BundesratStenographisches Protokoll820. Sitzung / Seite 67

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dem Arbeitsmarkt erhöht, diesen kostenlos nachmachen kann. (Beifall bei der FPÖ sowie bei Bundesräten der SPÖ.)

12.02


Vizepräsidentin Mag. Susanne Kurz: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Bundesrat Dönmez. – Bitte.

 


12.02.47

Bundesrat Efgani Dönmez, PMM (Grüne, Oberösterreich): Hohes Präsidium! Ge­schätzte Frau Ministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Als Letztredner bei einem Tagesordnungspunkt, wo alle pro abstimmen, ist es sehr schwierig, noch neue Argu­mente einzubringen. Ich habe den Vorrednerinnen und -rednern eigentlich nichts hin­zuzufügen, außer einen Punkt:

Ich habe mir das, was du, Kollegin Mühlwerth, als Vermutung angesprochen hast, ganz konkret angeschaut. Ich war nämlich in einer überbetrieblichen Lehreinrichtung von „Jugend am Werk“. Die machen dort wirklich tolle und hervorragende Arbeit. Und das, was erkennbar ist – und das ist das, was du auch gesagt hast, und das möchte ich noch einmal herausstreichen –, ist, dass jene Jugendlichen, die es schon in der Schule schwer gehabt haben, aus welchen Gründen auch immer, es auch dann im Lehrberuf sehr, sehr schwer haben. Und die, die gut sind, die werben die Firmen sowieso schon aus diesen Lehrwerkstätten heraus an, die haben überhaupt kein Problem, von den überbetrieblichen Lehrwerkstätten in Firmen unterzukommen. Daher ist es ganz, ganz wichtig, dass man es jenen Menschen, die, aufgrund welcher Umstände auch immer in ihrem Curriculum, die Lehre abgebrochen haben, auch über das 20. Lebensjahr hinaus ermöglicht, dass sie sozusagen einen Abschluss anpeilen können.

Wir als Gesellschaft, wir als Politik beziehungsweise Politiker haben meiner Meinung nach die Aufgabe, dass wir die Barrieren, die Hürden so gering, so niedrig wie möglich gestalten. Aber es liegt in der Verantwortung des Individuums, die Angebote, die es gibt, dann auch entsprechend wahrzunehmen. Diese Verantwortung werden wir den Menschen nicht abnehmen können, und die will ich ihnen auch nicht abnehmen. Was ich aber will, ist, dass wir eine Gesellschaft haben, die die Zugangsbarrieren so gering wie möglich hält, sodass auch jene, die später draufkommen, dass der Stellenwert der Bildung doch ein großer ist, die Möglichkeit haben, die entsprechenden Abschlüsse nachzuholen.

Auch ich persönlich bin ein derartiges Beispiel: Ich habe meine gesamte Ausbildung über den zweiten Bildungsweg gemacht, weil damals in der Jugendzeit das Moped wichtiger und interessanter war und man draufgekommen ist, dass die Pipi-Box doch nicht nur zum Lulu-Machen da ist – das heißt, das andere Geschlecht war auch sehr interessant –, und weil der Freundeskreis, Fortgehen und so weiter einem wichtiger waren und daher der Lehrplatz und die Bildung ganz zum Schluss gekommen sind. Aber im Laufe der Zeit kommt man dann drauf, dass das auch sehr wichtig ist. Und da haben wir in den letzten Jahren doch massive Möglichkeiten eingeräumt, von der Leh­re mit Matura bis zur Studienberechtigungsprüfung, Berufsreifeprüfung, damit es nicht mehr ein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch gibt.

Darauf können wir stolz sein. Österreich ist wirklich ein Musterland, ein Vorzeigeland, auf das viele andere Staaten schauen und konkretes Interesse an den Maßnahmen zeigen. Ich kenne viele türkische Delegationen, die nach Österreich kommen, um sich unser duales Ausbildungssystem anzusehen und es dann auch in der Türkei in den un­terschiedlichen Regionen zu implementieren. Darauf können wir stolz sein.

Ich möchte noch allen danken, die dazu beigetragen haben, dass dieses Gesetz – spät, aber doch, Kollegin Mühlwerth – zustande kommt. – Danke. (Beifall bei den Grü­nen sowie bei Abgeordneten von SPÖ und FPÖ.)

12.06

 


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