BundesratStenographisches Protokoll822. Sitzung / Seite 130

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Zeitpunkt von den Spaniern, wo man wusste, dass der Boom der spanischen Bau­wirtschaft zu einem Gutteil auf der Immobilienblase und auf überdimensionierten Infra­strukturprojekten, die in Spanien errichtet wurden – Flughäfen, wo keiner abfliegen will, Hochgeschwindigkeitsstrecken, auf denen kaum ein Zug fährt –, basiert hat.

Diese Firma hat derzeit – sie hat sehr stark verloren – einen Börsenwert von 950 Mil­lionen €. Im Vergleich dazu: 700 Millionen € hat sie in die Alpine gesteckt. Und da wird von den in der Regierung Verantwortlichen dann behauptet, diese Pleite sei über­raschend gekommen.

Keinesfalls ist diese Pleite überraschend gekommen! Bereits im Oktober letzten Jahres stand die Alpine kurz vor der Pleite und ist durch eine letzte Finanzspritze von der spanischen Mutter gerettet worden. Das war nur mehr eine Verlängerung des Sterbens. Und alle Insider – nicht nur der Herr Zentralbetriebsobmann Haneder, der das auch so gesagt hat – wussten, dass das nicht gutgehen kann bei einer Firma, die auch im Inland ihre Aufträge zum überwiegenden Teil durch Dumpingpreise gewonnen hat, mit teilweise 20 Prozent unter den Zweitbietern, die im Osten einen Bauchfleck nach dem anderen hingelegt hat, und zwar bei Großprojekten nicht nur in Polen, in Tschechien und so weiter, sondern vor allem auch in China, in Singapur, in Indien, in Vietnam, wo man mit einer bemerkenswerten Blauäugigkeit und Naivität und vor allem auch Verkennung der örtlichen, lokalen Gegebenheiten, der Menschen, der Art und Weise, wie dort Geschäfte gemacht werden, der Mentalität an diese Projekte herange­gangen ist. Man hat eine negative Baustelle nach der anderen gebaut.

Und was sind jetzt die Folgen? – 4 900 Arbeitsplätze sind angeblich direkt in Österreich betroffen, 7 500 Arbeitsplätze bei 1 500 Lieferanten.

150 Millionen € wurden bereits von den Finanzierungspartnern nachgelassen, abge­schrieben. Und auch die Bundesregierung hängt mit zwei Konsortialkrediten – 50 Pro­zent – mit insgesamt 150 Millionen drinnen. (Bundesminister Hundstorfer: Er soll sich erst über Zahlen erkundigen und dann reden!)

Sie werden mich sicher berichtigen! (Bundesminister Hundstorfer: Reden Sie weiter!)

Vielleicht sind die Summen noch größer, als sie kolportiert worden sind. Das ist ja durchaus möglich. (Bundesminister Hundstorfer: Ja, ist schon gut! Passt schon!)

Zu allem Überfluss kann man in der morgigen Ausgabe des „NEWS“ lesen, dass die Alpine mit Offshore-Leaks-Projekten in Steueroasen auftaucht. Das wird noch span­nend werden!

Aber es gibt keine konkreten Infos. Bis jetzt war offensichtlich niemand in der Lage, zu sagen, wie viele Arbeitnehmer jetzt wirklich betroffen sind. Oder können Sie sagen, wie viele von den Arbeitnehmern auf Baustellen in Arbeitsgemeinschaften gebunden sind, wo ja die Chance, dass sie übernommen werden und weiterarbeiten können, relativ groß ist, da die ARGE-Partner solidarisch haften müssen? Wie viele von den zahl­reichen Tochterunternehmen, die die Alpine hat, sind ebenfalls vom Konkurs betroffen?

Insgesamt reden wir hier von ungefähr 1 400 Baustellen. Und es wird immer davon ge­sprochen, dass andere Baufirmen das übernehmen sollen, die PORR beispielsweise. Die große Lösung mit den vier oder fünf großen österreichischen Baufirmen ist ja gescheitert.

Keiner weiß, was dies schlussendlich den Steuerzahler kosten wird. Denn eines ist klar: Diese Firmen werden die Baustellen, die jetzt stillstehen oder teilweise stillstehen, nicht zu den Bedingungen übernehmen, die die Alpine dort gehabt hat. Erstens sind sie nicht mehr gebunden, und zweitens waren sie ja meistens als Zweitbieter auch erheblich teurer.

 


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