BundesratStenographisches Protokoll798. Sitzung / Seite 42

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Kritisch wird im Bericht auch noch angemerkt, dass das Väterbild jetzt Thema wird, Thema werden muss, Thema werden soll. Ich denke, dass wir besonders darauf achten müssen, dass die Situation der Frauen, vor allem die prekäre Situation der Frauen in der Arbeitswelt, nicht in den Hintergrund tritt, sondern dass wir immer beide Aufgabenfelder vor uns haben.

Der Bericht zeigt uns aber auch, dass sich die traditionelle Aufteilung der Familien­arbeit leider noch nicht sehr verändert hat. Auch da haben wir noch Aufholbedarf. Das Erwerbsmuster von Frauen bricht leider erst sehr, sehr langsam auf, wesentlich lang­samer als das von Männern.

Es ist heute schon einige Male diese Studie angesprochen worden. Ich glaube, dass wir Politiker und Politikerinnen, die ständig bei den Menschen draußen sind, ja gar keine Studien brauchen, sondern dass uns auch unser Gespür sagt – und wenn wir die Leute fragen, werden sie uns das natürlich auch sagen –, das Lebensziel der meisten Menschen ist, eine glückliche Beziehung zu haben, Kinder zu haben, ein Haus zu haben und dort gemeinsam glücklich zu leben bis an ihr Lebensende.

Leider ist die Realität eine andere, das spielt es leider nicht immer so wie gewünscht. Daher denke ich mir – und die Kollegin Rausch hat es vorhin auch schon ange­sprochen –, dass wir genau hier gefragt sind. Ehen werden in einem unterschiedlichen Ausmaß geschieden, je nachdem, wo die Familien wohnen, im städtischen oder im ländlichen Bereich. Danach kommen sehr oft die Obsorgestreitigkeiten, und auch das Thema Obsorge – wir haben es im Bundesrat schon behandelt – wird uns weiter beschäftigen.

Und was die „Wunschkinder“ angeht: Die meisten jungen Menschen sagen, sie wün­schen sich zwei oder drei Kinder. In der Realität ist es oft nicht so, dass das leistbar und möglich ist. Der Durchschnitt liegt in Österreich zurzeit bei 1,4 Kindern, also ist der Wunsch auch hier etwas fern der Realität.

Überall dort, wo es gute Kinderbetreuungseinrichtungen gibt, ist es auch wesentlich einfacher und leichter für die Familien, für die jungen Menschen, dann auch Kinder zu bekommen – das haben wir aber heute auch schon zur Genüge besprochen. Und die Kinderbildungseinrichtungen mit der entsprechenden Förderung, die wir zurzeit haben, machen den jungen Menschen in ihrer familiären Situation sicherlich Mut.

Ein Kapitel, das mich eigentlich sehr interessiert hat und zum Weiterdenken angeregt hat, sind die Geschwisterbeziehungen, die im Familienbericht angesprochen worden sind. Schon sehr lange verfolgt uns ja der Mythos, das Einzelkind ist ein unsoziales Kind; Einzelkinder sind eben nicht so im sozialen Gefüge verankert. Es stimmt zwar, können wir aus dem Bericht herauslesen, dass Geschwisterbeziehungen die Bezie­hungen sind, die am längsten innerhalb der Beziehungen im Leben eines Menschen halten, aber der Mythos des unsozialen Einzelkindes, so konnte im Bericht nachge­wiesen werden, entspricht nicht der Realität. Ich denke, dass das doch auch für unsere Überlegungen sehr, sehr wichtig ist.

Was Trennungen und Scheidungen angeht: Dass dies nach wie vor eine große Heraus­forderung ist, sagt uns der Bericht auch, und dass es nach wie vor immer eine vorübergehende Krise für das Kind bedeutet, wird auch im Bericht sehr detailliert herausgearbeitet. Hier denke ich, dass wir auch in der Obsorgediskussion immer wieder daran denken sollen, wenn es heißt, es muss eine Zwangsobsorge geben für Eltern, die sich scheiden lassen wollen, dass wir damit die Krise des Kindes eigentlich nur noch verstärken, wenn wir eine Zwangsobsorge machen. Das sollten wir in unse­ren weiteren Diskussionen nicht vergessen.

 


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite