Ich glaube, eine Möglichkeit wäre die, mit der Meisterprüfung auch das Tor zur Universität für fachlich einschlägige Meisterprüfungen zu öffnen, um den Zugang zu fachlich einschlägigen Studienrichtungen ohne Berufsreifeprüfung zu ermöglichen. Ich gebe Ihnen ein Bespiel: Warum soll man einem gewerblichen Baumeister – wenn er nicht HTL hat, es gibt ja den anderen Weg auch – noch eine Berufsreifeprüfung verpassen, wenn er ein bautechnisches Studium durchführen will?
Ich finde, es wäre ein Möglichkeit, dass man dort die Durchlässigkeit herstellt. Wenn er schon einschlägig die Facharbeiterprüfung, die Meisterprüfung und alle diese praktischen Torturen gemacht hat, warum stellt man ihn dann noch vor das Hindernis einer Berufsreifeprüfung? – Ich glaube, es wäre sinnvoll und eine Motivation dieser Gruppe der Leistungsträger in den Klein- und Mittelbetrieben Österreichs, dass man das für einschlägige Studienrichtungen vorsieht.
Ich möchte nicht haben, dass ein Tischlermeister Mediziner wird – um das zu verdeutlichen –, sondern wenn einer einschlägig eine Befähigungsprüfung in einer Qualifikation oder eine Meisterprüfung hat, dann soll er auch diese Möglichkeit der Qualifizierung des dritten Weges einer Universitätsausbildung bekommen. Ich glaube, das wäre ein konkreter Ansatz, um manche Leistungsträger in den Klein- und Mittelbetrieben zu motivieren. Das wäre eine Veränderung und eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Menschen, die sich in handwerklichen Berufen in den Klein- und Mittelbetrieben Österreichs bereit bestens qualifiziert haben, und damit auch ein konkreter Beitrag zur Bekämpfung des Fachkräftemangels und des Fachkräfteproblems in Österreich.
Ich glaube, das wäre es wert, im Detail diskutiert zu werden. Es findet zwar heute keine Bildungsdiskussion statt, aber es sind die wesentlichen Träger der Klein- und Mittelbetriebe, die sich dort engagieren. Das wäre sicherlich eine Möglichkeit, um die Motivation dieser Akteure weiterhin zu verbessern. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)
12.29
Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Schennach. – Bitte, Herr Kollege.
12.30
Bundesrat Stefan Schennach (SPÖ, Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Wenn die KMUs – gemeinsam mit den EPUs – so eine zweifellos herausragende Bedeutung haben, dann sollte man sie natürlich auch im europäischen Vergleich betrachten. Das wird in diesem Bericht zum ersten Mal in einer Ausführlichkeit gemacht, für die wir sehr dankbar sind, denn ich glaube, wir sind innerhalb der Europäischen Union ein Wirtschaftsraum, und deshalb braucht man auch da Vergleiche.
Vergleiche zur Situation der KMUs in Österreich und im europäischen Umfeld lassen sich nach diesem Bericht ja auch durchaus sehen, zwar nicht in allen Punkten, aber doch in wesentlichen. Wenn wir sagen, die knapp 300 000 österreichischen KMUs machen 99,6 Prozent der Betriebe aus, so haben wir einen ähnlich hohen Prozentsatz auch in der Europäischen Union. Es sind dort 20,7 Millionen Betriebe.
Aber ein paar Dinge sind auffallend. Es ist auffallend – wir haben heute in der Früh die Frauenministerin zur Fragestunde bei uns gehabt –, dass zum Beispiel der Anteil jener Frauen, die KMUs gründen und KMUs führen, in Österreich signifikant höher als insgesamt in der Europäischen Union ist. Es wäre noch interessant, zu schauen, wie es sich bei der Überlebensrate dieser KMUs verhält, weil Frauenbetriebe in der Regel eine Spur kleiner sind als die von Männern geführten Betriebe. Das ergibt dieser Vergleich, bei der Überlebensrate wissen wir es noch nicht. Aber 35 Prozent der österreichischen KMUs werden von Frauen geführt, in Europa sind es nur 30 Prozent.
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