BundesratStenographisches Protokoll833. Sitzung / Seite 16

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und ihre Freude, etwas lernen zu dürfen, unterstützen können. Aber es ist eine ge­wisse Zäsur, und ich glaube, es gehört da eben auch dazu, gewisse Empfindungen auszuhalten. Das sind so diese ersten Schritte, die vorher schon begonnen haben, Schritte, die uns ein ganzes Leben lang begleiten werden, wo man in einer altersange­passten Art und Weise lernt, gewisse Dinge, auch negative Dinge auszuhalten. Das halte ich für das Selbständigwerden der Kinder für absolut notwendig.

Der Kindergarten, sagen wir zu Recht, ist die erste Bildungseinrichtung, in die die Kin­der kommen. Daher brauchen wir natürlich auch bestens ausgebildete Kindergarten­pädagogInnen. Bei der Diskussion über die Akademisierung der Kindergartenpädago­gInnen stelle ich ein wenig in Zweifel, ob es wirklich ein Muss ist, sie zu akademisieren, denn Punkt eins ist es dann immer eine Frage des Geldes: Wer wird das bezahlen?, denn eine akademisierte Kindergartenpädagogin wird einfach, und dies zu Recht, mehr Geld bekommen wollen. Ich finde ohnehin, dass Berufe wie KindergartenpädagogIn­nen zu gering bezahlt sind. Diese leisten wirklich Enormes, bekommen aber einen re­lativ geringen Lohn dafür.

Die BAKIPs, die Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik, bilden wirklich sehr gut aus, man kann ja nicht sagen, die bilden schlecht aus. Die bilden wirklich gute Kinder­gartenpädagogInnen aus. Allerdings ist es so, damit hat sich Heide Lex-Nalis bei einer Kindergartendiskussion auch schon beschäftigt, 70 Prozent aller BAKIP-AbsolventIn­nen werden nicht KindergartenpädagogInnen, die meisten gehen an die Universität, andere scheitern an der Matura, und die Dritten machen etwas ganz anderes. Da, hat sie gesagt, stellt sich die Frage, und ich finde, darüber sollte man nachdenken, ob die­se Ausbildung nicht einfach zu früh ist. Die Mädchen sind noch – meistens sind es ja Mädchen, es sind ja leider wenig Burschen – zu jung.

Bei den Kollegs, wenn die Ausbildung berufsbegleitend erfolgt, ist es genau umge­kehrt, da gehen dann die meisten sehr wohl in den Beruf, und nur wenige machen es nicht.

Eine private Schule in Wien hat es schon vor Jahren erkannt und gesagt, es entgehen uns aber trotzdem gute KindergartenpädagogInnen – vielleicht könnte man irgendwann einmal ein kürzeres Wort finden, das ist so lang –, die an der Matura scheitern, obwohl sie gute KindergartenpädagogInnen wären, und hat daher einen Schulversuch gestar­tet und zusätzlich wieder die Fachschule eingeführt, um auch dort gutes Personal aus­bilden zu können.

Aber es scheitert ja nicht nur an diesen Dingen. Warum meiden dann viele diesen Be­ruf? – Das hat auch mit den Arbeitsbedingungen zu tun. Wenn ich eine Gruppengröße von bis zu 25 Kindern wie in Wien habe, dann ist das einfach – das sagen alle Kin­dergartenpädagogInnen, mit denen man spricht – zu viel. 25 Kinder im Bereich der Drei- bis Sechsjährigen, das ist das Maximum – eine Pädagogin, eine Helferin für 20 Wochenstunden, also nicht einmal Vollzeit. Krippe: 16 Kinder – eine Pädagogin, ei­ne Vollzeithelferin. Und bei den Familiengruppen für die Zwei- bis Sechsjährigen – eine Pädagogin und ein Helfer.

Seit Jahren wird darüber diskutiert, dass diese Gruppengrößen einfach zu groß sind. Wir haben uns noch nicht darüber unterhalten, wie viele Kinder dabei sind, die nicht Deutsch können, denn das ist ja dann noch eine zusätzliche Herausforderung.

Ja, Kollege Köberl hat vollkommen recht gehabt, dass die Kinder Deutsch können müssen, wenn sie in die Schule kommen. Darum haben wir auch immer gesagt: erst Deutsch, dann Schule. Das sind keine, wie es so abgetan worden ist, Ghetto-Klassen, sondern das gibt es auch in anderen Bereichen, dass man Schüler in einem Teil un­terrichtet, in einem anderen Teil sind sie mit ihrer Regelklasse beisammen. Erst dann, wenn das geklappt hat, erfolgt der vollständige Übertritt. Wir halten unsere Forderung nach wie vor aufrecht: erst Deutsch, dann Schule.

 


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