BundesratStenographisches Protokoll824. Sitzung / Seite 112

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Ich bin für jede Maßnahme, die Frauen stärkt. Deswegen bin ich gerade bei diesem Bericht sehr froh, dass die Mehrzahl der Maßnahmen im Bereich der Beratung und Qualifizierung erfolgt, sodass die Frauen gestärkt werden, die Frauenfähigkeiten ge­stärkt werden, sodass die Frauen besser qualifiziert werden. Ich bin auch froh, dass diese Maßnahmen in der Öffentlichkeitsarbeit ihren Schwerpunkt gefunden haben, weil gerade damit diese Benachteiligung bewusst gemacht wird.

Dass Frauen benachteiligt werden ist Fakt, darüber lässt sich nicht diskutieren. Es ist Fakt, dass Frauen bei gleicher Arbeit weniger verdienen. Es ist Fakt, dass es zum Bei­spiel in Kärnten mehr Maturantinnen als Maturanten und mehr Universitätsabsolventin­nen als Universitätsabsolventen gibt, und trotzdem finden wir in den Führungspositio­nen zu 96 Prozent Männer.

Ich bin auch für jede Fördermaßnahme, die Männer fördert. Ich möchte mehr Kinder­gartenpädagogen, mehr Sozialarbeiter und mehr Pflegearbeiter haben. Ich möchte auch mehr Väter in Karenz, und das nicht nur im öffentlichen Dienst, sondern auch in der Privatwirtschaft. Denn jede partnerschaftliche Erziehung, die wir einfordern – und das ist unsere politische Verantwortung, unsere politische Vorstellung –, ist etwas Posi­tives, nämlich für Vater, Mutter und Kind.

Die Tragweite der berichteten Maßnahmen ist sehr unterschiedlich: von Veröffentli­chung von Berichten über Gesetzesänderungen bis hin zu mehrjährigen Förderungs­programmen. Um welche Maßnahmen geht es hier? – Es geht um aktive Frauenförde­rungsmaßnahmen in allen gesellschaftlichen Bereichen.

Ich möchte hier den Bereich Arbeitsmarkt nennen. Es hat noch nie so viele erwerbstä­tige Frauen gegeben wie jetzt, nur muss man dazusagen: Jede zweite Frau arbeitet Teilzeit. Da muss man sich ja etwas fragen!

Ich bin für die Wahlfreiheit, dass nämlich klar und deutlich an- und ausgesprochen wird: Wenn eine Frau zu Hause oder in Teilzeit arbeitet und es wirklich ihre eigene Ent­scheidung ist, dann werde ich das akzeptieren. (Zwischenruf des Bundesrates Dön­mez.) Aber ich werde sie darauf aufmerksam machen, was das im Alltag bedeutet. Teilzeit heißt weniger Geld, weniger Lohn und weniger Pension. Nicht umsonst ist Ar­mut weiblich, und das kann man auch nicht wegleugnen. (Beifall bei SPÖ und Grünen.)

Ein zweiter Punkt, liebe Kolleginnen und Kollegen: Ich bin Berufsschullehrerin mit Leib und Seele. Und ich muss euch sagen, noch immer – und das ist dieses Klischee – ent­scheiden sich junge Frauen für drei Berufe: Sekretärin, Friseurin und Verkäuferin. Aber nicht nur weil sie das wollen, sondern weil sie in der Umgebung keinen Arbeitsplatz finden und weil die Wirtschaft einfach auch Männer bevorzugt.

Deshalb gibt es sehr viele Maßnahmen, die dahin zielen, dass Frauen auch für andere Berufe motiviert werden. Und das darf auch etwas kosten, „Fit für die Technik“ zum Beispiel. Warum sollen Frauen Berufe auswählen, die schlecht bezahlt sind, die prak­tisch keine oder nur wenige Aufstiegsmöglichkeiten bieten? Deshalb müssen wir Geld in die Hand nehmen, damit wir eben aufzeigen, dass es nicht nur drei Berufe für Frau­en gibt, sondern über 300.

Der nächste Punkt: Wenn ich arbeiten gehen will, und zwar nicht Teilzeit, sondern Vollzeit, und Gott sei Dank auch Mutter sein kann, dann brauche ich ganz einfach Kin­derbetreuungseinrichtungen, dann brauche ich Maßnahmen, mit denen ich Beruf und Familie vereinbaren kann. Deswegen sind mehr Kinderbetreuungseinrichtungen so wichtig, vor allem für Kinder unter drei Jahren. (Beifall bei SPÖ und Grünen. – Zwi­schenruf des Bundesrates Jenewein.)

Ich möchte noch eine Maßnahme nennen, die ich auch sehr wichtig finde, nämlich die Durchsetzung der Gleichbehandlung im Arbeitsleben. Fakt ist, dass Frauen für gleiche


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