BundesratStenographisches Protokoll833. Sitzung / Seite 87

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Über den Tarifdschungel will ich jetzt gar nichts näher sagen, dazu hatte ich bereits letztes Mal Gelegenheit beim Bericht der Schienen-Control. Wir haben das letzte Mal besprochen, wie transparent diese Tausenden von Seiten sind, wo die Tarife ersicht­lich sind, wenn man sie überhaupt auf den Seiten der ÖBB findet.

Die Frage der Verkehrsverbünde – beispielsweise in Niederösterreich, wo es zu Über­lappungen von drei verschiedenen Verkehrsverbünden kommt – ermöglicht es Ot­to Normalverbraucher eigentlich nicht, ohne wissenschaftlichen Hintergrund den für ihn günstigsten Tarif herauszufinden.

Das Problem mit den Fahrkartenautomaten ist auch noch immer vakant. Ich habe mit jemandem gesprochen, der für einen Zug nach Wien am Automaten eine Fahrkarte nach Wien gelöst hat. Ausgedruckt wurde eine Karte in die Gegenrichtung, denn das hat nicht ganz funktioniert, weil der Zug irgendwie im Kreis und wieder zurück fährt.

Auch diese Fahrkartenautomaten sind etwas für Wissenschaftler und vor allem nicht für ältere Menschen geeignet. Es besteht auch die Gefahr, dass man da Deppensteuer zahlt, indem man einen Tarif ausgedruckt bekommt, der nicht der günstigste ist. Auch bei den Vorteilscards, die ja teilweise drei Mal an dieselben Kunden verschickt worden sind, gibt es noch durchaus Verbesserungspotenzial.

Nicht ganz unerwähnt lassen möchte ich auch gewisse Sicherheitsbedenken bei den Zügen, die ohne Begleitpersonal fahren. Ich frage mich: Wenn hier irgendetwas pas­siert, wer ist dann in der Lage, sich beispielsweise um die Evakuierung der Fahrgäste zu kümmern? – Das sind also durchaus ernstzunehmende Bedenken.

Man hört natürlich immer das Gegenargument zu all diesem Qualitätsverbesserungs­potenzial, um es positiv auszudrücken: Wir sind Europameister, zumindest in der EU. Jeder Österreicher ist im Jahr 2013 1 425 Kilometer mit der Bahn gefahren. – Das ist also wieder eine Statistik. Das ist durchaus erfreulich, sollte aber nicht als Polster be­trachtet werden, auf dem man sich ausruhen kann, sondern vielmehr ein Ansporn sein. Man sieht, das Potenzial in Österreich ist vorhanden. Also schöpfen wir es doch aus! Schöpfen wir es noch besser aus und lösen wir das mit einem attraktiven Bahnfahren!

Lassen Sie mich abschließend noch als Obersteirer auf einen regionalpolitischen As­pekt eingehen! Sie, Herr Bundesminister, sagen ja richtigerweise, dass Investitionen in den Fernverkehr auch den Nahverkehr stärken. – Wunderbar! Koralm, alle drei Bau­lose voll im Bau, Tunnelkette Granitztal kurz vor Beginn, der letzte Lückenschluss auf diesem Koralm-Abschnitt. Man weiß ja auch, dass ungefähr gleich viele Menschen an der Westbahn zwischen Wien und Salzburg leben wie zwischen Wien und Villach, aber zwischen Wien und Villach nur ein Bruchteil die Bahn in Anspruch nimmt.

Ich freue mich für Deutschlandsberg und für St. Paul im Lavanttal, wenn deren Be­wohner in Zukunft an einer solchen Achse liegen, und ich weiß, wie wichtig das ist. Es gibt dieses wunderbare Beispiel Limburg in Deutschland auf der Schnellfahrstrecke Köln-Rhein/Main zwischen Köln und Frankfurt. Limburg ist zwar primär wegen des Bischofs bekannt, aber auch dafür, dass es als Haltepunkt des ICE geboomt hat. Be­triebsansiedelungen und ein Wirtschaftsboom allein aufgrund der Tatsache des An­schlusses an das überregionale Eisenbahnnetz.

Neben diesem positiven Aspekt – wo viel Licht, da gibt es natürlich auch Schatten: Die Obersteiermark, und zwar westlich von Leoben, sprich Murtal und Ennstal, wird logi­scherweise nach Inbetriebnahme dieser Koralm-Achse zur Nebenbahn degradiert wer­den. Hier muss rechtzeitig gegengesteuert werden, indem man entsprechende S-Bahn-Konzepte nicht nur entwickelt, sondern auch finanziert. Es ist leider eben so, dass die Länder nicht in der Lage sein werden, und das Land Steiermark nicht in der Lage sein wird, das allein zu stemmen, denn diese S-Bahnen kosten vor allem die Länder sehr viel Geld.

 


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