BundesratStenographisches Protokoll795. Sitzung / Seite 19

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autonome Universitäten um den Zuschlag, allen voran die Humboldt-Universität in Berlin. Daher mein Appell: Bitte fördern wir die bestehenden wissenschaftlichen Clus­ter, vor allem unsere Hauptuniversität hier an der Ringstraße! (Beifall bei der FPÖ.) Gerade für Wissenschaftler ist es wichtig, dass sie international vernetzt sind. Ein Wissenschaftler arbeitet in einer wissenschaftlichen Community und nicht im Allein­gang. Daher müssen wir den Wissenschaftlern auch diese Vernetzung anbieten.

Zum Thema Förderungen: Natürlich sind die Förderungen gestiegen, und zwar auf 2,73 Prozent, aber die Grundlagenforschung liegt bei 0,4 Prozent, und das ist zu wenig. Die Grundlagenforschung ist auch im europäischen Durchschnitt im untersten Bereich zu finden. Daher müssen die Anstrengungen für die Grundlagenforschung erhöht werden, und die Grundlagenforschung gehört an die Universitäten, denn dort findet die Forschung statt und dort gehört sie auch hin! (Beifall bei der FPÖ.)

Bei den Förderungen ist auffällig, dass wir zwar diesbezüglich im oberen Bereich liegen, aber bei den Patentanmeldungen und bei den innovativen Produkten in Öster­reich an eher unterer Stelle, sogar im unteren Durchschnitt. Das verwundert mich aber nicht, denn es ist das übliche System des österreichischen Förderwesens, dass dieses eher Lobbyisten begünstigt und nicht diejenigen, die es wirklich benötigen. Daher wäre es wesentlich besser, wenn man jungen Unternehmern die innovativen Start-ups erleichtert – durch Steuersenkungen, durch Investitionsfreibeträge und durch die Senkung der Lohnnebenkosten, damit diese leichter auch Mitarbeiter anstellen können. Das ist wirkliche Förderung.

Österreich hat wenige multinationale Konzerne. Österreich besteht aus KMUs, und daher ist eine Wissenspolitik der Zukunft, die Wissensorte zu fördern, Modelle zu schaffen, die Unis und diese innovativen Betriebe gemeinsam berücksichtigen und vor allem – vor allem! – eine bessere Vermarktung der Universitäten vorantreiben. Eine solche findet nur sehr wenig statt, die Universitäten gehören wesentlich besser ver­marktet.

Es sind an der Hauptuniversität exzellente Wissenschaftler, die exzellente Produkte hervorbringen – nur weiß das keiner –, und Patentanmeldungen werden einfach nicht vermarktet. Hier muss man einfach Hilfe leisten und auch ein Management installieren, damit diese Vermarktung stattfinden kann.

Sicherlich ist die Idee, die Universität für Wirtschaftswissenschaften im Prater neu zu errichten, eine ausgezeichnete. Hier ist eine Konstellation zu schaffen, dass sich auch Österreich auf seine Tradition der Wirtschaft wieder mehr spezialisieren und kon­zentrieren kann. Daher ist es im Sinne der Konzentration, im Sinne der Hervorbringung der wissenschaftlichen Cluster nicht notwendig, dass an anderen Universitäten gleichzeitig Volkswirtschaft und Betriebswirtschaft angeboten wird. Das ist in einer Großstadt wie Wien nicht notwendig. Konzentrieren wir uns auf die neue oder auf die alte WU, schaffen wir dort die entsprechenden Voraussetzungen mit anderen Gege­benheiten, aber man sollte nicht doppelgleisig fahren.

Der Einfluss von staatlicher Politik gehört auch zurückgedrängt. Wissenschaftler haben mit Politik wenig gemein. Wissenschaftler wollen unabhängig sein, wollen forschen, wollen frei sein, wollen individuell tätig sein. Daher ist es wichtig, die Autonomie der Uni­versitäten zu stärken. Universitäten müssen selbständig entscheiden können, welche Leute sie anstellen, in welche Richtung sie forschen und wofür sie forschen.

Der Staat muss für die Vermarktung garantieren, muss Hilfestellung leisten, muss ein Management installieren. Die Wissenschaft darf nicht der Politik dienen – die Politik muss der Wissenschaft dienen.

 


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