BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 59

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Also lassen wir die Kirche im Dorf! Niemand kann unseren Anteil von diesen 2,8 Pro­zent, den wir da haben, vergrößern, ausweiten oder sonst irgendwie abrufen, ohne dass dieses Hohe Haus dem zustimmt. Hört daher endlich auf mit eurer Horrorsze­narien-Propaganda, die auf Unwahrheiten aufgebaut ist! (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen.)

Was für einen Nutzen haben wir daraus, außer dass wir solidarisch sind? – Natürlich ist es in unserem ureigensten österreichischen Interesse, dass es Stabilität für unsere eigene Währung gibt. Das nutzt uns, wenn es in Europa, im Euroraum Stabilität gibt! Das ist Planungssicherheit für unsere Unternehmungen, das ist für eine offene Volks­wirtschaft, wie wir es sind, sehr wichtig!

Wir leben von den Exporten, wir leben davon, dass Touristen zu uns kommen, wir le­ben davon, dass wir Weltmeister in den Exporten sind, pro Kopf gesehen, dass wir so­zusagen über unsere Grenzen hinaus denken. Es gibt schon welche, die da den Grenzbalken wieder heruntertun möchten und einen Horizont haben, der nur bis zum Grenzbalken reicht.

Es ist unser Wohlstand für die Leute darauf aufgebaut, es ist unser Sozialsystem da­rauf aufgebaut. Aber wenn hier welche glauben, wir wären alleine oder vielleicht mit den Deutschen viel besser dran, und wenn hier welche wehmütig an damals zurück­denken, als wir noch den Schilling hatten, so muss ich sagen: Wir hatten den Schilling nicht alleine, wir waren mehr als ein Jahrzehnt ganz eng an die D-Mark gekoppelt. Wer hier davon träumt, zum Schilling zurückzukehren – das Pferd des 80-Jährigen reitet
auf dieser Welle –, der hat vergessen, was damals war, nämlich die Koppelung an die
D-Mark. Wahrscheinlich würden die Freiheitlichen sagen: Dann koppeln wir uns eben wieder an die Deutschen! – Das ist die Philosophie „Nordeuro – Südeuro“, oder wie man es überhaupt nennen soll. (Präsident Keuschnigg übernimmt wieder den Vor­sitz.)

Mit der Installation einer Währung ausschließlich aus Deutschland, Österreich und viel­leicht noch den Niederlanden und Finnland würde schlagartig zwischen 40 und 60 Pro­zent Aufwertung erfahren, und das wiederum würde eine Verteuerung unserer Exporte um 40 bis 60 Prozent bedeuten. Und dann muss man sich anschauen: Wo sind wir dann noch wettbewerbsfähig, wenn wir um 60 Prozent teurer sind als jetzt?! (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Wer das nicht glaubt, der nehme sich das Beispiel des Schweizer Franken her. Was war denn beim Schweizer Franken? – Der ist durch die Decke galoppiert, die Regie­rung hat gar nicht gewusst, wie sie ihre Exportwirtschaft schützen soll! Und was haben sie dann getan? Sie haben ihre Währung fix an den Euro gekoppelt, nur damit sie sie nicht noch höher aufwerten müssen.

Das sei all jenen gesagt, die da so träumerische Ideen haben! (Zwischenruf der Bun­desrätin Mühlwerth.) – Ja, manche Wissenschaftler publizieren das in der Zeitung, weil sie auch in den Medien präsent sein wollen, aber durchdacht ist es nicht. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen.)

Manche schreiben dann Bücher und gehen auf Propaganda-Tour. Da muss man ganz ehrlich sagen: Ökonomie ist ein sehr verzahntes Gebilde, wo man weiter denken muss, als die Nase lang ist! (Neuerlicher Beifall bei ÖVP und SPÖ.) Unsere makroökonomi­sche Ausrichtung – und Gott sei Dank ist die Mehrheit in diesem Parlament auf dem richtigen Weg – (Ruf bei der FPÖ: Noch!) führt uns nicht in Wohlstandsverluste und in Krisenszenarien hinein, sondern in mehr Stabilität. Ein Teil für dieses Mehr an Stabilität beschließen wir heute.

Ich bedanke mich im Übrigen bei allen, die mitgewirkt haben bei der Erarbeitung dieses Konvolutes. Es sind nämlich mehrere Gesetze zu beschließen. Die parlamentarischen


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