BundesratStenographisches Protokoll825. Sitzung / Seite 80

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Statistiken zu finden sind, die das besagen, und ich auch gelesen habe, dass heute mehr in Bildung investiert wird als je zu vor – pro Schüler und so weiter –, stehen wir jetzt, nach einem Lehrer-Bashing, das seinesgleichen sucht, vor einem Scherbenhau­fen mit doch sehr vielen demotivierten Lehrern.

Nach vielen Wochen und Monaten, ja, zehn Jahren Verhandlungen stehen jetzt Lehrer wegen zweier Stunden plus oder minus als faul da, sie werden auch gegeneinander ausgespielt. Wir haben verängstigte Studenten, die, so hoffe ich, auf den flammenden Appell meiner Vorrednerin hören, die aber jetzt glauben, ihren Beruf in Zukunft nicht mehr in der Form, wie sie es sich vorstellen, ausüben zu können. Wir haben besorgte Eltern, die sich auch gemeldet haben, die das Gefühl haben, dass ihre Kinder nicht mehr in guter Qualität unterrichtet werden. Und ich frage mich, wie viele Schüler da noch mit großem Zutrauen, mit großem Respekt in die Schule gehen und dort ihre Aus­bildung machen.

Die ganze Debatte ist für mich wirklich auch unfassbar. Ich bin ja selbst doch in einer anderen Zeit aufgewachsen: antiautoritäre Erziehung, Summerhill, Pestalozzi, Montes­sori, das ist ja noch um einiges älter. Das Rechnen in fragmentierten Unterrichtseinhei­ten von 50 Minuten, wo der Schüler frontal unterrichtet wird, sozusagen aufgespaltet, und was jetzt im Zentrum dieser Diskussion steht, ob der Lehrer 22 Stunden, 17 Stun­den oder eben 24 Stunden machen muss – das ist ja völlig uncool!, hätte man damals gesagt. Wo dann in diesem Lehrerdienstrecht der Platz ganz allgemein für Projektun­terricht ist, weiß ich nicht.

Es ist mir insofern auch unverständlich, als ja im Nationalrat dann noch Anträge nach­geschoben wurden, um diesem Druck und dieser Debatte zu entsprechen, die in die richtige Richtung gehen (Zwischenruf der Bundesrätin Mühlwerth), wie der Ausbau von Unterstützungssystemen, von Schulpsychologie, von schulärztlichem Dienst, von Sozialarbeit, wie zum Beispiel, dass beim Um- und Neubau geeignete Arbeitsplätze für die Lehrer in den Schulen geschaffen werden sollen. – Ich frage mich nur: Warum gibt es dafür kein Bauprogramm? Wieso wird das im Nationalrat beim Beschluss des Leh­rerdienstrechts so nachgeschoben?

Ein anderes Beispiel ist das Bemühen um den Einsatz nichtpädagogischen Personals bei Verwaltungstätigkeiten. – Ja, warum nicht gleich? Warum ist es in zehn Jahren nicht ge­lungen, ein attraktives Paket mit all diesen Punkten zu schnüren, um zu verhindern, dass sich das in der öffentlichen Wahrnehmung auf Lehrverpflichtungen – 22 oder 24 Stun­den und ähnliche Dinge – reduziert?

Also ich glaube wirklich, man hat hier an einem Punkt etwas durchgezogen, das so in dieser Form nicht notwendig gewesen wäre. (Bundesrat Ing. Bock: Hätten wir nochmal zehn Jahre warten sollen, oder? – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) – Nein, man hätte das mit größerer Attraktivität machen können, als es jetzt ist. (Bundesrätin Blat­nik und Bundesminister Dr. Ostermayer: Wie?)

Die Opposition hat da auch sehr konstruktiv – sehr konstruktiv! – einen Antrag verfasst, der im Nationalrat auch behandelt wurde, in dem man eben – nur um einen der zentra­len Punkte zu nennen – den Umstieg auf Ganzjahresarbeitszeit für die Lehrer gefordert hat, denn es ist schlicht und einfach so, dass man damit diesen Problemen von zu­sätzlicher Belastung, von Projektarbeit aus dem Weg geht, auch diesen Debatten, dass die Lehrer zu wenig arbeiten und zu wenig Zeit in der Schule verbringen. Man hat sich da an der OECD-Statistik orientiert, was die Jahresarbeitszeit für Lehrer betrifft, und da ist es ja auch klar, dass österreichische Lehrer überdurchschnittlich viel arbeiten, dass dieser Vorwurf also in keiner Weise gerechtfertigt ist.

Ich möchte diese Gelegenheit hier wahrnehmen und Sie, werte Kollegen und Kollegin­nen, auffordern, dieses in wesentlichen Punkten missglückte Lehrerdienstrecht an den


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite