BundesratStenographisches Protokoll796. Sitzung / Seite 167

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Jetzt komme ich zum Wegfall der Befreiung von den Arbeitslosenversicherungsbei­trägen für ältere Arbeitnehmer bis Ende 2015. Es ist klar, durch den Wegfall werden die Lohnnebenkosten für ältere Beschäftigte wieder höher, aber über die arbeitsmarkt­politischen Effekte dieser Befreiung gibt es ja ohnehin unterschiedliche Meinungen.

Eines möchte ich auch sagen: Mich hat ein wenig die Wortwahl irritiert, Herr Kollege Brückl! Bei uns „dienen“ die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht, sie arbeiten. (Bun­desrat Brückl: Was habe ich gesagt?) – Sie haben gesagt, sie „dienen“. (Bundesrat Brückl: „Ausdienen“!)

Unsere Unternehmen sind nur deshalb so gut unterwegs, weil die Unternehmerinnen und Unternehmer gut sind, aber wir brauchen gute, professionelle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Kein Unternehmer setzt freiwillig eine exzellente Fachkraft, nur weil sie 58 Jahre alt ist, auf die Straße und nimmt sich jemanden, der vielleicht ein bisschen weniger kostet, aber wo die Einschulungskosten ja ein Vielfaches ausmachen!

Also, Sie dürfen schon Vertrauen in die Unternehmer haben, dass wir wissen, was wir an unseren erfahrenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben. Wir wollen keine Lohnnebenkostenerhöhungen haben, aber da sind wir bereit, es zu machen, weil wir wissen, dass wir das Geld brauchen.

Wir brauchen auch die Finanzierung. Wir müssen auch schauen, dass wir unser Pen­sionssystem finanzieren. Deshalb ist es uns auch wichtig, dass wir die Arbeitnehmerin­nen und Arbeitnehmer länger im Arbeitsprozess halten. Schauen wir uns das an! Da­rüber müssen wir schon auch reden. Die Erwerbsquote älterer Menschen liegt in Ös­terreich bei knapp 41 Prozent. Wir haben damit eine der niedrigsten in der Europäi­schen Union.

Wir sollen nicht immer wieder sagen: Bitte schön schau, dass du ältere Arbeitnehmer behältst! Man soll ihnen nicht immer das Alter umhängen und sagen, dass sie nichts bringen. Ich kratze jedem die Augen aus, wenn er sagt: Die ist alt und bringt keine Leistung mehr! – Na hallo, so ist es ja nicht! (Zwischenruf der Bundesrätin Mühl­werth. – Bundesrat Brückl: Ich habe das nicht gesagt!)

Ältere Arbeitnehmer soll man nicht immer so hinstellen, als wenn das eine Gnade wä­re, dass sie noch irgendwo arbeiten dürfen. Sie bringen ihre Leistung, und in der Wirt­schaft zahlen wir für die Leistung. Wir brauchen das auch, damit wir auf der anderen Seite wieder schauen, dass wir uns das bei der Pension und bei der Finanzierung un­serer Pensionen leisten können. (Bundesrätin Mühlwerth: Warum ... wir das dann?) – Bitte? Ich weiß nicht, was ihr da überhaupt für einen Zugang zu den Mitarbeitern habt! (Bundesrätin Mühlwerth: Du hast gesagt, nur 40 Prozent sind im Erwerb! Woher kommt das?) – 41 Prozent! (Neuerlicher Zwischenruf der Bundesrätin Mühlwerth.) Weil wir den Leuten einreden (Bundesrat Brückl: „Einreden“!) und sagen, wann sie in Pension gehen können, und das ganz einfach bei uns eine Zeitlang in war und noch immer in ist, früh in Pension zu gehen.

Aber wir, die Wirtschaft legen Wert darauf, dass wir die Mitarbeiterinnen und Mitar­beiter länger im Arbeitsprozess haben, weil wir auf der einen Seite wissen, dass das auch ungerecht der jungen Generation gegenüber ist. Auf der anderen Seite müssen wir auch schauen, dass wir uns dieses Pensionssystem erhalten können. (Bundesrätin Mühlwerth: Ja!) Ja, also! Wir sind dafür. (Bundesrätin Mühlwerth: Es gibt auch an­dere Fälle, wo die Arbeitnehmer länger arbeiten wollen und nicht dürfen!) – Ja, du wirst immer jemanden finden, der das anders haben will.

Wichtig ist mir aber: Wenn wir schon darüber reden, ältere Arbeitnehmer auch länger im Arbeitsprozess zu halten, dann müssen wir halt schauen, dass wir weiter gut auf Qualifizierung setzen, dass wir bei der betrieblichen Gesundheitsförderung etwas ma­chen. Und die Nutzung des Erfahrenwissens von älteren Erwerbstätigen ist für uns ein ganz wesentlicher Faktor.

 


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