BundesratStenographisches Protokoll822. Sitzung / Seite 44

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Wir gehen in die Debatte ein.

Als Erste zu Wort gelangt Frau Bundesrätin Mühlwerth. – Bitte.

 


10.46.04

Bundesrätin Monika Mühlwerth (FPÖ, Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Minister! Sehr geehrter Herr Minister! Wir behandeln heute eine Regie­rungs­vorlage, in der es um eine neue Ausbildung für Pädagogen geht. Die Vertreter der Regierungsfraktionen haben sich im Nationalrat ja in ihrer Euphorie geradezu überschlagen. Es wurden Begriffe wie „historisch“, „revolutionär“ und so weiter verwen­det.

Aus meiner Sicht ist dieser Gesetzentwurf weder revolutionär noch historisch, wenn­gleich ich der Meinung bin, dass es notwendig war, eine neue Ausbildung ins Auge zu fassen. Es stellen sich dabei aber wie üblich Fragen wie: Wie macht man das? Und: Was sind die Ziele?

Eines der Ziele ist die fortschreitende Akademisierung des Lehrberufs. Das ist aber schon der erste Punkt, an dem wir immer Kritik geübt haben, und ich bleibe bei meiner Kritik: Wenn wir den Lehrberuf generell akademisieren – vom Volkschullehrer bis zum AHS-Lehrer –, dann ist damit noch keineswegs gesichert, dass wir dadurch bessere Lehrer bekommen. Es gibt genügend Beispiele dafür, dass das nicht so ist. Es ist aber leider eine internationale Unsitte, dass, sobald die OECD zu schreien beginnt, alle sagen, ja, wir haben zu wenige Akademiker, wir müssen für mehr Akademiker sorgen, und man glaubt, dadurch wird alles besser – so ähnlich, wie das ja auch beim Thema Gesamtschule oft der Fall ist.

Ich glaube nicht, dass unsere Lehrer generell so schlecht ausgebildet sind, sondern ich glaube eher, dass es einerseits an den Umständen liegt und andererseits schon auch ein Problem ist, dass zum Teil nicht die geeignetsten Personen Lehrer werden. Ich würde also da ansetzen und sagen, Lehrer darf nur jemand werden, der das auch kann. Voraussetzungen sind Wissen, Didaktik, vor allem aber – und das ist für mich eigentlich der erste Punkt – Liebe zu den Kindern; ohne die geht gar nichts.

Es braucht außerdem eine gewisse Begabung. Man kann Wissen erwerben, man kann die didaktischen Fähigkeiten verbessern, dazulernen, aber ich sage: Entweder man kann es, oder man kann es nicht! Und wenn es jemand nicht kann, wird die beste Didaktikschulung keinen wirklich guten Lehrer aus ihm machen.

Ich möchte dieses Gesetz gar nicht in Bausch und Bogen verdammen und sagen, alles daran ist schlecht. Ein hochqualifiziertes Angebot zur Verfügung zu stellen ist ja durch­aus auch positiv, was ja die PH jetzt im Rahmen der Weiterbildung, sprich in den Masterlehrgängen, durchaus machen wird. Ob es damit gelingen wird – und das ist ja das Wirkungsziel, das im Gesetz steht –, dass das Bildungsniveau der Schüler ange­hoben wird und dass eine Verbesserung der Chancen und vor allem der Geschlech­tergerechtigkeit – was auch immer das heißt – erreicht werden wird, bezweifle ich.

Der Nationale Bildungsbericht hat ja schon gezeigt, dass die Neue Mittelschule nicht in der Lage war, die sozialen Unterschiede, die es gibt, aufzuheben. Es gibt in Deutsch­land viele Untersuchungen der unterschiedlichsten Institute, die uns allesamt nicht nahestehen, in denen immer wieder darauf hingewiesen wird, dass die Gesamtschule, die es dort gibt, die sozialen Unterschiede nicht aufhebt, zum Teil sogar verschärft und dass die Schüler dieser Gesamtschule zum Teil einen Wissensrückstand von bis zu zwei Jahren gegenüber den Gymnasien haben. Im Nationalen Bildungsbericht ist übrigens zum Ausdruck gekommen, dass das schon bei den Volksschülern so ist, wo wir ja diese gemeinsame Schule schon hätten.

 


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