BundesratStenographisches Protokoll798. Sitzung / Seite 63

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Wenn man dann eine freie Station in einem Unternehmen hat, wenn man die Möglichkeit hat, dort zu übernachten, dann ist das zum einen eine tolle Angelegenheit. Aber diese tolle Angelegenheit ist dann oftmals nicht mehr ganz so toll: nicht nur, wenn die Ausstattung schlecht ist, sondern auch, wenn sie dazu dient, die Kollegin oder den Kollegen Tag und Nacht zur Hand zu haben. Wenn einmal Arbeit anfällt, dann holen wir ihn her – egal, um welche Uhrzeit das ist, ob es der freie Tag ist, wie auch immer!

Ich glaube, in diesem Sektor haben wir auch viel zu tun. Wir wissen, wie die Praxis im Tourismus ist: Es ist fast schon eine Rufbereitschaft. Oft genug klagen Kolleginnen oder Kollegen, dass sie an ihren freien Tagen „hinein“ müssen, wenn jemand erkrankt. Es ist oft eine niedrige Personalausstattung in den Betrieben, man plant an und für sich wenig Personalressourcen ein. Daher ist es eben das Problem, dass es zu Überlastungen in diesem Sektor kommt und dass die Drop-out-Rate entsprechend hoch ist.

Es ist auch bezeichnend, dass in einer Zeit, in der an und für sich die Beschäftigungs­situation nicht so rosig war – im Berichtszeitraum –, die Anzahl der Lehrlinge im Tourismus um 994 abgenommen hat. Man würde ja glauben, man hat in dieser Zeit jeden Lehrplatz gebraucht wie einen Bissen Brot. Anscheinend haben sich einige junge Damen und Herren nicht dazu durchringen können, im Tourismus Fuß zu fassen. Es gibt da eben Arbeit, und diese Arbeit müssen wir auch angehen.

Herr Minister, ich bedanke mich bei Ihnen dafür, dass Sie in dem Bericht dem Kapitel Beschäftigung im Tourismus so großen Raum gegeben haben. Das ist ganz wichtig. Natürlich sind die Unternehmer die Ersten, die mit ihren innovativen Produkten auch im Tourismusbereich ihren Beitrag dazu leisten, aber auch die Unternehmen brauchen Humankapital, und das sind die Beschäftigten im Tourismus. Diese tragen ebenfalls zum Erfolg im Tourismus bei; ich bitte, das zu berücksichtigen. – Danke. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

12.41


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Zu Wort gelangt Herr Bundesrat Mag. Pisec. – Bitte.

 


12.41.48

Bundesrat Mag. Reinhard Pisec (FPÖ, Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Bericht ist wirklich sehr seriös geschrieben, sehr offen, empirisch realistisch die Fakten darstellend, und damit kann man wirklich etwas anfangen. Es wäre aber interessant – vielleicht darf ich das als kleine Anregung mitgeben –, auch gleich Lösungskompetenzen in Modellen 1, 2, 3, 4, 5 anzubieten. Damit kann man sehen, ob sich die Bundesregierung auch wirklich Lösungen überlegt hat oder überlegen wird.

Worum geht es in dem Bericht in erster Linie? – Durch diesen Bericht zieht sich wie ein roter Faden die Problematik der Eigenkapitalquote der österreichischen Betriebe. Dazu darf ich Folgendes vorlesen – ich zitiere –:

„Mehr als die Hälfte der Unternehmen“ kann „die (...) geforderte Grenze einer Ent­schuldungsdauer von maximal 15 Jahren nicht einhalten. Dies bedeutet, dass sich eine Vielzahl von Unternehmen der Tourismuswirtschaft in einer wirtschaftlich ange­spannten Situation befindet.“

Damit sind wir auch schon bei dem Thema, um das es geht: um die ungenügende betriebliche Ausstattung hinsichtlich der Eigenkapitalquote.

Jeder, der ein Unternehmen führt, jeder, der mit seinem Unternehmen im Wettbewerb bestehen muss, weiß, dass die Eigenkapitalquote der wichtigste Parameter, die wichtigste Kennzahl ist, um bei Banken an Fremdkapital heranzukommen. Die


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