BundesratStenographisches Protokoll822. Sitzung / Seite 147

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minister Hundstorfer: Da ist unter anderem die Firma Siemens dabei mit 7 000 Mit­arbeitern! Die spüren die Alpine nicht einmal!)

Aber es sind sehr, sehr viele kleine Zulieferfirmen, die das sehr wohl spüren werden. 80 davon sind schon von Konkurs bedroht.

Die Gläubiger, das sagt der Kreditschutzverband, das ist seine Einschätzung, können froh sein, wenn sie 10 Prozent bekommen, nachdem er vorgestern noch von einer Quote von 20 Prozent gesprochen hat.

Und die vielen Anleger, die Aktien gekauft haben – da reden wir auch von 290 Mil­lionen € –, können das Geld abschreiben. Das ist weg. (Zwischenruf bei der ÖVP.)

Ja, natürlich, Frau Kollegin, man kann sagen, wenn sich jemand Aktien kauft, ist er selbst schuld, eigenes Risiko, das stimmt schon, aber da muss man immer wieder dazusagen, dass auch die Banken empfohlen haben, das in ein gemischtes Portfolio hineinzutun. Und da sind wir wieder einmal bei der Rolle der Banken und deren Seriosität bei der Beratung. Ich als kleiner Anleger – ich bin aber keine Betroffene – kann das nicht wissen. Auf wen kann ich mich dann verlassen? – Also muss ich mich auf einen sogenannten Fachmann verlassen. Und wenn mir der dann – ich hoffe, nicht wissentlich – vielleicht aufgrund von mangelndem Wissen oder mangelnder Information das Falsche rät, dann nützt mir das gar nichts, wenn ich mein Geld verloren habe. Man müsste daher schon auch einmal darüber nachdenken, wie die Beratertätigkeit eines Bankangestellten auszuschauen hat.

Die Firmen, die die Alpine vorfinanziert haben – da reden wir jetzt sehr wohl vom kleinen Tischler, da reden wir sehr wohl vom kleinen Elektriker, der 100 000 €, 200 000 € oder 300 000 € vorfinanziert hat –, werden dann, wenn sie sich das nicht leisten können, wenn sie nicht die entsprechende Kapitaldeckelung haben, das gleiche Schicksal erleiden wie die Alpine, sie werden in Konkurs gehen.

Das sind Zahlen, die halt immer ein bisschen abstrakt sind, und eigentlich betrifft es einen dann nicht wirklich, weil es ja nur eine Zahl ist, aber das sind eben Menschen, die ihr Leben bestreiten müssen, die einen Konkurs vielleicht hinnehmen müssen, was auch eine psychische Belastung ist, denn bei uns in Österreich ist es ja nicht so wie in den USA, wo man sagt: Okay, ich bin auf den Bauch gefallen, ich stehe wieder auf und mache weiter! Wenn man in Österreich in Konkurs geht, ist man meistens auch ein bisschen stigmatisiert. Daher ist das auch eine psychische Belastung.

Aber es geht ja auch um die Mitarbeiter, die nicht wissen, ob sie wieder bei Baufirmen unterkommen. Ja, ein Teil wird unterkommen, das ist sicher keine Frage, denn die Zahl der Baustellen wird ja nicht geringer, die bleibt gleich, und man braucht dort Mitar­beiter, weil gearbeitet werden muss. Aber es werden eben nicht alle unterkommen, weil es wahrscheinlich schon auch eine gewisse Überhitzung gibt.

Ja, auch Experten waren sich einig darin, dass die Pleite schon länger abzusehen war und dass das kein Überraschungsmoment war.

Zum Beispiel hat der Präsident der niederösterreichischen Arbeiterkammer, der in der Alpine den Aufsichtsrat begleitet hat, wo übrigens rote und schwarze Vertreter in trauter Zweisamkeit gesessen sind – man denke an Gusenbauer und Ferrero-Waldner –, in einem „Kurier“-Interview gesagt, er habe die Probleme kommen ge­sehen, aber er habe überhaupt nichts dagegen tun können.

Die Voest hat seit einem dreiviertel Jahr keine Aufträge mehr an die Alpine vergeben. Das ist vielleicht Zufall, es könnte aber auch sein, dass die auch schon etwas kommen gesehen und sich gedacht haben, sie lassen lieber die Finger davon.

 


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