BundesratStenographisches Protokoll824. Sitzung / Seite 121

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nehmerin/den Arbeitnehmer bestimmt in Bezug auf einen Mindestlohn oder einen Brut­tolohn, der kollektivvertraglich ausgehandelt wird?

Und weil heute schon gesagt wurde, dass junge Frauen immer noch fast nur drei Be­rufe wählen: Die Hälfte aller jungen Frauen, die eine Lehre beginnen – es sind über 20 000 junge Frauen pro Jahr, insgesamt beginnen jährlich über 40 000 junge Frauen und Männer eine Lehre –, wählen aus nur drei Lehrberufen aus. Damit soll kein Lehr­beruf schlechtgeredet werden, aber das zeigt, dass die Bandbreite der Lehrberufe nicht so bekannt ist. Es sind ja Bestrebungen da, im Rahmen der Berufsorientierung und der Bildungswegorientierung in der Schule, wo die Grundsteine gelegt werden, den Mäd­chen, den jungen Frauen zu vermitteln, was es da noch alles gibt, damit sie sehen, wo­für sie sich – außer für die heute schon genannten Tätigkeiten – noch interessieren könnten. Die drei genannten Berufe sind schön, keine Frage, aber in allen drei Be­reichen sind die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sicher nicht am besten bezahlt.

Ich hätte mir auch gewünscht und erwartet, dass dieser Bericht zum Abbau der Be­nachteiligungen von Frauen mehr Erfolge aufzeigt. Die Frauenministerin kann die ein­zelnen Ressorts lediglich bitten, sie kann anregen, kann mithelfen, kann sich einmi­schen, aber direkte Ausflüsse in Form von Gesetzesänderungen, Informationskampag­nen oder Studien, aus denen man etwas machen kann, obliegen den Ressorts. Ich se­he durchaus in allen Bereichen Bemühungen, aber wenn die eine oder andere Maß­nahme – und da gehe ich auf eine ein, die ich selbst mit den Sozialpartnern einleiten konnte – quasi sanktionslos bleibt, weil Sanktionen in Österreich ein Nichtthema sind, dann ist es schwierig, dass sich schneller etwas ändert.

Wenn wir Einkommensberichte im Gesetz verankert haben, es aber keinerlei Folgen gibt, wenn diese nicht gemacht werden – und nicht hundert Prozent der Betriebe, die hier erfasst sind, machen Einkommensberichte; manche sagen: brauche ich nicht, mache ich nicht!, auch diese Rückmeldungen habe ich bekommen –, dann kann man nicht erwarten, dass sich Dinge schnell ändern. Dann ist das das Bohren harter Bretter wie so oft in der Gleichstellungspolitik, wo wir einfach noch besser zusammenarbeiten müssen.

Deshalb unterstütze ich die von Ihnen (in Richtung des Bundesrates Mag. Zelina) ge­machte Aussage, dass wir auch kleinere Unternehmen, Unternehmen mit weniger als 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern miterfassen könnten. Die könnten es auch schon freiwillig tun, das ist ja keine Frage.

Aber neben dieser Freiwilligkeit der Meldung könnten wir, damit Frauen ihre Karriere­wege besser und schneller beschreiten können, Quotenregelungen einführen. Das ist in Österreich in staatsnahen Unternehmen gelungen, und siehe da, dort haben wir in Aufsichtsratsfunktionen mittlerweile weit über 30 Prozent Frauen. Und es melden sich erstens keine schlechten Frauen für diese Positionen, und zweitens wurde es so ge­handhabt, dass keine Männer aktiv verdrängt wurden. Es wurde bei den Nachbeset­zungen darauf geschaut, dass mit Frauen nachbesetzt wurde und wird, wodurch sich diese Quote dort schon ganz schön erhöht hat.

In der Privatwirtschaft gelingt das aber nicht. Es sind noch immer nur 11 Prozent Frauen. Immerhin sind in Vorstandsetagen schon 5 Prozent Frauen, aber das ist noch bei Weitem nicht das, was uns andere Länder vorleben.

Frauen sind nicht die schlechteren ManagerInnen, sie haben es nur oft schwerer, quasi in der Betrachtung, wie sie ihre Leistungen erbringen, weil sie viel genauer beobachtet werden, viel genauer geschaut wird, wie sie ihre Wege gehen. Wenn sich eine Mana­gerin für den nächsten Karriereschritt bewirbt, wird ihr immer die Frage der Vereinbar­keit gestellt. Frauen wird diese Frage immer gestellt, Männern jedoch kaum bis nie. Ich habe noch nie einen Mann erlebt, der zu mir als Frauenpolitikerin gekommen ist und


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