BundesratStenographisches Protokoll798. Sitzung / Seite 40

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Über diese Anlaufstellen haben wir im Ausschuss kurz gesprochen. Der Bericht sagt unter anderem, 25 Prozent der jungen Menschen und 39 Prozent der älteren Gruppen wissen nicht, wohin sie sich wenden können, wenn Gewalt in der Familie passiert. Das ist eine bedenkliche Zahl. Ich denke, da ist es einerseits ganz wichtig, an der Infor­mation zu arbeiten, damit die Leute wissen: Das kann ich machen! Auf der anderen Seite ist es aber schon auch eine Frage des Angebots. Wir wissen, wie das mit Frauenhäusern ist. In Niederösterreich gibt es nicht einmal in jedem Viertel eines, und die sind überlaufen. Und was die Gemeinden angeht, kann ich nur von Korneuburg sagen, ein Großteil von Gemeindewohnungen wird dringend benötigt, weil Frau geschlagen wird und flüchten muss.

Da gibt es zu wenig Auffangstationen und Auffangmöglichkeiten für Menschen, die unter Gewalt in der Familie leiden und da herauskommen wollen. Und dass sie herauskommen, ist ja bekanntlich ganz wichtig, weil diejenigen, die Gewalt erfahren haben, oftmals später auch Gewalt weitergeben. Das ist auch eine Erkenntnis, die dem Bericht zu entnehmen ist, und ich denke, daraus müssen wir etwas machen.

Ein zweiter wichtiger Punkt im Bericht ist für mich Integration und interkulturelle Betreuung. Ich habe das auch schon vorhin bei der Kinderbetreuung kurz ange­sprochen. Da geht es nicht nur um die Sprachförderung und darum, dass Kinder im Kindergarten Deutsch lernen. Wir haben vor Kurzem bei uns einen Kindergarten eröffnet, und es war ganz toll: Die Kinder haben in acht Sprachen, die bei ihnen im Kindergarten Muttersprachen sind, ein Lied gesungen, und es waren alle ganz begeis­tert, wie super das funktioniert.

Ich denke, es ist eine ganz wichtige Voraussetzung, ein ganz wichtiges Tool, das man später auch im Leben braucht, nämlich dass man schon möglichst frühzeitig auch mit anderen Kulturen in Berührung kommt, lernt, diese zu verstehen, lernt, mit ihnen umzugehen. Bekanntlich ist es ja so, dass Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in ihrem Leben immer mehr auch global unterwegs sind, in andere Kulturkreise kommen. Wenn sie sich da schon als Kind Tools aneignen und damit umgehen können, hat das, denke ich, ganz wichtige Auswirkungen auch auf die Qualifikation, ist also auch ein Bereich der Bildung.

Der dritte Punkt, den ich noch kurz ansprechen möchte, ist das Kapitel Armut und Armutsbekämpfung, das aus dem Bericht ja leider herausgefallen ist. Wir haben es im Ausschuss nur ganz kurz andiskutiert. Über die wissenschaftliche Qualität kann man sicher streiten. Da kann man in vielen Fällen darüber streiten, ob der Umfang zu groß oder zu gering ist. Darüber kann man auch diskutieren. Ich finde, es ist einfach sehr schade, dass darüber nichts drinnen steht, und das ist ein wichtiger Bereich, der fehlt.

Da unter anderem auch angesprochen wurde, dass der Zeitraum dieser wissen­schaft­lichen Untersuchung nicht der war, der vorgegeben ist: Es gibt sehr viele Kapitel, die sich nicht auf die letzten zehn Jahre beziehen, die eigentlich der Bericht umfassen sollte. Wenn man diese wissenschaftliche Studie nicht in Anspruch nehmen wollte, dann hätte man vielleicht noch versuchen können, jemand anderen zu beauftragen. Mir tut es sehr leid, dass das Thema jetzt untergeht, und daher werden wir dem Bericht nicht zustimmen, obwohl, wie schon gesagt, viele sehr spannende Kapitel in diesem Bericht enthalten sind. Aber Armut und Armutsbekämpfung gerade in der Familie, denke ich, sind ein Teil, den man einfach nicht weglassen kann.

Ich wünschte – aber ich weiß ich nicht, ob das möglich ist –, dass man den Bericht künftig irgendwie aufteilen könnte, denn ich finde es schade, dass man nicht alle Kapitel diskutieren kann. Es gäbe sehr viel zu sagen, es sind sehr viele wichtige


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