BundesratStenographisches Protokoll798. Sitzung / Seite 19

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noch anders: Da waren fast 90 Prozent berufstätig. Und da darf man dann schon nach dem Sinn dieser Krippenplätze, nach der Vergabe dieser Krippenplätze fragen. Und man fragt sich auch, warum kein Nachweis nötig ist, dass man den Krippenplatz auch tatsächlich braucht. (Bundesrätin Blatnik: Nein, bitte nicht!) Das ist nicht im Sinne des Erfinders, dass ich zu Hause bin und mein Kind in der Kinderkrippe abgebe, damit ich am Vormittag meine Ruhe habe, und dann hole ich es wieder. (Zwischenrufe.)

Noch einmal: Wir wissen, dass es Mütter gibt, die diese Einrichtungen brauchen. Wir wissen auch, dass es solche gibt, die es wollen. Und das ist ja auch in Ordnung so.

Da komme ich jetzt zu den Gruppengrößen bei den Krippen, wo ja auch der Berufsverband der KindergartenpädagogInnen immer wieder darüber klagt, dass die Gruppen einfach zu groß sind. Auch in Deutschland hat der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte gesagt, maximal zwölf Kinder unter drei Jahren und innerhalb dieser Gruppe zwischen neun und zwölf Monaten eine Betreuerin für zwei Kinder; zwischen 12 und 24 Monaten eine Betreuerin für maximal drei Kinder. Und von 24 bis 36 Monate seien eine Betreuerin oder auch ein Betreuer – aber Männer gibt es da ja kaum – für maximal vier Kinder wichtig. Mehr sollten es nicht sein.

Davon sind wir aber noch weit entfernt. Keine Rede davon, dass wir uns da annähern. Und es besteht auch in der Zukunft nicht die Aussicht, dass sich das wirklich bessern wird.

Was kann man jetzt also tun, um diese Situation zu verbessern? – Ein Blick nach Frankreich, wo es ja eine sehr hohe Kinderquote gibt, kann uns schon Anregungen für Verbesserungen geben, auch wenn man von Frankreich nicht alles eins zu eins übernehmen kann und übernehmen muss. Das ist überhaupt nicht nötig.

In Frankreich gibt es zum Beispiel, um mehr Kinder zu fördern, das Kinderbetreu­ungsgeld für das erste Kind sechs Monate, dann ist Schluss. Für das zweite Kind und für jedes weitere gibt es das dann bis zu drei Jahren. Also Frankreich fördert ganz bewusst mehr als ein Kind.

Ich darf nur im Vergleich sagen: Wir haben 1,4 im Durchschnitt, während Frankreich zwei im Durchschnitt hat. Die Hälfte der Eltern der null- bis zweijährigen Kinder betreut auch seine Kinder alleine, also in der eigenen Familie. Und das System der Tages­mütter ist in Frankreich extrem gut ausgebaut. Es gibt kaum anderswo eine solche Fülle von Tagesmüttern wie in Frankreich.

Die Tagesmütter sind auch eine gute Einrichtung, die auch bei uns entsprechend ausgebaut gehörte. Und wir meinen auch, es gehörte auch dazu, dass endlich einmal ein einheitliches Berufsbild der Tagesmütter geschaffen wird. (Beifall bei der FPÖ.)

Dann würde sich vielleicht auch bei uns an der Höhe der Kinderzahl in den Familien etwas ändern, vielleicht auch bei den Akademikerinnen, die ja jetzt großteils „auslas­sen“ und keine Kinder bekommen. Nach wie vor sind wir aber der Ansicht, dass Kinder immer noch am besten in der Familie aufgehoben sind, was aber nicht heißt, dass wir alle außerhäuslichen Betreuungen pauschal ablehnen und sagen, wir brauchen sie überhaupt nicht.

Aber wir reden nach wie vor der Wahlfreiheit das Wort: Jeder darf seine Lebens­gestaltung, seine Familiengestaltung selbst übernehmen. Und es sollte, wie ich anfangs schon gesagt habe, ein gleichberechtigtes und nicht ein diskriminierendes Miteinander jener geben, die schnell wieder in den Beruf zurückwollen, jener, die etwas länger zu Hause bleiben wollen, und jener, die einen längeren Zeitraum zu Hause bleiben wollen oder sich vielleicht auch entschließen, ganz zu Hause zu bleiben.

 


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