BundesratStenographisches Protokoll786. Sitzung / Seite 149

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17.43.16

Bundesrätin Notburga Astleitner (ÖVP, Oberösterreich): Sehr geehrter Herr Präsi­dent! Geschätzte Frau Bundesministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich darf mich eingangs den Ausführungen meines Landsmanns Efgani Dönmez anschließen und auch mein Bedauern darüber zum Ausdruck bringen, dass diese wichtige Materie so spät verhandelt wird.

Ich möchte mich in meinen Ausführungen vor allem auf den ersten Punkt beziehen, und zwar auf die teilzentrale Matura, und dazu Frau Kollegin Mühlwerth ein paar Beispiele aus der Praxis zu Gehör bringen.

In Oberösterreich war es so, dass nach der Baseline-Testung – du hast vorhin diese Abtestung der Bildungsstandards in den Volksschulen erwähnt – unser Landeskoordi­nator mehrere Volksschulen besucht und die Kinder gefragt hat, wie es ihnen denn ergangen ist. Und er hat sie gebeten, mit fünf Fingern aufzuzeigen, wenn es sehr gut war, und bei allen Klassen war das fast immer der Fall. Einmal hat ein Mädchen die Faust in der Höhe gehabt, und er hat es dann gefragt, warum. Darauf hat das Mädchen gesagt: Mir war das ein bisschen zu leicht!

Ganz nett waren auch die Aussagen, die gekommen sind: Eigentlich war das Kreuzerl­machen lustig!, oder: Wir haben uns sehr angestrengt! Und weil etwas abgefragt wurde, was noch nicht so ganz unterrichtet worden war, hat ein Kind auch geschrieben: Man sollte uns das fragen, was wir schon können!

Es wurden auch die Lehrerinnen und Lehrer befragt, wie sie mit den Bildungsstandards arbeiten können, und da darf ich berichten, dass die oberösterreichische Schulaufsicht im Mai eine Umfrage unter Lehrerinnen und Lehrern gemacht hat, was sie noch an Wünschen haben und an verschiedensten Dingen brauchen, um mit Bildungsstandards gut umgehen zu können. Es ist interessant, dass 70 Prozent der Lehrerinnen und Leh­rer gesagt haben: Die Arbeit mit den Bildungsstandards trägt zur Verbesserung des Un­terrichts bei!

Es gab noch andere Aussagen. Wir hatten insgesamt 46 Items, die wirklich von großem Interesse sind. Natürlich kann ich jetzt nicht alle aufzählen, aber ein paar möchte ich anführen.

Zum Beispiel: Wer diese Auffassung vertritt – das ergab diese Umfrage –, sieht die Bil­dungsstandards als effiziente Qualitätsentwicklung im österreichischen Bildungssystem, sieht die Bildungsstandards nicht im Widerspruch zu den Praxiserfahrungen und be­greift die Bildungsstandards als Ansatzpunkt für mehr Chancengerechtigkeit.

Die Bildungsstandards sind ja keine Prüfungen im üblichen Sinn. Sie sollen zeigen, was sich Schülerinnen und Schüler in mehreren Jahren angeeignet haben, und sicherstel­len – mir als Vertreterin der Schulaufsicht ist es besonders wichtig, das hier zu sagen –, dass alle Schulkinder über gewisse Kompetenzen verfügen, egal, aus welcher Schule sie kommen, und darauf muss der Unterricht abgestimmt werden, unterstützt auch – das ist auch ein wichtiger Punkt – durch entsprechende Schulbücher.

Die neue Reifeprüfung im Bereich der AHS und nun auch als Vorlage für eine Geset­zesänderung im Bereich der BHS ist für mich eigentlich die logische Weiterentwicklung der eingeführten oder einzuführenden Bildungsstandards. Auch sie beruhen darauf, dass alle Schülerinnen und Schüler über bestimmte Kompetenzen verfügen, unter Berück­sichtigung – und das möchte ich hier auch betonen – der schulautonomen Schwerpunk­te und unter bestmöglicher Einbindung aller Betroffenen.

Es geht auch da – so wie im Pflichtschulbereich – um bessere Vergleichbarkeit sowie um Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung. Es ist, wie Sie, Frau Ministerin, selbst sa­gen, ein Meilenstein, ein großer Schritt, der eine große Herausforderung für alle Beteilig-


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