BundesratStenographisches Protokoll786. Sitzung / Seite 71

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ser Wert 2008 bei rund 12,8 Prozent. Technische und naturwissenschaftliche Ausbil­dungswege sind aber immer noch von Männern dominiert.

Rund sieben von zehn Frauen, zirka 68 Prozent, sind mittlerweile berufstätig – es ergibt sich hier eine Diskrepanz, da von den Frauen, die in Österreich geboren sind, 80 Pro­zent berufstätig sind, hier gibt es also eine Diskrepanz zwischen 68 Prozent und 80 Pro­zent –, 1991 waren es rund 62,7 Prozent.

Mehr als verdoppelt hat sich seither allerdings die Teilzeitquote. Sie betrug 2008 rund 41,5 Prozent, bei Männern nur 8,1 Prozent. Jede vierte Frau in Teilzeit würde laut dem Bericht gerne mehr arbeiten, jede zweite gibt als einen Grund für die Teilzeitbeschäfti­gung Betreuungspflichten an.

Bei der unbezahlten Arbeit, also Kinderbetreuung oder Haushalt, wurden nur sehr ge­ringe Verbesserungen verzeichnet. Rund zwei Drittel dieser Arbeit werden immer noch von Frauen erledigt. Fest in Frauenhand ist beispielsweise die Pflege: 2007 erfolgten etwa 88 Prozent der Pflegetätigkeiten durch Angehörige, rund zwei Drittel von ihnen wa­ren Frauen.

Aber auch bei der bezahlten Arbeit sind Frauen benachteiligt. So verdienen sie, gemes­sen am Brutto-Jahreseinkommen der Männer, nur rund 58,4 Prozent, teilzeitbereinigt bekommen sie immer noch um zirka ein Viertel weniger als Männer. Bis zu 18 Prozent weniger verdienen Frauen laut Ministerium, nur weil sie Frauen sind, denn diese Zahl sei statistisch nicht erklärbar. Zum Vergleich: Die Hälfte der Frauen verdient unter 1 740 € brutto, bei den Männern sind es 2 232 € brutto. Rund 7 Prozent der Frauen sind außer­dem berufstätig und gleichzeitig armutsgefährdet. Insgesamt sind etwa 13 Prozent der Frauen armutsgefährdet.

Um die Zahlen einzuschränken und nicht nur statistisch vorzugehen, habe ich einfach die ersten paar Eindrücke aus diesem Frauenbericht ein bisschen zusammengefasst. So werden zum Beispiel Frauen stärker als Individuen als in Familienbezügen wahrge­nommen. Ein starker Fokus liegt auf Frauen, die in der Erwerbsarbeit tätig sind, und we­niger auf Frauen als Mütter.

Erwerbsarbeit wird nur als Vollerwerbsarbeit gleichsam ernst genommen, Teilzeitarbeit wird tendenziell abgewertet und für Männer offenbar als keine Möglichkeit gesehen. Es kann vermutet werden, dass sich die Bewertung von Vollzeitarbeit – vielleicht auch un­bewusst – an einem männlichen Leitbild orientiert, wobei nicht gefragt wird, ob Männer damit immer glücklich sind.

Offenbar als zwingend erforderlich gesehen wird der Ausbau von institutioneller, das heißt außerfamiliärer Kinderbetreuung, um es Frauen zu ermöglichen, einer Erwerbs­arbeit nachzugehen. Damit wird zunächst das Prinzip der Wahlfreiheit in Frage gestellt – für das wir uns immer ganz stark eingesetzt haben –, unbeschadet des Umstands, dass zum Beispiel in Deutschland ähnliche Ansätze in den letzten Jahren zu einem weiteren Geburtenrückgang geführt haben.

Frauenleistungen, die zum Beispiel in Erziehung, Betreuung und Pflege – notabene auch überwiegend unbezahlte Tätigkeiten – erbracht werden, werden nur unzureichend wahrgenommen, bewertet oder als materiell abgeltenswert dargestellt. Einen zukunfts­trächtigen neuen Arbeitsgriff, der auch die in und durch Familien erbrachten Leistungen angemessen einschließt, sucht man leider vergebens.

Daher fehlen auch in der Diskussion um eine bessere Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsarbeit neue Ansätze, zum Beispiel die Ermöglichung einer nacheinander ge­lebten Abfolge von Phasen der Familien- und Erwerbsarbeit – natürlich immer für beide Geschlechter gedacht – anstelle der momentan für Frauen ausschließlichen Entschei­dung zwischen Erwerbsarbeit und/oder Kindern. Wünschenswert gewesen wären Über-


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