BundesratStenographisches Protokoll791. Sitzung / Seite 72

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In diesem Zusammenhang ist es natürlich auch interessant, zu wissen, dass die Be­triebsgründungen, die auf Migration und auf Integration zurückgehen, in Wien etwa ein Drittel ausmachen. Das wäre natürlich ein ganz interessanter Vergleich im europäi­schen Umfeld, aber auch im österreichischen, der meiner Meinung nach für die Zukunft etwas stärker herausgearbeitet werden sollte.

Extrem erfreulich für Österreich ist, dass wir im Bereich KMU-freundliche Verwaltung an der Spitze stehen, dass wir Spitzenreiter in Europa sind. Das heißt, mit der gesam­ten E-Government-Verfügbarkeit hat Österreich hier tatsächlich den Platz ganz oben geschafft. Auch ein anderer Punkt ist sehr erfreulich: Die österreichischen KMUs sind unter den Innovativen ebenfalls die Spitzenreiter. 49 Prozent der österreichischen KMUs sind im Bereich Innovation zu finden, im Rahmen der Europäischen Union sind es 36 Pro­zent.

Jetzt kommen ein paar Punkte, über die man nachdenken muss, Herr Bundesminister. Ich meine, es muss zwar nicht jeder, der ein kleines Unternehmen gründet, ein Studier­ter oder eine Studierte sein, aber auffallend ist doch der Unterschied der Hochschul­ausbildungen im Bereich der österreichischen und im Bereich der europäischen KMU-Gründungen: In Österreich sind es 15 Prozent, in Europa sind es 30 Prozent. Wo ge­hen unsere Akademikerinnen und Akademiker hin, dass ihnen eine Neugründung von Unternehmen vielleicht zu mühsam ist? Vielleicht lockt die Verwaltung, vielleicht locken andere Formen von Berufen? – Hier müssten, glaube ich, doch noch Anreize gegeben werden.

Was bei diesen Vergleichen weiters interessant ist, ist, dass Österreich bei der Neu­gründungsquote im europäischen Vergleich verdammt schlecht ist. Wir haben gerade noch den 20. Rang unter 23 bewerteten Ländern; nur Belgien, Lettland und Zypern lie­gen hinter uns. Da muss man natürlich schauen: Welche Anreize bieten wir? Welche Hilfestellungen bieten wir? Herrscht ein gründerfreundliches Klima in Österreich? – Da ist, glaube ich, von Ministeriumsseite noch einiges zu tun.

Aber erfreulich ist auf der anderen Seite, dass wir zwar weniger Neugründungen ha­ben – leider signifikant weniger Neugründungen –, jedoch bei der Überlebensrate – die wichtige Frage für ein Kleinunternehmen und ein Mittelunternehmen ist ja, wie man die ersten zwei Jahre nach der Gründung überlebt – liegen wir bereits an der fünften Stel­le! Das heißt, wir haben eine sehr hohe Überlebensrate.

Die andere Frage, habe ich das zweite Jahr überlebt, ist, insgesamt gerechnet: Wann schließen diese KMUs? – Auch da haben wir eine sehr niedrige Schließungsrate, wir sind an 7. von 23 Stellen. Das heißt, es gibt auf der einen Seite eine extrem niedrige Anzahl an Neugründungen, aber diejenigen, die gründen, überleben und haben eine sehr niedrige Schließungsrate. (Bundesrat Kneifel: Wir sind sehr gut vorbereitet!) Bit­te? (Bundesrat Kneifel: Die Gründungen sind sehr gut vorbereitet!)

Das ist gut, aber wir könnten hier durchaus besser sein. Wenn wir zum Beispiel das Vereinigte Königreich anschauen, dann sehen wir, dass sie dort sowohl bei den Neu­gründungen als auch bei der Überlebensrate im Spitzenfeld sind. Selbst wenn wir Ru­mänien hernehmen: Rumänien ist an zweiter Stelle bei den Neugründungen und liegt auch bei der Überlebensrate im Mittelfeld. Da zeigt sich schon, es ist auf jeden Fall noch einiges möglich. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Herr Bundesminister! Ich möchte mich auch der Kritik anschließen, die schon vonsei­ten aller Fraktionen geübt worden ist. Ich kann mich noch erinnern, beim letzten Bericht darüber haben Sie in Ihrer Ministerantwort gesagt, dass Sie die EPUs in den kommen­den Jahren stärker berücksichtigen werden. Es ist aber doch noch relativ wenig, wenn man bedenkt, dass 35 Prozent der heimischen Unternehmen EPUs sind.

 


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