BundesratStenographisches Protokoll798. Sitzung / Seite 17

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Ich denke, das kann man nicht entkoppeln: Sonntagsöffnung ja, Kinderbetreuung nicht – wenn wir jetzt schon auf so einem guten Weg sind, wo Bund, Länder und Gemeinden in einem sehr guten Verhältnis zusammenarbeiten und sehr viel für die österreichischen Familien geschafft haben. – Danke. (Beifall bei SPÖ, ÖVP und Grünen.)

9.42


Präsident Gottfried Kneifel: Als Nächste zu Wort gemeldet hat sich Frau Bundesrätin Mühlwerth. Ich erteile es ihr.

 


9.42.29

Bundesrätin Monika Mühlwerth (FPÖ, Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ganz besonders, liebe Kollegin Posch-Gruska! Ich verstehe nicht, warum es in einer fortschrittlichen Gesell­schaft im Rahmen der Wahlfreiheit nicht möglich sein kann, sich auch dafür zu entscheiden, ganz zu Hause zu bleiben oder teilweise zu Hause zu bleiben, ohne dass man dann sofort wieder das Stigma hat, man wolle zurück an den Herd. Das verstehe ich nicht. (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrätin Posch-Gruska: ...! In Folge dessen muss man das sagen! ... sehr gute Rahmenbedingungen ...!) – Aber es kann ja gleich­berechtigt nebeneinander gehen. (Bundesrätin Posch-Gruska: Könnte!)

Eine Befragung von 800 Jugendlichen zwischen 14 und 24 Jahren – ein Ergebnis, das von Minister Mitterlehner erst jüngst präsentiert worden ist – hat ergeben, dass die Forderungen von Rot und Grün, teilweise leider auch von Schwarz, nach immer mehr Kinderbetreuungsplätzen für immer jüngere Kinder die Jugendlichen wenig beeindrucken. 77 Prozent der Befragten sagen: Kleine Kinder unter drei Jahren werden am besten in der Familie betreut. 85 Prozent der Mädchen beziehungsweise der jungen Frauen haben kein Problem mit einer Teilzeitbeschäftigung, wenn ihre Kinder noch klein sind. 47 Prozent möchten das bis zum Eintritt der Kinder in den Kindergarten selber tun, immerhin noch 35 Prozent bis zum Eintritt der Kinder in die Schule und 18 Prozent – immerhin! – darüber hinaus.

55 Prozent der weiblichen Befragten und immerhin 34 Prozent der männlichen Befrag­ten können sich vorstellen, als Hausfrau beziehungsweise als Hausmann zu­hause bei ihren Kindern zu bleiben, wenn der Partner genug verdient – und das ist immer die Grundvoraussetzung. Eine bedauernswerte Tatsache ist, dass sich viele Menschen diesen Wunsch gar nicht erfüllen können – in den wenigsten Fällen zumindest –, weil kaum noch ein Einzelner so viel verdient, dass er eine Familie alleine erhalten kann.

Die Betreuung im Kindergarten ist ja noch in Ordnung, das sagen auch wir. Das ist auch notwendig, auch dann, wenn in einer Familie mehrere Kinder sind, weil eine Gruppensituation im Kindergarten eine andere ist als im familiären Bereich. (Bundesrat Mag. Klug: Eine bessere!) Die außerhäusliche Betreuung aber, nämlich die Kinder­krippe ist kritisch zu sehen, selbst dann, wenn man meint, es muss auch sie geben, weil es immer Menschen geben wird, die sie in Anspruch nehmen wollen oder auch müssen, aber jüngste Studien haben ergeben, so super-optimal, wie sie immer dar­gestellt wird, ist sie nicht.

Manchmal – das muss ich auch hier an dieser Stelle sagen – hat man ja, wenn man sich manche Kommentare anhört, den Eindruck, der schlechteste Platz für Kinder sei die Familie – und Bildung könne nur in einer außerhäuslichen Betreuungseinrichtung stattfinden. Tatsache ist aber, dass die Bildung zuerst einmal in der Familie beginnt und dann in den institutionellen Einrichtungen weiterbegleitet, ausgebaut werden kann, aber man darf und soll die Rolle der Familie bitte nicht unterschätzen und so tun, als ob sie überhaupt nicht nötig wäre.

 


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