BundesratStenographisches Protokoll785. Sitzung / Seite 59

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bezüglich der Wiedereinführung des Blum-Bonus I, der zu unserem Bedauern abge­schafft worden ist. Wir dürfen nicht vergessen: Die duale Ausbildung ist eine Erfolgs­geschichte, eine Erfolgsgeschichte, um die uns viele andere Länder, die das nicht haben, beneiden. Und wir wollen, dass sie auch weiter besteht. Angesichts dieser Vor­lage haben wir jedoch – unserer Meinung nach durchaus berechtigte – Zweifel und befürchten, dass die duale Ausbildung immer weiter ausgehöhlt werden soll, und des­wegen stimmen wir dagegen. (Beifall des Bundesrates Ertl.)

12.01


Vizepräsidentin Mag. Susanne Neuwirth: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Zwazl. – Bitte.

 


12.01.16

Bundesrätin Sonja Zwazl (ÖVP, Niederösterreich): Frau Präsidentin! Herr Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Frau Kollegin Mühlwerth, wir sind nicht so weit auseinander, aber wir sind nicht ganz so hart in den Urteilen und wir sind ein bisschen praxisorientierter. Ich widerspreche Ihnen gleich zu Beginn, denn ich befürchte, dass ich später darauf vergesse, es Ihnen zu sagen: Unsere Betriebe nehmen sich keineswegs aus der Pflicht, ihren Nachwuchs auszubilden! Das wäre auch sehr schlecht, denn wir alle wissen: Einen wirtschaftlichen Erfolg erreicht man nur dann, wenn man gut ausgebildete und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat. Das heißt aber auch, man muss sie selbst ausbilden. Und gerade wir als Wirtschaft sind sehr daran interessiert, alles zu machen, damit wir die jungen Leute auch bekommen.

Deshalb halte ich die Novelle zum Berufsausbildungsgesetz für sehr wichtig und freue mich über sie, weil sie doch einige sehr positive Änderungen enthält. Es kommt unserer Intention nahe, dass wir sagen: Es muss das Image des Lehrlings in der Gesell­schaft ganz einfach angehoben werden! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Bundesräten der SPÖ.)

Aber das hängt auch sehr viel mit uns zusammen, weil wir ganz einfach eine Ausbildung, eine Lehre auch dementsprechend in der Öffentlichkeit darstellen müs­sen – anstatt immer zu sagen: Wenn einer eine Lehre macht, dann ist er ein armer Kerl, denn was den alles erwartet! (Bundesrätin Mühlwerth: Das muss man bei der Bildungsdebatte auch sagen!) – ja, ja –, sondern man muss schon aufzeigen, dass alles, was hier geschaffen wurde, ganz einfach von tüchtigen Handwerkern und Dienstleistern gemacht worden ist.

Es gibt einige sehr positive Änderungen, und darunter ist für mich ein wesentlicher Punkt jene Änderung, die sich an der zunehmenden Internationalisierung der Arbeits­welt orientiert. In diese Richtung geht nun einmal die vorgesehene Ausdehnung der Möglichkeit, Ausbildungszeiten im Ausland in der Lehrzeit anzurechnen, nämlich von maximal vier auf jetzt maximal sechs Monate pro Lehrjahr. Diese Bestimmungen orientieren sich an zwei Trends auf dem Arbeitsmarkt: Erstens haben wir eine zuneh­mende internationale Verflechtung unserer mittleren und größeren Unternehmen. Viele dieser Unternehmen setzen in ihrer Personalpolitik einen Schwerpunkt darauf, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, vom Lehrling bis zum Management, möglichst früh im Ausland Erfahrungen machen. Und auf der anderen Seite wünschen sich auch die Jugendlichen in unseren vielen kleineren Unternehmen einen Zugang zu internatio­nalen Erfahrungen. Wir wissen alle: Diese Erfahrungen, die ein Jugendlicher bei einem Auslandsaufenthalt machen kann, haben ganz einfach einen unschätzbaren Wert. Mobilität und Flexibilität sind die wichtigsten Eigenschaften, die damit trainiert werden.

Entsprechend wurden in den letzten Jahren auch die Angebote zur Unterstützung dieser Nachfrage weiterentwickelt. Aus dem Bereich unserer Wirtschaftskammer er­wäh­ne ich die Bemühungen, die jungen Menschen auch zu den Berufsweltmeister-


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