BundesratStenographisches Protokoll791. Sitzung / Seite 90

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Gerade was den Güterverkehr betrifft, gab es in den letzten Tagen doch etwas Aufre­gung – zumindest bei uns in der Region, aber ich glaube, das hat sich über das ganze Land gezogen –, weil mehr oder weniger angekündigt wurde, dass einige Verlade­bahnhöfe und Verladestellen entweder innerhalb von zwölf Tagen teurer werden – und zwar viel teurer –, oder geschlossen werden, was natürlich ein Wahnsinn ist für die Betroffenen. Sie rechnen damit, dass sie ihre Güter – bei uns in Ernstbrunn sind es Kalk oder Erdäpfel – verladen können, und dann müssen sie innerhalb von zwölf Ta­gen die Pläne ändern und schauen, wie sie sie woanders hinbringen. Also das ist mei­ner Meinung nach eine Sache, bei der ich inzwischen auch die Schienen-Control GmbH immer wieder erwähne und den Leuten sage: Bitte beschwert euch, das könnt ihr euch so nicht gefallen lassen!

Die Rail Cargo hat natürlich Probleme, aber für die Probleme, die die Rail Cargo der­zeit hat, sind nicht die zuständig oder verantwortlich, denen jetzt der Verladebahnhof gesperrt wird. Ich denke, es wäre ganz, ganz wichtig, dass man im Eisenbahnbetrieb – es ist auch im Personenverkehr oft der Fall – nicht sagen sollte: Okay, jetzt ist die Frequenz geringer, dann bieten wir halt weniger an, und wenn wir weniger anbieten, dann brauchen wir wieder weniger Frequenz, weil die Leute dann nicht fahren, weil sie mit drei Zügen nicht durchkommen.

Damit zum Angebot im Personenverkehr. Im Bericht steht: „Das Verkehrsangebot stieg um 12 Prozent.“ Mir ist allerdings nicht ganz erklärlich, wie man auf diese 12 Prozent kommt, weil es auf den nächsten beiden Seiten um Angebotsverbesserungen und An­gebotsreduzierungen geht, und das hält sich in etwa die Waage. Ich habe nur erfahren, dass es zumindest in Niederösterreich auch im Jahr 2009 eher einen Überhang der Angebotsreduzierungen gab.

Ich denke da jetzt ans Waldviertel, wo eben dieses Spielchen immer wieder gespielt wird: Wir bieten weniger Züge an, weil ihr fahrt ja ohnehin nicht, und wenn weniger Züge fahren – nur mehr zwei, drei pro Tag und der letzte um 17 Uhr –, dann können die PendlerInnen ihn einfach nicht mehr benutzen. Ein gutes Angebot an schienenge­bundenem öffentlichem Verkehr ist einfach ganz wichtig für eine Region, auch für
die Erschließung, damit die Leute pendeln können, ohne dass sie sich ins Auto setzen müssen.

Ein anderer Punkt, den ich noch gerne kurz anreißen möchte, ist das Interview mit dem Herrn Wehinger bezüglich der WESTbahn Management GmbH, also diese teilweise Bedienung der Westbahnstrecke durch einen privaten Anbieter. Wir haben es im Aus­schuss kurz angesprochen: Prinzipiell ist es natürlich erfreulich, wenn sich Privatbahn­anbieter finden, die Strecken bedienen, wenn der Bedarf da ist.

Meine Sorge ist aber, dass – wenn man zwei Anbieter auf einer Strecke hat wie in die­sem Fall – wahrscheinlich die Ermäßigungskarten nur bei einem gelten werden – also Vorteilscard, Jahresnetzkarte. Ich werde mir aussuchen müssen, mit wem ich fahre oder nicht fahre. Wenn es einen zweiter Anbieter gibt, ist zu befürchten, dass die ÖBB sagen: Gut, dann fahren wir nicht so oft. – Man hat eine Jahresnetzkarte, fährt jeden Tag von Wien nach St. Pölten – wie wird das geregelt?

Das ist jetzt mehr oder weniger erstmalig ein Sprung ins kalte Wasser auf der West­bahn, aber ich wünsche mir wirklich, dass man sich etwas einfallen lässt, wie man das für die KundInnen und die PendlerInnen gut lösen kann. Bei uns in St. Pölten gibt es zum Beispiel den Wiesel-Bus – wir haben halt keinen schienengebundenen öffentli­chen Verkehr, wir machen alles mit dem Bus in Niederösterreich –, aber wenn man mit dem Wiesel-Bus fährt, kann man sich sämtliche ÖBB-Ermäßigungen irgendwo hinste­cken, weil sie nichts bringen. Man zahlt Länge mal Breite, wenn man einmal mit dem Wiesel-Bus fährt und sonst mit dem Zug. Ich wünsche mir wirklich, dass bei der Frage, wie man das „handlen“ kann, auch an die PendlerInnen gedacht wird.

 


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