BundesratStenographisches Protokoll836. Sitzung / Seite 88

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Initiative Erwachsenenbildung, denn ich begrüße alle Maßnahmen, die sicherstellen, dass Menschen ein Leben lang lernen dürfen, ein Leben lang Ausbildungen machen können und auch ein Leben lang Abschlüsse im Bildungssystem nachholen können. Es ist aus meiner Sicht zweitrangig, ob dies der Verwertbarkeit auf dem Arbeitsmarkt dient oder einfach der persönlichen Weiterentwicklung.

Die Initiative Erwachsenenbildung ist somit ein starkes Bekenntnis zum lebenslangen Lernen, und sie ist eine notwendige Ergänzung im Sinne der Durchlässigkeit unseres Bildungssystems. Diese Maßnahme ist eine Investition in die Zukunft. Dieses Geld ist sehr gut investiert.

Jeder Mensch hat ein Recht auf Bildung. Bildung ist ein Menschenrecht. Bildung ist ein anerkanntes Instrument, um Chancen zu erlangen, Chancen auszubauen und auch um Armut zu bekämpfen. Sie führt damit zur Emanzipation. Der Zusammenhang zwischen Bildungschancen und Chancen am Arbeitsmarkt – das wurde heute schon erwähnt – liegt ja auf der Hand und wird durch die aktuelle Arbeitslosenstatistik belegt. Um diesen engen Zusammenhang zwischen Bildung und Arbeit Rechnung zu tragen, macht eine entsprechende Verknüpfung, eine entsprechende Zusammenarbeit und Verschränkung des Bildungssystems mit dem Arbeitsmarktsystem sehr viel Sinn. In diesem Bereich möchte ich für eine noch stärkere Kooperation appellieren.

Es gibt einige europäische Länder, die uns in dieser Frage der Kooperation zwischen Bildung und Arbeit um einiges voraus sind. Dort werden junge Menschen beim Wechsel vom Bildungssystem in den Arbeitsmarkt durch das Bildungssystem noch intensiver und länger begleitet, vor allem auch dann, wenn sich dieser Wechsel schwierig gestaltet oder schwerfällt. Gerade dann brauchen junge Menschen stabile, konsequente, nachhaltige Beziehungen und eine Begleitung bei diesem Übergang. Diese Bezugspersonen sind im Idealfall natürlich auch gut geschult, pädagogisch geschult.

Diesem Anspruch kann das Bildungssystem am besten gerecht werden, wahr­schein­lich noch um einiges besser als das Arbeitsmarktservice, denn es geht hier nicht nur – wie vorhin schon erwähnt – um die Verwertbarkeit eines jungen Menschen für den Arbeitsmarkt, sondern es geht um seine Persönlichkeitsentwicklung, und es geht um das Erkennen und Fördern seiner Talente und Stärken.

Bildungssysteme aus anderen Ländern zeigen uns, dass hier eine breite Palette an modularen Angeboten, die dieser individuellen Situation eines jungen Menschen gerecht werden, sinnvoll ist. Eine jüngst veröffentlichte Studie des Österreichischen Institutes für Kinderrechte und Elternbildung zeigt, dass in jenen Ländern Europas die SchulabbrecherInnen-Rate niedrig ist, in denen die einzelnen Schulstandorte eine große Autonomie genießen, und dass dadurch auch eine hohe Professionalisierung der pädagogischen MitarbeiterInnen an diesen Standorten gefördert und ausgebaut wird. Infolge dieser Schulautonomie übernehmen die Menschen vor Ort eine große Verantwortung für jeden einzelnen Schüler und jede einzelne Schülerin. Das hat sich sehr bewährt.

Ich möchte noch auf eine andere Facette dieses Themas eingehen, die heute schon kurz erwähnt worden ist. Die aktuelle OECD-Studie zeigt ja, dass eine Million ÖsterreicherInnen nicht ausreichend die Schlüsselkompetenzen beherrschen. Diese Kompetenzen sind aber der Schlüssel für eine gesellschaftliche Teilhabe. Sie sind auch ein Mittel gegen gesellschaftliche Isolation. Bildung ist dementsprechend nicht nur wichtig für Chancen am Arbeitsmarkt, sondern generell – und das ist mir wichtig – für ein persönliches Weiterkommen. In diesem Zusammenhang begrüße ich also den vorliegenden Vorschlag zur Verlängerung dieser ursprünglich 2011 beschlossenen


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