BundesratStenographisches Protokoll798. Sitzung / Seite 18

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Eine Studie aus den Vereinigten Staaten von Amerika, die seit 1991 läuft, die soge­nannte NICHD-Studie, ist im Jahr 2007 noch einmal angeschaut worden. Einige Dinge haben sich verschoben, einige Dinge sind aber immer gleich geblieben, und zwar seit 1991.

Das steht in einem Anschlussbericht, der in der Zeitschrift „Child Development“ im März/April 2007 veröffentlicht worden ist. Dieser bezieht sich auf Fremdbetreuung sowohl durch Verwandte, Kindermädchen im Hause des Kindes, Pflegefamilien wie auch – wie es in den USA heißt – „day care centers“, welche weitestgehend unseren Kinderkrippen entsprechen. Und das bringt schon einiges Brisantes zutage.

Diese Studie besagt:

„Kinder, welche sich in Kinderkrippen aufhielten, zeigen in der Schule bis zur jetzt ein­bezogenen 6. Klasse, d. h. bis zum Alter von 12 Jahren, schwieriges Verhalten.“

Weiters heißt es:

„Die Werte beziehen sich auf solchen Kinder, welche sich mindestens 10 Stunden pro Woche in Kinderkrippen aufhielten. Je länger an Jahren sie Krippenkind waren, desto stärkere Verhaltensauffälligkeiten zeigten sie nach Auskunft ihrer Lehrer. Das proble­matische Verhalten bezieht sich auf vermehrte Aggressionen, Eintritt in viele Kämpfe, viel reden, Ungehorsam in der Schule.

Wichtig ist, dass erhöhte Werte an Aggressivität und Störungen im Unterricht statis­tisch relevant nun nur noch bei Krippenkindern festgestellt wurden, nicht mehr bei anderer Fremdbetreuung etwa durch Verwandte, Kindermädchen oder Tagesmütter. Weiterhin ist bemerkenswert, dass sie unabhängig vom Geschlecht, dem Familien­einkommen, dem elterlichen Verhalten und der Qualität der Kinderkrippe auftraten, also auch bei guten Einrichtungen registriert wurden.“

Wir wissen, dass es auch da natürlich Qualitätsunterschiede gibt. Es ist jetzt nicht so, dass das klinisch ist; diese Verhaltensauffälligkeiten bewegen sich auch laut der Studie noch durchaus im normalen Bereich, aber sie müssen einem zu denken geben. Wenn man immer wieder sagt, ohne Scheuklappen, ohne Denkverbot, dann muss man einfach beachten und auch zur Kenntnis nehmen, dass es solche Erkenntnisse gibt und die nötigen Schlüsse daraus ziehen.

Das sagen auch die Entwicklungspsychologen. Vor allem die Psychoanalyse sagt, dass die emotionale Seite in den ersten Lebensjahren eines Menschen von erstran­giger Bedeutung ist und einer persönlichen, kontinuierlichen und umfassenden Zuwen­dung bedarf. Ich weiß schon, das müssen nicht immer nur die leiblichen Eltern sein, das kann die Tagesmutter sein, das kann ein Kindermädchen sein, das kann die Oma oder irgendjemand anderer in der Familie sein. (Bundesrätin Posch-Gruska: Aber keine Kindergartenpädagoginnen?! ...!)

Aber bei den Krippenplätzen gibt es gewisse Auffälligkeiten. Es ist ja wirklich inter­essant: Sie picken sich auch nur das heraus, was Ihrer Meinung entspricht und sagen, das stimmt alles nicht. Sie wischen alles vom Tisch und sagen: Gibt es über­haupt nicht, findet nicht statt! (Bundesrätin Blatnik: Nein!)

Wir geben für die Krippenplätze nicht gerade wenig Geld aus. Ein Krippenplatz kostet pro Kind mehr als 12 000 € im Jahr, wobei die privaten Einrichtungen ein wenig billiger sind.

Dabei ist interessant, dass zum Beispiel in meinem Heimatland Wien längst nicht alle Krippenplätze nur von berufstätigen Müttern in Anspruch genommen werden. Laut Statistik Austria waren 2009 47,6 % der Mütter von Krippenkindern nicht berufstätig. (Bundesrat Todt: Vielleicht haben sich die Leute das leisten können!) 1972 war es


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