BundesratStenographisches Protokoll812. Sitzung / Seite 175

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Das Geschäft mit der plastischen Chirurgie boomt wie nie zuvor, insbesondere infolge der Anti-Aging-Bewegung, die aus den Vereinigten Staaten kommt und vor rund 20 Jahren nach Österreich übergeschwappt ist. Dabei wird ewige Schönheit und Jugend propagiert. Alter sei eigentlich Krankheit, und ab dem 30. Lebensjahr beginne ja ein Stadium des Verfalls und des Siechtums, daher müsse man angeblich körperlich an sich herumdoktern.

Diese Bewegung scheint im Denken der Menschen sehr stark Fuß gefasst zu haben. Es ist jedenfalls eine Marktnische entstanden, die keine Grenzen mehr kennt, das Herumdoktern am menschlichen Körper ufert beispiellos aus.

Prinzipiell ist ja nichts gegen Schönheitsideale einzuwenden, es hat immer welche gegeben; wobei man natürlich hinterfragen muss, wer in unserer Gesellschaft bestimmt, was schön ist und was Schönheitsideale sind. Heutzutage wird eben ein dünnes Schönheitsideal propagiert. Welche Auswirkungen das auf junge Frauen und Mädchen hat, zeigt sich vor allem beim Anstieg der Essstörungen, der Magersucht, der Diäten.

Ich glaube, sehr geehrte Damen und Herren, da sollten wir als Politiker und Politi­kerinnen Aufklärungsarbeit leisten und gewissen Entwicklungen einen gesetzlichen Riegel vorschieben.

Dass Schönheit immer dem Wandel der Zeit unterliegt, ist heute schon gesagt worden. Das zeigen gerade die idealen Körpergrößen. Heutzutage ist es zum Beispiel unvorstellbar, dass Models Kleidergröße 42 und 44 tragen. Vergessen ist, dass Marilyn Monroe Kleidergröße 42 trug und Liz Taylor Kleidergröße 44.

Daran zeigt sich, wie wichtig die Frage ist, wer Schönheitsideale bestimmt, denn wie man sieht, können Schönheitsideale auch sehr destruktive Folgen haben. Diese Schönheitsideale stellen an Menschen Anforderungen und Erwartungen, die einfach kaum zu erfüllen sind.

Aber das Problem ist nicht, dass heute die Schönheitsideale anders sind als früher, sondern ganz prinzipiell, dass die Kommerzialisierung unserer Gesellschaft vor dem menschlichen Körper offensichtlich keinen Halt kennt, dass Körper zur Ware wird und da offensichtlich jede Hemmschwelle durchbrochen wird.

Ästhetische Eingriffe werden in unserer Gesellschaft immer üblicher, gelten zunehmend als normal, sie werden durch Stars und Models in den Medien gepriesen.

Ich erinnere mich, werte Kollegen und Kolleginnen, vor zwei Jahren gab es in der Tageszeitung „Österreich“ – ich weiß nicht, ob ihr euch daran erinnert – ein Gewinnspiel. Bei diesem Gewinnspiel wurden Beauty-Operationen verlost, wobei sich die TeilnehmerInnen aussuchen konnten, ob sie eine Nasenkorrektur, eine Botox-Behandlung oder eine Fettabsaugung haben wollten. Die Auswahl war sehr groß. Das hat mich damals ziemlich erschüttert, weil ich mir gedacht habe: Wie kann es sein, dass so etwas medial angepriesen wird?!

Ich denke, dass wir mit dem heutigen Gesetz solchen Entwicklungen einen Riegel vorgeschoben haben.

Was auch immer wieder vorkommt, auch im Fernsehen, auch im österreichischen Fernsehen, ist, dass sich Stars bei ihren Schönheitsoperationen filmen lassen. (Unruhe im Sitzungssaal.) – Ich glaube, dass dieses Thema offensichtlich viele Diskussionen auslöst. (Bundesrat Kainz: Abgehandelt ist!) – Was heißt, abgehandelt ist?! Ja, beschlussreif, aber ich bin trotzdem der Meinung, dass man das nicht oft genug thematisieren kann (Bundesrat Beer: Das sind die bereits Operierten, die hören nicht mehr zu!), vor allem wenn man sich die Folgen für junge Frauen anschaut. Deshalb


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