ten, die diese selbst bestimmen können. Das führt dazu, dass nur ein Drittel der Schulabgänger eines Jahrgangs an den Universitäten aufgenommen wird.
Ich habe mir auch ein Beispiel an der Universität Helsinki angesehen: Im Bereich der Rechtswissenschaften werden 14 Prozent der Bewerber für das Studium der Rechtswissenschaften aufgenommen. Trotzdem hat Finnland eine ungefähr doppelt so hohe Akademikerquote wie Österreich. (Zwischenruf des Bundesrates Dönmez.)
Was zeigt uns das? – Dass der offene Hochschulzugang nicht unbedingt mehr Absolventen zur Folge hat. Mehr Studierende bedeuten nicht zwangsläufig mehr Absolventen. Das sehen wir auch in Österreich sehr deutlich. Wir haben nämlich in jenen Studienrichtungen, die heillos überlaufen sind, hohe Drop-out-Quoten. (Bundesrätin Mag. Neuwirth: Weil die Bedingungen nicht stimmen!) Ich habe schon angesprochen, dass von diesen Drop-out-Quoten primär die sozial schwachen Schichten betroffen sind. Wir haben zum Beispiel an der WU die Situation, dass rund 80 Prozent der Studierenden hinausgeprüft werden. Dieses Hinausprüfen durch Knock-out-Prüfungen passiert nicht im ersten Semester, nicht im zweiten Semester, sondern es passiert im dritten, vierten, fünften Semester, und das ist in Wirklichkeit unzumutbar. Das halte ich für wirklich unzumutbar für unsere Studierenden, weil es nicht fair ist. Es ist unfair und unzumutbar den Studierenden gegenüber. (Beifall bei der ÖVP.)
Unsere Studierenden verdienen klare und faire Zugangsregelungen, die ihnen konkret Gewissheit darüber verschaffen, ob sie dieses Studium wirklich ergreifen können und ob sie eine Chance haben, dieses Studium wirklich vom Anfang bis zum Ende durchzuziehen. Das ist heute in den Massenstudien leider nicht der Fall, und die Konsequenz ist eben folgende: Wir haben zwar viele Studierende – mit den damit verbundenen Qualitätsproblemen für Studium, Lehre und Forschung –, aber der Output an Absolventen ist dann aufgrund der vielen Dropouts ein geringer.
Ich kann das auch anhand der Erfahrungen, die wir in zugangsregulierten Studien gemacht haben, darlegen. Was sind einmal ganz allgemein die Erfahrungen, die wir in den zugangsregulierten Studien gemacht haben? – Wir sehen deutlich, dass es zu einer bewussteren Studienwahl der Studienanfänger kommt. Das zeigt auch das Beispiel Finnland. Da ist es zum Beispiel so, dass sich die Studierenden bewusst und intensiv auf die Zugangsprüfungen – in welcher Art sie auch immer gestaltet sind – vorbereiten, denn sie wollen ein bestimmtes Studium ergreifen. Sie bereiten sich darauf vor und entscheiden sich ganz bewusst und damit auch intensiv für ein Studium. Das sehen wir auch bei den Zugangsregelungen, die wir in Österreich haben.
Wir beobachten auch eine höhere Motivation bei Studierenden und Lehrenden. Wenn Sie etwa mit Lehrenden an medizinischen Universitäten sprechen, die bereits vor der Einführung der Zugangsregelungen an den Universitäten gelehrt haben und auch jetzt noch dort lehren, werden Ihnen diese den Unterschied bestätigen. Sie sagen, die Studierenden, die jetzt die sogenannten EMS-Tests durchlaufen müssen, sind viel motivierter. Die Studiendauer ist kürzer, die Studienabbrecherzahl ist eine niedrigere, dafür gibt es aber mehr Absolventen.
Lassen Sie mich das am Beispiel der bereits angesprochenen Medizinstudien konkretisieren. Wir hatten in den Medizinstudien, bevor es die Zugangsregelungen gab, eine Dropout-Quote von rund 50 Prozent. Im Moment ist es so, dass die Dropout-Rate bei ungefähr 5 Prozent liegt. Auch die Studienerfolge sind weit besser. Es sind nämlich rund 90 Prozent der Studierenden, die innerhalb der Mindeststudienzeit beziehungsweise der Toleranzsemester studieren. Das heißt, von 1 500 Studienanfängern werden zirka 1 350 eines Jahrganges in der vorgesehenen Zeit fertig werden. Auch daran sieht man deutlich, die Regelung des Zugangs führt nicht zu weniger Absolventen und Absolventinnen.
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