BundesratStenographisches Protokoll798. Sitzung / Seite 62

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ist es diesmal so. Du hast die Eigenkapitalausstattung im Tourismus angesprochen. Diese ist leider traditionell schlecht, und sie ist auch in den abgelaufenen Krisenjahren nicht wirklich besser geworden. Sie ist zwar aufgrund der Tatsache, dass die Finanz­mittel am Markt günstiger zu haben waren, weil ja die Zinsen gesunken sind, etwas besser geworden, aber die Eigenkapitalausstattung wird in diesem Bereich sicher noch zu verbessern sein.

Aber was mich besonders gefreut hat: Ich könnte dich ja direkt einmal zu Kollektiv­vertragsverhandlungen im Tourismusbereich mitnehmen. Ich verhandle da in der Steiermark schon jahrelang – Kollege Perhab lacht dort drüben – leider etwas erfolglos! Wir sind ja noch immer in Knochenarbeit daran, in der Steiermark den Mindestlohn im Kollektivvertrag auf 1 300 € zu heben.

Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Mit 1 300 € macht man in der heutigen Zeit nicht die großen Sprünge. Das ist eine finanzielle Ausstattung, die man als Arbeitnehmer durchaus braucht, wenn man vollzeitbeschäftigt ist. Da gibt es viel zu tun.

Es ist bereits angesprochen worden, dass wir im Tourismus gute Ausbildungen haben, dass wir im Vergleich zu anderen Branchen an und für sich viele Lehrlinge ausbilden, dass wir aber aufgrund der Tatsache, dass es hohe Drop-out-Raten gibt, trotz allem, trotz dieser intensiven Ausbildungstätigkeit, Schwierigkeiten haben, genügend Fach­kräfte für den Tourismus zu finden.

Diese Tatsache ist auch ein Punkt: Dass wir jetzt mit der Ostöffnung am Arbeitsmarkt die Auswirkungen hätten, die vom freiheitlichen Lager zitiert oder, besser gesagt, in den Himmel gemalt wurden – dass uns also die Arbeitskräfte überrollen würden –, das ist nicht passiert, das ist besonders im Tourismus nicht passiert! Da muss ich aber dazusagen: sogar zum Leidwesen der Tourismusbetriebe, denn diese hätten sich mehr Potenzial erwartet, das aus dem Osten kommt.

Es gibt nach wie vor auch in der Ostregion Österreichs viele offene Stellen im Tourismusbereich, ob das jetzt im Service ist, ob das in der Küche selbst ist. Diese Ostöffnung hat also auch im Tourismusbereich nicht, wie befürchtet, zu einem Massenansturm geführt, sondern die Kolleginnen und Kollegen (Ruf bei der FPÖ: Im Grenzbereich!), die wirklich im Tourismus arbeiten wollten, sind schon seit einiger Zeit da – das weiß ich auch vom eigenen Unternehmen –, und es ist nicht besonders bemerkbar gewesen, dass jetzt durch diese Ostöffnung ein stärkerer Zuzug entstanden ist.

Deshalb müssen wir schon eines sehen: Wir müssen daran arbeiten, den Arbeitsplatz Tourismus attraktiver zu gestalten. Es geht eben nicht nur darum, die entsprechenden finanziellen Ausstattungen zu finden, und es geht nicht nur darum, die entsprechenden Arbeitszeiten zu gestalten, sondern der Mix macht es aus. Wir haben in Österreich Branchen, in denen es auch eine schlechte Entlohnung gibt, aber trotzdem eine nied­rige Fluktuation stattfindet. Und wir haben Branchen – ich spreche, wie auch schon der Kollege, den Sozialbereich oder Gesundheitsbereich an –, in denen auch am Wochen­ende gearbeitet werden muss – Spitäler schließen nicht am Freitagnachmittag –, und dort ist diese Fluktuation in der Dramatik auch nicht sichtbar.

Wir haben, Herr Minister, in diesem Bereich viel zu tun! Sie sind ja gelernter Sozial­partner, bei Verhandlungen sehr erprobt, und ich glaube wirklich, dass da die Sozial­partner Lösungen finden müssen. Dass es Imagekampagnen gibt, ist schön, aber spätestens dann, wenn man fünf bis sechs Jahre im Beruf gewesen ist, ist es mit dem Image allein nicht getan. Da zählen die Fakten: Wie geht es einem im Job? Was läuft?

 


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