BundesratStenographisches Protokoll804. Sitzung / Seite 112

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möchte in Erinnerung rufen, dass in diesem Zusammenhang – auch von allen Frak­tionen unterschrieben – bereits zwei parlamentarische Anfragen betreffend den Verlauf dieses Prozesses an Sie gerichtet worden sind. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir nicht nur Papier produzieren, sondern unsere eigenen Anträge auch ernst nehmen und auch weiter verfolgen. Ich würde bitten, dass diese Entschließung, die damals einstimmig beschlossen worden ist, auch zum Erfolg geführt wird. (Vizepräsidentin Mag. Neuwirth übernimmt den Vorsitz.)

Alle drei betroffenen Bundesländer – Oberösterreich, Niederösterreich und Wien – stehen geschlossen hinter diesem Anliegen, haben sich mehrmals in Manifesten und in Verträgen zu diesem Anliegen bekannt. Es geht um die UNESCO-Prädikatisierung. Ich halte das für eine wichtige Angelegenheit, auch für einen Beitrag zum Erleben von Europa. Ich sehe nicht ein, dass der Limes, der von Großbritannien bis nach Regens­burg bereits zum Kulturerbe ernannt ist, ab Regensburg nicht diese Wertung erfährt. Der Rest, der sogenannte „nasse Limes“ an der Donau bis zum Schwarzen Meer, ist nämlich nicht prädikatisiert worden. Ich halte es für eine Chance, Europa entlang dieses Limes erlebbar zu machen. Die Ernennung zum UNESCO-Weltkulturerbe würde dem Nachdruck verleihen. Ich darf Sie daher ersuchen, darüber wieder einmal mit den zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Ihrem Ministerium zu reden.

Ich sehe im Besonderen auch noch einen anderen Grund dafür. Es geht nicht nur darum, dass man aus der ursprünglichen militärischen Anlage ein UNESCO-Welterbe macht, sondern es geht auch darum, aus einer militärischen Anlage ein Friedens­denkmal zu gestalten, um den Friedensgedanken erlebbar und spürbar zu machen, vermitteln zu können. Mit dem Prädikat Weltkulturerbe könnte diese Idee nach­vollziehbar und deutlich gemacht werden.

Das wäre mein Anliegen: dass diese einstimmig gefasste Entschließung, hinter der alle Fraktionen stehen, die von allen betroffenen Bundesländern unterstützt und gefördert wird, gemeinsam zu einem Erfolg geführt wird. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen.)

15.03


Vizepräsidentin Mag. Susanne Neuwirth: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Bun­des­rat Schennach. – Bitte.

 


15.03.55

Bundesrat Stefan Schennach (SPÖ, Wien): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geschätzte Frau Bundesministerin! Ich habe mich jetzt infolge der Ausführungen des Kollegen Kneifel spontan zu Wort gemeldet. – Kollege Kneifel, es ist richtig, dass der ehrenamtliche Faktor im Bereich des Kultur- und Kunstschaffens sehr hoch ist. Aber bei all dem Lob für diesen ehrenamtlichen Faktor dürfen wir eines nicht übersehen: dass es Menschen in Österreich gibt, die vom Kultur- und Kunstschaffen leben – das ist ein Beruf, das ist eine Berufung –, und wenn wir uns den Sozialbericht über die Künstler und Künstlerinnen ansehen, dann wissen wir, dass wir doch nicht so ganz weltmeisterlich sind, was zum Beispiel die Einkommensverteilung betrifft. Es wird darum gerungen, hier zu mehr Gerechtigkeit zu kommen. Wenn zum Beispiel im Musikbereich der Durchschnittslohn einer Frau bei 600 €, jener eines Mannes bei 700 €, respektive 700 € und 800 €, liegt, dann, muss man sagen, sind wir nicht weltmeisterlich.

Zweitens, Kollege Kneifel: In Zeiten der Wirtschaftskrise – du hast die Bereiche Wirt­schaften und Erleben gebracht – ist es natürlich so, dass die Kunst- und Kulturbudgets in den Ländern, aber auch beim Bund reduziert werden. Daraus ergibt sich eine Kollision – und das ist ein ganz geschicktes Hantieren –, nämlich die Kollision zwischen den gebundenen Geldern und jenen Geldern, die für freies Schaffen zur


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