11.58
Bundesrätin Monika Mühlwerth (FPÖ, Wien): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es hat in Wirklichkeit eh lange genug gedauert, bis so ein Gesetz gekommen ist, das es den Berufsschülern, wenn sie die Lehre abgebrochen haben, ermöglicht, quasi noch einmal zurück an den Start zu gehen und das fertig zu machen.
Es ist ja wirklich fast schändlich, dass das so lange gebraucht hat, denn wir reden immer von einem durchlässigen Schulsystem und dass jeder einen Abschluss haben soll. – Da würde ich doch meinen (Bundesrat Stadler: Ihr hättet es wahrscheinlich eh gerne schon 2004 gemacht, oder 2003! haben wir es jetzt erst umsetzen müssen! – Heiterkeit), dass die Berufsschule wichtig ist, dass die Lehrlinge wichtig sind.
Ihr Kollege Hundstorfer hat heute in der Fragestunde gesagt, jeder Lehrling müsse einem AHS-Schüler gleichwertig sein. Das sehe ich auch so. Und wenn wir uns die Facharbeiter-Debatte anschauen, die wir heute in der Aktuellen Stunde geführt haben, die wir aber auch sonst führen, sehen wir, wie wichtig es ist, dass wir eigene Leute gut ausbilden, damit wir qualifizierte Facharbeiter haben, und zwar aus eigener Kraft, und nicht welche importieren müssen.
Das heißt, es ist ein gutes Gesetz, das wir jetzt hier beschließen. Diese 4,7 Millionen € sind ganz sicher – ausnahmsweise einmal, nach unserem Dafürhalten – sehr gut angelegt, denn es ist wichtig, hier anzusetzen, statt dann später die dreifachen Kosten in Kauf nehmen zu müssen.
Aber auch hier gilt: Ein Drittel der Berufsschüler bricht eine Lehre ab, wobei dieses eine Drittel mehrheitlich bei den überbetrieblichen Lehrwerkstätten zu suchen ist – 15 Prozent sind es bei den normalen Betrieben im dualen Ausbildungssystem. Auch da muss man sich anschauen: Wo liegen die Ursachen? Eine Vermutung von mir, ohne dass ich es weiß, ist, dass die überbetrieblichen Werkstätten – die ich jetzt nicht schlechtreden will – doch eher eine Art schulische Atmosphäre vermitteln. Und es gibt ja viele Schüler, die irgendwann einmal von der Schule die Nase voll haben. Sie nehmen die Berufsschule in Kauf, aber wollen ansonsten in einem Betrieb arbeiten. Und eine überbetriebliche Lehrwerkstätte ist, auch wenn dort die praktischen Fertigkeiten vermittelt werden und wenn dort praktisch gearbeitet wird, atmosphärisch aber trotzdem eine Art Schulbetrieb. – Das ist, wie gesagt, jetzt kein Wissen von mir, sondern nur eine Vermutung, aber man sollte es sich vielleicht einmal anschauen.
Ich glaube auch, dass es ganz gut wäre, doch wieder darüber nachzudenken, ob man nicht den Blum-Bonus einführt, der die Betriebe ermuntert und es ihnen auch ein bisschen erleichtert, vermehrt Lehrlinge aufzunehmen.
Ein dritter Punkt ist – und den haben wir ja heute schon diskutiert, wir haben ja jetzt einen richtigen Bildungsblock –, dass man natürlich auch schauen muss, dass die Schüler in die Schule gehen und dort auch etwas lernen, sprich: auch einen Schulabschluss machen, denn es gibt ja nach wie vor viele Betriebe, die durchaus gewillt wären, auch ohne Förderungen einen Lehrling auszubilden, die aber sagen: Bringt mir bitte einen, der lesen, schreiben und rechnen kann! – Das ist leider nicht so selbstverständlich, wie es sein sollte. Das heißt, hier gilt es anzusetzen: dass die Kinder ordentlich lesen, schreiben und rechnen können, dass sie die Schule fertig machen, dass sie dort auch hingehen, um sie fertig machen zu können.
Und dann, wenn das eben nicht der Fall ist – es passiert halt immer wieder etwas bei den jungen Menschen, da gibt es immer wieder Veränderungen, und irgendwann haben sie keine Lust, warum auch immer, weil alles andere wichtiger ist, als eine Lehre fertig zu machen –, finde ich es, sage ich nochmals, äußerst positiv, dass man, auch wenn man schon über 20 ist und erst dann draufkommt, dass vielleicht ein Lehrabschluss, eine abgeschlossene Lehre nicht so schlecht wäre, weil es die Chancen auf
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