BundesratStenographisches Protokoll804. Sitzung / Seite 111

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14.55.58

Bundesrat Gottfried Kneifel (ÖVP, Oberösterreich): Herr Präsident! Frau Bundes­minis­terin! Meine sehr geschätzten Kolleginnen und Kollegen! Ich bin sehr dankbar für diese offene Debatte zum Thema Kultur anlässlich der Vorlage des Kulturberichtes. Ich darf auch für meine Fraktion feststellen, dass wir ein klares Ja zu einer offenen Kulturpolitik sagen, dass wir selbstverständlich ein Kulturgeschmacksministerium ablehnen würden, dass wir sehr stark auch auf eine Förderung der regionalen Kultur, der Kultur in den Ländern drängen, wie Sie es auch genannt haben, wo ja entsprechend den Bestimmungen der Verfassung die kulturellen Aktivitäten und die Kulturförderung sehr stark auch Ländersache sind.

Ich möchte auch an den Redebeitrag des Herrn Kollegen Schreuder anschließen, der gesagt hat: Na ja, das Triple A haben wir verloren, aber so schlecht sind wir nicht in Österreich! – Vielleicht könnten wir uns auf drei Bereiche einigen, wo wir Weltmeister sind. Ich würde einmal sagen in der Weißweinerzeugung. Da sind wir wirklich die Besten. Wir sind unschlagbar beim Schifahren in allen Disziplinen, beim Schifliegen natürlich auch. Wir sind ein Land der Musik, und wir sind ein Land der Kultur. Also diese drei Disziplinen können wir ohne Weiteres als Spitzendisziplinen für Österreich gelten lassen.

Die Kultur ist ein wesentlicher Faktor auch in der Gesellschaft, in der Wirtschaft, in allen Bereichen des öffentlichen Lebens. Ich würde sagen – das hat einmal ein gescheiter Mann gesagt –: Die Wirtschaft brauchen wir zum Leben, die Kultur brauchen wir zum Erleben. Beides ist wichtig im Leben. Man muss die Existenz sichern, man braucht aber auch Erlebnisse. Erleben, das macht das Leben interessant, facettenreich und vielfältig. Und das brauchen wir ganz gewiss.

Damit bin ich beim Kulturbericht, der wirklich schon ausführlich von den Vorrednern gewürdigt wurde. Ich möchte auch den großen Anteil der Ehrenamtlichen in diesem Bereich vor den Vorhang holen. Ich komme aus der ältesten, nachweisbar ältesten Stadt Österreichs, wir feiern heuer 800 Jahre Stadtrechtserhebungsjubiläum in Enns. Und wir haben ein Stadtmuseum mit 27 Schauräumen, das ausschließlich von Ehrenamtlichen geführt wird. Das ist das größte Museum Österreichs, das aus­schließlich von Ehrenamtlichen betrieben wird. Dafür wird niemand bezahlt. Das muss man sich einmal vor Augen führen: Wir haben tausende Besucherinnen und Besucher. Und ich glaube, das ist eine Wertung pars pro toto für viele andere Fälle.

Sie selber sind oft bei Vernissagen, bei kulturellen Veranstaltungen und wissen, was in diesem Bereich geleistet wird. Ich denke, das ist nicht hoch genug zu bewerten, denn wir brauchen in diesem Bereich alles: Wir brauchen die kleinste Kulturinitiative, von den kleinsten Musikgruppen, Popgruppen oder was immer, bis hinauf zum Musiktheater eines Landes, bis hinauf zu den staatlichen Bühnen und Einrichtungen. Das macht die Vielfalt und die Attraktivität Österreichs aus.

Das hat auch eine wirtschaftliche Rentabilität. Das ist nicht nur für sich wertvoll, hat nicht nur einen Selbstwert, ist nicht nur identitätsstiftend – das alles ist schon gesagt worden –, sondern das hat auch eine Umwegrentabilität. Das bringt große Unter­nehmen und Betriebe ins Land, es wird kulturelle Qualität geboten. – Das darf man nicht unterschätzen. Kultur ist wichtig, genauso wichtig, wie jede andere wirtschaftliche und wichtige Aktion in unserem Budget und in unserer Gesellschaft.

Frau Bundesministerin, ich möchte anlässlich der Debatte über den Kulturbericht noch auf eine wichtige Maßnahme namens dieses Hauses aufmerksam machen. Wir haben hier im Bundesrat vor mehreren Jahren – es war genau am 20. Juli 2007 – eine einstimmige Entschließung dahin gehend gefasst, dass der Donaulimes zum Weltkulturerbe ernannt wird. Alle Fraktionen standen hinter diesem Thema, und ich


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