bundesrätin Duzdar angespro­chen. Es war die Rede davon, dass wir in Österreich mehr Akademiker brauchen, denn wir haben eine so niedrige Akademikerquote, deswegen brauchen wir den offenen Hochschulzugang.

Betrachten wir andere Länder; wir haben in fast allen europäischen Ländern Zugangs­regelungen. Ziehen wir etwa das Beispiel Finnland heran – Finnland wird ja im Schul­bereich, Bildungsbereich immer als das Paradebeispiel herangezogen –: Blicken wir et­was weiter hinauf im Bildungsbereich, schauen wir uns den Zugang zu den Hochschu­len an! In Finnland haben wir nämlich interessanterweise sogar eine doppelte Zugangs­regelung: Dort gibt es neben dem Numerus clausus, den ich persönlich ablehne, das möchte ich auch gleich erwähnen, auch noch Zugangsregelungen an den Universitä-


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