BundesratStenographisches Protokoll786. Sitzung / Seite 157

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

sen, wovon sie reden, dann geht es, dann stehen sie ihren Mann und ihre Frau, und dann brauchen sie dieses Abfragen nicht mehr. (Bundesrätin Mühlwerth: Das ist jetzt das Gegenteilige!) – Nein, sicherlich nicht.

Ich glaube – und da sage ich das, was Bettina Rausch einmal gesagt hat –, die Schule lehrt fürs Leben, und das Leben fordert Selbstständigkeit, das Leben fordert Kompetenz. Das Ziel in der Bildung oder mein Ziel als Lehrerin ist ganz sicherlich, dass ich Schüler und Schülerinnen zur Selbstständigkeit, praxisorientiert und kompetenzvoll ausbilde – das ist die Zukunft –, und das in einer Schule ohne Angst und Zittern.

Bildung ist ein lebenslanger Prozess, und wir müssen all jene unterstützen, die bereit sind, den Begriff „Lebenslanges Lernen“ tatsächlich in die Tat umzusetzen. Lernen ist mit dem Erwachsenwerden noch längst nicht beendet. Es ist nie zu spät, sich weiterzu­bilden. Ich möchte deswegen sehr gerne zum Schulunterrichtsgesetz für Berufstätige Stellung beziehen.

Ziel dieses Gesetzes ist die Möglichkeit, Bildungsabschlüsse nachzuholen, und zwar so, dass die Berufstätigen Familie, Beruf und – ich gehe noch weiter – Schule miteinander vereinbaren können. Es gibt sehr viele Menschen, die das machen wollen, ich bin eine davon. Ich bin eine, die das Gymnasium auf der siebenten Stufe abgebrochen und Ein­zelhandelskauffrau gelernt hat; erst nach ein paar Jahren bin ich draufgekommen, dass ich mich weiterbilden will, und ich habe einen zweiten Berufsweg eingeschlagen.

Ich kann Ihnen auch sagen, dass damals in dieser Abendschule 52 Schüler und Schü­lerinnen angefangen haben; maturiert haben wir zu acht. Warum? – Nicht, weil sie das da oben nicht geschafft haben, sondern ganz einfach deswegen, weil sie Familie, Beruf und Schule nicht vereinbaren können. Deswegen bin ich so froh darüber, dass dieses Gesetz in Kraft tritt, weil es einfach eine Verbesserung, eine Erleichterung darstellt.

Ich möchte bei diesem Gesetz etwas ansprechen, was heute schon sehr oft angespro­chen worden ist, und das ist für mich das Herz dieses Gesetzes: Es ist das die Modula­risierung.

Vorhin wurde vom Sitzenbleiben gesprochen, ich muss darauf eingehen. Wenn in mei­ner Klasse viele sitzen bleiben, dann ist das, muss ich euch ehrlich sagen, für mich ab­solut nicht positiv, sondern negativ. Es sind da, bitte – entschuldigt mir den Ausdruck, ich setze ihn unter Anführungszeichen –, nicht immer die „blöden“ Schülerinnen und Schüler schuld, sondern man muss es einmal hinterfragen. Man muss sich auch als Lehrer oder Lehrerin fragen: Was habe ich falsch gemacht? Habe ich die richtige Unter­richtsform gewählt oder nicht? Habe ich es nicht zustande gebracht, dass ich diese Schü­ler und Schülerinnen motiviert habe, dass sie sich zu interessierten Schülerinnen und Schülern entwickeln? – Es sind nicht immer die – unter Anführungszeichen – „blöden“ Schülerinnen und Schüler schuld.

Es gibt auch sehr viele Lehrerinnen und Lehrer, die sich das zu einfach machen, die Folien auflegen, abfragen und in die nächste Klasse gehen. Auch das ist Realität, lei­der. (Bundesrätin Mühlwerth: Und dann auch noch 20 Jahre lang die gleichen! – Bun­desrat Dönmez: Sie sind ja ohnehin pragmatisiert! – Bundesrat Dr. Kühnel: So generell stimmt das aber nicht!) – Ja, aber das ist dann so unbequem. Und seien wir, bitte, ehr­lich: Warum sollten sie etwas dazutun, wenn sie ohnehin pragmatisiert sind. Dieses Un­flexible soll verschwinden. Lehrer und Lehrerin sollten selber etwas verändern wollen und das nicht immer nur von den Schülerinnen und Schülern verlangen. Das soll es sein, denn nur Lehrer/Lehrerin und Schüler/Schülerin gemeinsam, im Team können et­was bewegen.

Zur Modularisierung: Es ist schon öfter angesprochen worden, dass mit dieser Modula­risierung ein fachbezogenes Kurssystem eingerichtet wird. Dadurch gibt es einen flexib-


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite