BundesratStenographisches Protokoll816. Sitzung / Seite 194

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Herr Kollege, du kannst mich dann später auf ein Achterl Wein einladen und dann kannst du dir deinen Kummer von der Seele reden. Aber bleiben wir doch jetzt bitte bei der Sache.

Faktum ist, wir müssen diese Menschen mit einbinden. Ich selbst habe es persönlich erlebt, dass vor mir ein Syrier sitzt, das ist Tatsache, der mich angrinst und mir erklärt, dass er in Österreich nie arbeiten wird. In diesem Fall ist auch entsprechend restriktiv vorzugehen, denn das sind genau die Punkte, bei denen die Menschen bei uns auf­grund des Bauchgefühls sagen: Na ja, das ist ja kein Zustand, wie man da mit Men­schen umgeht und sie vor allem auch gewähren lässt! – Das ist das eine, das war zur Arbeit.

Dann komme ich zum Punkt Renten, Pensionen und Pensionsantrittsalter und all den Dingen, die damit verbunden sind. Seit 1970 ist das durchschnittliche Pensionsantritts­alter bei den Direktpensionen um drei Jahre gesunken. Sehr geehrte Damen und Her­ren, damals wurde bei wesentlich geringerer Lebenserwartung länger gearbeitet als heute. Jetzt kann man das durchaus ein bisschen dem Wiederaufbau zusprechen, aber am Ende sollten wir  (Zwischenruf des Bundesrates Todt.– Kollege Todt, es ist so gewesen. (Bundesrat Todt: Aber im Bericht steht drinnen, welche Maßnahmen gesetzt worden sind!) – Es hilft ja nichts. Wenn Maßnahmen gesetzt worden sind, die dazu geführt haben, dass am Ende drei Jahre weniger gearbeitet wurde, dann, muss ich sagen, sind die Maßnahmen nicht besonders gut gewesen.

Zu der Tatsache, dass die Menschen drei Jahre früher in Pension gehen, kommt noch, dass sie aufgrund längerer Ausbildung auch wesentlich später ins Berufsleben ein­steigen. Also diese Schere ist ebenfalls auseinandergegangen. Daher muss man ver­suchen, sie zu schließen. Wir werden es auch auf Dauer nicht aushalten.

Wenn der Altersforscher Georg Wick sagt, dass wir letzten Endes zu einer Ein-Gene­rationen-Gesellschaft kommen müssen, dann meint er damit auch, dass wir die „akti­ven Alten“ – unter Anführungszeichen – brauchen werden, die einfach dann außerhalb des Erwerbslebens für die Familie, für Soziales und sonst etwas da sind, wo aber die Freiwilligkeit – da stimme ich durchaus mit Ihnen überein – einen entsprechenden Stel­lenwert haben muss.

Wenn ich jetzt ein norwegisches Beispiel bringen darf, was den Pensionsantritt an­langt: Mein Onkel, also Vaters Bruder, ist in Norwegen verheiratet. Er ist 70 Jahre alt und arbeitet zu 50 Prozent, seine Frau, diplomierte Krankenschwester, 69 Jahre, steht ebenfalls zu 50 Prozent im Erwerbsleben. Dann fragt man sich: Wie ist denn das dort möglich? – Die haben kein Problem damit, das ist dort Usus.

Und dann gibt es eine Statistik dazu: Wenn man länger arbeitet, bleibt man auch geis­tig und körperlich länger fit. Also auch das, die haben eine bessere Gesundheitsstatis­tik vorzuweisen, obwohl sie länger arbeiten.

Da geht es jetzt um Bewusstseinsbildung, denn wenn man heute mit 53-, 54-Jährigen redet, dann erfährt man, dass ihr einziges Ziel ist, möglichst schnell in Pension zu gehen. – Es tut mir leid, das kann doch kein Ziel sein. Das Ziel muss sein, möglichst lange im Erwerbsleben zu bleiben. Dann sind wir eigentlich schon wieder dort, wovon ich vorhin gesprochen habe, bei der Armut. Die Armut ist natürlich eine Katastrophe.

Auch dieser Bericht weist am Ende aus, dass die manifeste Armut, das heißt die Zahl jener Menschen, die nicht wirklich heizen können, die beim Lebensmittelkauf die billi­gen Güter, sage ich einmal, kaufen müssen, in Hinkunft weiter steigen wird. Dann ha­ben wir auch da eine Schieflage. Da ist durchaus auch Handlungsbedarf gegeben. Es ist halt ein Problem, wenn wir ein Einkommensgefüge von 1 200 € haben und dann da­von noch die Pension herunterbrechen. Wo sollen die Menschen überhaupt das Geld zum Überleben hernehmen?

 


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