Jobchancen für die Jungen. Ich habe es schon gesagt, wir gehören zu jenen Staaten mit der geringsten Jugendarbeitslosigkeit, und da gilt es auch viel zu verteidigen. Schauen Sie in den Süden Europas – ehrlich gesagt, eine Katastrophe! Weit über 50 Prozent Jugendarbeitslosigkeit, man spricht von der „verlorenen Generation“. Das will niemand von uns, und das heißt, es ist alles zu unternehmen, alle Anstrengungen, die wir überhaupt leisten können, um Bildungschancen zu ermöglichen, Ausbildungschancen zu eröffnen und Jobchancen zu ermöglichen.
Wo muss man ansetzen? – Bei der Frühförderung – es kommt auf den Anfang an, wie wir aus der Erziehung wissen – in der Sprachförderung. Das halte ich für ganz entscheidend, insbesondere bei Kindern mit migrantischem Hintergrund. Ohne ausreichende Deutschkenntnisse beim Schuleintritt ist die Schullaufbahn sehr schwierig zu bewältigen. Man muss daher intensiv unterstützen und auch einfordern. Wir brauchen gute Deutschkenntnisse beim Schuleintritt, und wenn nicht vorhanden: lernen und noch einmal lernen! Die Ausbildungschancen steigen massiv an – das wissen wir auch aus Erfahrung, weil wir einen beachtlichen Anteil an Migranten in Vorarlberg haben –, wenn die Sprachförderung unterstützt wird, wenn Deutschkenntnisse ausreichend vorhanden sind. Das muss man ganz offen dazusagen, das ist wichtig.
Das gilt aber nicht nur für Kinder mit migrantischem Hintergrund, sondern überhaupt. Beim Schuleintritt generell müssen die Sprachkenntnisse ausgebaut und verbessert werden. Ich unterstütze jede Initiative in diese Richtung, und ich lade auch dazu ein, in diesem Bereich Fragen der Ideologie nach hinten zu drängen. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen sowie des Bundesrates Posch.)
Es geht mir um Verbesserungen im Bereich der Volksschule. Es geht mir ganz intensiv um die Lehrlingsausbildung. Österreichweit sind es etwa 40, 42 Prozent der Jugendlichen, die eine Lehre machen, in Vorarlberg 50 Prozent, also jeder Zweite. Das heißt, wir sind angehalten, dranzubleiben, die Lehrlingsausbildung nicht aus den Augen zu verlieren. Wirtschaft und öffentlicher Bereich – das ist ein beachtlicher Standortvorteil im Wettbewerb. Schauen Sie nach Finnland, dem Pisa-Sieger: 1 Prozent der Jugendlichen bekommt eine Lehrlingsausbildung. 1 Prozent! In Österreich sind es 40 Prozent beziehungsweise 50 Prozent bei uns in Vorarlberg. Also man ist gut beraten, im internationalen Wettbewerb auch auf die eigenen Stärken aufzubauen.
Es geht auch um das System der 10- bis 14-Jährigen. Es geht aber auch um Fachhochschule und Universität. Bei den Universitäten, sage ich dazu, gibt es eine ausschließliche Bundeskompetenz. Da gibt es aber auch viel zu tun, der Bund soll seine Kompetenzen im Bildungsbereich intensiver wahrnehmen.
Es gibt auch Erfreuliches. Der Bund hat sich bereit erklärt, die Mittel für den Ausbau der ganztägigen Schulformen, Stichwort Ganztagsschule und schulische Tagesbetreuung, ab dem Jahr 2014 zu verdoppeln. Das ist eine ordentliche, eine gute Ansage für die Länder und die Gemeinden. Es geht um Anschubfinanzierung, es geht um Betreuungsstruktur und deren Ausbau, um Infrastruktur, es geht auch um den Personalbedarf in dem Zusammenhang. Aber die Richtung stimmt.
Was es jetzt braucht, ist eine klare Vereinbarung darüber, wie die Mittel in den Ländern und Gemeinden gut eingesetzt werden können. Ab dem Jahr 2014 kommt mehr Geld vom Bund, und das bietet bei richtiger Handhabe eine Möglichkeit, den Ausbau der Ganztagsschule voranzutreiben. Auch das ist ein Thema, wo Ideologie weniger Platz greifen sollte. Die gesellschaftliche Veränderung, der Wunsch nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf, auch das Ziel, das wir miteinander haben sollten, kein Kind und keinen Jugendlichen wirklich zurückzulassen – das kann ja nicht der Sinn sein –, machen es insgesamt notwendig, Ganztagsformen auszubauen, und zwar in Betreuung und in Unterrichtsformen, möglicherweise unterschiedlich von Schulstandort zu Schulstandort.
HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite